Hier haben es Frauen besonders schwer
Das Wallis schickt erstmals eine Ständerätin nach Bern. Vielen Kantonen steht dieser Schritt noch bevor.

Als alle Debatten ausgetragen und alle Wahlzettel ausgezählt waren, betrug der Vorsprung gerade mal 1370 Stimmen. CVP-Politikerin Marianne Maret besiegte am Sonntag SP-Kandidat Mathias Reynard. Der Bergkanton schickt erstmals überhaupt eine Frau in den Ständerat. «Maret schreibt Geschichte», kommentierte Radio Rottu Oberwallis.
Damit verabschiedet sich das Wallis aus einer stattlichen Gruppe von Kantonen, die trotz der Einführung des Frauenstimmrechts vor 48 Jahren bisher nur Männern das Amt der Standesvertretung anvertrauten. Neben dem Wallis sind das Graubünden, Tessin, Freiburg, Schwyz, Zug, Glarus und Uri. Auch Baselland, Obwalden und die beiden Appenzell wählten bisher nur männliche Ständeräte. Diesen Halbkantonen steht aber nur jeweils ein Sitz in der kleinen Kammer zu. Insgesamt haben zwölf Kantone noch nie eine Ständerätin gestellt. Wer sie auf einer Landeskarte einfärbt, erkennt ein klares Muster: Entlang dem Alpenkamm haben es die Frauen besonders schwer.

Ständerat bleibt weit hinter Nationalrat zurück
Das Wallis ist allerdings nicht die einzige Männerbastion, die dieses Jahr gefallen ist. Auch der Kanton Uri wird mit Heidi Z'Graggen (CVP) ab nächstem Monat erstmals eine Frau in den Ständerat schicken. Auch Baselland macht bald einen Schritt hin zur Geschlechtergleichheit: Es steht bereits fest, dass der Kanton in den nächsten vier Jahren durch eine Frau vertreten wird. Beim zweiten Wahlgang vom 24. November entscheidet sich nur noch, wie die neue Ständerätin heisst – Daniela Schneeberger (FDP) oder Maya Graf (Grüne).
Damit sind den Frauen bis jetzt 8 Sitze in der neu gewählten Kleinen Kammer sicher. Doch dürfte die Frauenvertretung mit den noch anstehenden zweiten Wahlgängen weiter anwachsen. Gute Aussichten auf insgesamt drei Sitze haben die Frauen in der Waadt und in Genf. Im Kanton Bern sind zudem die Chancen von Grünen-Präsidentin Regula Rytz intakt. In den Kantonen Zürich, Aargau, Freiburg und Tessin kandidieren ebenfalls Frauen für den zweiten Wahlgang, doch sind die Männer hier die Favoriten.
Während im Nationalrat der Frauenanteil mit über 40 Prozent so hoch ist wie noch nie, wird in der Kleinen Kammer nur der stetige Rückgang der letzten Jahre wettgemacht. Mit 11 oder 12 von insgesamt 46 Sitzen würde der Frauenanteil wieder das Niveau von 2003 erreichen, also ein Frauenanteil von rund einem Viertel.

In der Waadt könnten allerdings mit Adèle Thorens (Grüne) und Ada Marra (SP) zum vierten Mal seit Einführung des Frauenstimmrechts beide Sitze eines Kantons von Frauen eingenommen werden. Bereits einmal durch zwei Frauen vertreten wurden bisher die Kantone Zürich (Monika Weber und Vreni Spoerry), Genf (Christiane Brunner und Françoise Saudan) sowie Aargau (Christine Egerszegy und Pascale Bruderer).
CVP hängt FDP ab
Die insgesamt geringe Frauenpräsenz im Ständerat der letzten Jahrzehnte führt Politologe Werner Seitz unter anderem auf die Dominanz der CVP im Stöckli zurück. Und die CVP-Ständeräte kämen meist aus Kantonen, die zu den Stammlanden der CVP gehörten und damit eher konservativ ausgerichtet seien. Zudem werde der Ständerat im Majorzverfahren gewählt, was die Hürde für eine Wahl erhöhe. Die jüngsten Wahlen in den Kantonen Uri, Luzern und im Wallis zeigten jedoch, dass auch CVP-Frauen aus den Stammlanden gute Chancen hätten, wenn die Partei voll auf eine Kandidatin setze.
Die bisher höchste Zahl von Frauen wurde 2003 im Ständerat erreicht, wobei in den 90er-Jahren bis 2003 vor allem FDP und SP für Frauenpräsenz sorgten. 2003, als mit 11 Ständerätinnen bisher am meisten Frauen gewählt wurden, war die FDP mit 5, die SP mit 4 und die CVP mit 2 Vertreterinnen präsent. Seither ging es im Ständerat vor allem bei den FDP-Frauen bergab. Auch im neu gewählten Ständerat wird höchstens eine Freisinnige sitzen, und das nur, wenn Daniela Schneeberger in Basel-Landschaft gegen die grüne Maya Graf gewinnt. Die CVP machte hingegen Boden gut und wird neu mit mindestens 4 Frauen vertreten sein. Noch nie eine Frau im Ständerat hatte die SVP.
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