Meisterfest-Ticker zum NachlesenYB-Meisterfeier wird als verregnetes Fest in Erinnerung bleiben
Die Meisterfeier der Young Boys startete auf dem Bundesplatz mit grossen Gefühlen, die der Regen kurze Zeit später etwas trübte. Wir berichteten live.
Der Regen hält an. Die DJs sorgen auch nach 21 Uhr für laute Musik. Vor der Bühne tanzen noch ein paar Dutzend Regenresistente.
Zeit für eine Bilanz: Die YB-Fans haben sich mittlerweile an den Gewinn des Meistertitels gewöhnt. Die ganz grossen Emotionen vermochte die Feier in diesem Jahr nicht zu wecken. Es kam hinzu, dass die Spieler ihre Trophäe – den Meisterpokal – noch nicht vorzeigen konnten.
Ein Fakt, der einer Masseneuphorie auf Knopfdruck etwas abträglich war. Und schliesslich kam hinzu, dass der plötzliche Wolkenbruch und der anhaltende Regen danach sich als echte Stimmungskiller erwiesen.
Die YB-Spieler haben nun genügend Zeit, sich auf den Cupfinal vom 4. Juni – den letzten Saisonhöhepukt – vorzubereiten. Dann werden im Wankdorf Stadion die ganz grossen Gefühle wieder im Spiel sein.
Damit schliessen wir die Berichterstattung zur Meisterfeier 2023 ab. Wir bedanken uns bei der Leserschaft für das Interesse.

Und da ist noch so ein Moment, wie ihn nur eine Meisterfeier bieten kann. Auf einmal taucht YB-Spieler Jean-Pierre Nsame in den Zuschauerrängen im Block A auf. Er wird natürlich sofort erkannt.
Viele junge und auch ältere Fans wollen sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und ein Selfie mit ihm machen. Der Stürmer willigt bereitwillig ein. Und dann begibt er sich zur Ostkurve und winkt den eingefleischten Fans zu.
Es regnet unerbittlich weiter. Kurz nach 20 Uhr übernehmen die DJs. ZMi, Nina Powlee & Pow! heissen die engagierten Plattenlegerinnen und -leger. Die Menge vor der Bühne verkleinert sich «nadisna».

Um 19.30 Uhr tritt ein alter Bekannter auf die Bühne: Die YB-Legende Guillaume Hoarau sorgt mit seinem Gesang bei den Fans für Begeisterung. Er hat die Band «Take This» im Rücken.
Der 39-Jährige ehemalige Torschützenkönig ist bei den Fans immer noch sehr beliebt. Als er den Bob-Marley-Song «One love» anstimmt, gehen die Hände der begeisterten Fans in die Höhe.
Dann kommen die ganze Mannschaft und der Staff auf die Bühne. Stimmungskanone Hoarau gibt seinen Hit «On est tous ensemble, on va faire la fête» zum Besten und bittet die Spieler aus Afrika zum Tanz.
Zum Schluss stimmt er in einem ausgezeichneten Berndeutsch «Scharlachrot» von Patent Ochsner an. Die Fans im Stadion singen begeistert mit. Als nicht sehr textsicher erweist sich Sandro Lauper, dem Hoarau mehrmals das Mikrofon hinhält. Doch der Text will dem YB-Mittelfeldspieler nicht einfallen.

Der Wettergott kennt kein Erbarmen mit den YB-Fans. Es regnet immer noch stark. Doch vor der aufgestellten Bühne lassen sich ein paar hundert Unverdrossene die Stimmung nicht verderben. Die restlichen mehreren tausend Fans haben auf den Stadionrängen Schutz vor dem Regen gesucht.
Viele nippen an einem Bier. Um 19.10 Uhr folgt ein musikalischer Höhepunkt: Lo & Leduc sorgen für Stimmung. Lo ist fast ganz in Weiss gekleidet und trägt eine weisse Mütze, während sich Leduc für hellblaue Töne entschieden hat. Und beide tragen – natürlich – einen YB-Schal.

Als Highlight ihres YB-Meisterkonzerts im Wankdorf gaben die Berner Rapper den legendären YB-Einlaufsong zum besten. Das Publikum honorierte es.
Für Raphael Wicky seien es unglaubliche Emotionen: «Den Umzug durch die Berner Altstadt werde ich nie vergessen», so der Meistertrainer.

Während im Stadion die Mannschaft auf die Bühne tritt, wummern die Bässe. Die Spieler applaudieren den Fans. Diese wiederum feiern die Spieler, indem sie ihre Halstücher in die Höhe strecken und ihren Stars zurufen.
Christian Fassnacht sagt: «Es ist unglaublich, dass so viele Leute hier sind. Das zeigt wie verbunden der Verein mit der Stadt ist.» Grosser Jubel und Laola-Wellen für die Mannschaft. Vom Wetter will sich niemand die Party vermiesen lassen. «Einfach geniessen», sagen mehrere Spieler.
Momentan spielt der Schweizer Mundartmusiker Oli Kehrli im Wankdorf Stadion. Später treten noch… Wurzel 5 und Lo und Leduc auf. «Hie ghöri häre, hie isch mis Deheimä!»

Aus den Lautsprechern ertönen die «Toten Hosen». Sie singen (leider passend) vom Ende, das nicht in Sicht ist – wie beim Regen. Die meisten Leute im Stadion stehen im gedeckten Teil. Ein kleiner Teil ist vor der Bühne, der grosse Teil aber bei den Sitzplätzen.
Kinder rennen im leeren Stadion umher, man wartet bis die Party wieder anfängt, raucht eine Zigarette, trinkt ein Bier, isst eine Bratwurst. Derzeit sind es wenige Tausend, die auch hungrig auf die Mannschaft und die Konzerte sind.
Die Meisterfeier hat es verregnet. Hier zeigt sich nun, wer zu den wahren und wer zu den Modefans gehört.
Viele verlassen den Umzug zum Stadion. Ob sie später noch ins Stadion gehen? Einige sind noch unschlüssig, andere beschliessen, sich umzuziehen, um trocken und gut ausgerüstet wieder loszuziehen. Die Berner wollen sich die Feier nicht vermiesen lassen.

Wegen des strömenden Regens bewegt sich der Umzug nun schneller vorwärts. Viele haben einen Unterschlupf gesucht. Beim Coop Schönburg warten geschätzt 50 bis 60 Personen, dass der Regen nachlässt.
Im Rosengarten haben Fans nebst dem einsetzenden Regen auch noch mit dem Rauch zu kämpfen, der von den Pyros verursacht wurde – und den der Wind jetzt den Hang empor trägt.
Kurz vor der Nydeggbrücke kommt der Zug zum stehen. Die Hardcore-Fans machen Platz für den Lastwagen und Stimmung für die Spieler. Es regnet weiterhin leicht. Doch viele Fans haben eine Regenjacke oder einen Schirm dabei, dem Rest ist es egal. Die Gerechtigkeitsgasse ist dermassen in Rauch gehüllt, dass der Lastwagen kaum mehr zu sehen ist. Am Umzug nehmen schätzungsweise mehrere tausend Personen teil.

Der harte Kern führt den Fan-Marsch durch die Berner Altstadt an. Die Klassiker wie «Fuessbau-Schwizer-Meister, BSC» werden skandiert. Pyros und Rauchpetarden vernebeln teilweise Geist und Gasse, doch kurz darauf fährt auch der Partybus durch die Kramgasse. Die Leute tanzen zu Partymusik aus den 80ern, die vom Lastwagen her dröhnt. Die Mannschaft trägt mittlerweile schwarze Regenschirme – natürlich mit YB-Logo. Immerhin halten die Lauben die Fans trocken.
Züri-West-Klänge auf dem Bundesplatz und Pyros in den Altstadtgassen: So setzte sich der Umzug kurz vor 15 Uhr in Bewegung.
«Hie isch mis daheime» dröhnt es aus den Lautsprechern. Der YB-Meistertross setzt sich in Bewegung in Richtung Stadion. Nsame, Itten, Fasnacht und Co. schmeissen YB-Merch in die Menge, was gut ankommt. Währenddessen stimmen die DJ's Züri West an: «Irgendeinisch fingt ds Glück eim».

Der YB-Meisterbus ist vor dem Bundeshaus vorgefahren. Sofort drängen sich die Leute vor die Absperrung. Die ersten Spieler steigen aus, die Menge jubelt. Sie tragen die Meistershirts und einen YB Schal. Die Spieler tragen das Bier, das sie trinken werden, gleich selber auf die Bühne des Lastwagens. Mittlerweile haben sich rund tausend Leute eingefunden. Das Wetter ist wechselhaft, es ist für die schwarzgelben Fans zu hoffen, dass die Meisterfeier nicht verregnet wird.

Früher hatte Viktor noch im alten Wankdorfstadion als Fan hinter dem Tor gestanden. Später stellte er mit Ehefrau Rahel im Neufeld dem Sohn ein «Schemeli» hin, damit dieser besser sehen konnte. Am 25. Hochzeitstag der beiden wurde YB nach zum ersten mal nach 32 Jahren Meister. Diesmal sei es auch schön gewesen, allerdings sei niemand ist auf das Spielfeld gerannt.
Im Vergleich zu 2018 wird sichtlich weniger dick aufgetragen. Eine Bühne gibt es keine auf dem Bundesplatz, dafür zwei Lastwagen vor der Bundeshauskulisse, wo sich die Fussballhelden einfinden dürften. Das trotz Wolken warme Wetter hat bereits mehrere hundert Leute angelockt – bis zum offiziellen Beginn um 15 Uhr dürften es noch mehr werden. Die Stimmung ist friedlich, der Funken dürfte erst überspringen, sobald sich die Hauptpersonen – die Spieler – zeigen.
Die Polizei erinnert derweil an das erwartete hohe Verkehrsaufkommen:
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