Heute kommt das 4G-Netz – für ein Handy
Als erste Anbieterin schaltet die Swisscom die nächste Mobilfunkgeneration auf. Wer ein LTE-Smartphone besitzt, surft schneller im Internet. iPhone-5-Besitzer müssen länger warten. Und nicht alle Kunden der Infinity-Abos profitieren von der Maximalgeschwindigkeit.
Die Swisscom startet heute die neue Mobilfunkgeneration LTE fürs breite Publikum in der Schweiz. Damit werden viel höhere Geschwindigkeiten bei Surfen unterwegs geboten. Das Nachsehen haben allerdings vorerst noch iPhone-Besitzer und Prepaid-Kunden.
Apple werde erst im Januar oder Februar ein Software-Update bringen, damit auch iPhones und iPads LTE nutzen könnten, sagte Swisscom-Privatkundenchef Christian Petit vor den Medien in Zürich. Zum Start steht allerdings lediglich das HTC One XL zur Verfügung, Anfang Dezember folgen das Samsung Galaxy SIII 4G, das Samsung Galaxy Note 2 4G, und das Nokia Lumia 920.
Diese können mit maximal 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) unterwegs Filme oder Musik herunterladen. Bisher beträgt das Höchsttempo auf dem Mobilfunknetz mit der bisherigen Technik HSPA theoretisch 42 Mbit/s. Von den maximal möglichen 100 Mbit/s profitieren laut Swisscom-Mediensprecher Carsten Roetz aber nur Kunden mit dem Abo Infinity XL. «Trotzdem surfen sämtliche Kunden mit 4G/LTE-fähigem Handy und Surf-Abo schneller, weil 4G/LTE mehr Kapazität schafft. Mehrere Kunden können so gleichzeitig mehr Daten schneller übertragen. Zudem wird das 3G-Netz entlastet», sagt Roetz.
Die Realität beim Höchsttempo sieht ohnehin ganz anders aus: Für 80 Prozent der bisherigen Handys wie beispielsweise für das iPhone 4S ist spätestens bei 14,4 Mbit/s Schluss, wie der der Leiter der Swisscom-Mobilnetzentwicklung, Patrick Weibel, am Rande im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda sagte. Im Durchschnitt über einen Tag gemessen stünden den Kunden an belebten Orten 3,5 bis 5,5 Mbit/s zur Verfügung.
Schneller verbunden
Neben der höheren Geschwindigkeit biete LTE (Long Term Evolution) auch eine viel kürzere Reaktionszeit. Das sei wichtig für alle Live-Anwendungen wie beispielsweise TV auf dem Tablet-Computer, erklärte Petit. TV unterwegs sei ohne LTE ausserhalb von WLAN-Zonen kaum möglich. Auch für das Herunterladen von Musik und Videos oder Dienste in der Datenwolke (sog. Cloud) brauche es die neue Mobilfunkgeneration.
Bewegte Bilder sind nicht nur die grössten Datenverursacher, sondern auch die «ungeduldigsten» Anwendungen. Während man auf ein E-Mail einige Sekunden warten kann, nervt es ungemein, wenn beim Film immer wieder das Bild zerbröselt, weil die Daten zu langsam angeliefert werden.
Auch normale Kunden profitieren
Zudem biete LTE mehr Kapazität, womit das Mobilfunknetz viel mehr Daten übertragen könne. «Ohne LTE ist unterwegs Surfen in grossen Städten bald nicht mehr möglich», sagte Petit. Denn die Datenmenge verdopple sich auf dem Swisscom-Netz alle 16 Monate.
Damit kommt LTE auch jenen zugute, deren Handys oder Abonnements die neuen Geschwindigkeiten gar nicht zulassen. Denn mit LTE steht für die Powersurfer bildlich gesprochen eine zusätzliche Überholspur zur Verfügung, wodurch der Verkehr auf den bisherigen Übertragungswegen dünner und folglich schneller wird.
In die Röhre schauen aber vorerst noch die Bahnreisenden auf den Intercitystrecken. Es sei das Ziel, die vielgenutzten SBB-Strecken Zürich-Bern und Genf-Lausanne bis Ende nächsten Jahres mit LTE auszurüsten, sagte Petit der sda. In der Zwischenzeit wollen die SBB den Empfang in den Waggons mit der bisherigen Technik verbessern.
Sukzessiver Ausbau
Zum Start bringt die Swisscom LTE fürs breite Publikum an 26 Orten, nachdem sie bisher Pilotprojekte in sieben Tourismusregionen sowie den Städten Bern und Zürich durchgeführt hatte. Damit kommen 20 Prozent der Bevölkerung in den Genuss der neuen Mobilfunkgeneration.
«In einem Jahr werden wir 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung abdecken können», sagte Petit. Gleichzeitig werde die bisherige Mobilfunktechnik HSPA ausgeweitet, die dann praktisch überall in der Schweiz zur Verfügung stehen soll.
Die Konkurrenz von Swisscom bringt LTE Monate später. Sunrise zündet den Datenturbo auf dem Mobilfunknetz im nächsten Frühjahr in 14 Städten und fünf Wintersportorten, wie der zweitgrösste Telekomanbieter ebenfalls am Mittwoch bekannt gab. Orange ihrerseits startet das Hochgeschwindigkeitsnetz der 4. Generation am 1. Juni 2013 in zehn grösseren Städten fürs breite Publikum.
Bereits im Blick hat Swisscom-Marketingchefin Alexandra Reich die nächste Stufe. In zwei bis drei Jahren dürfte LTE Advanced eingeführt werden. Damit könnte die Geschwindigkeit auf dem Mobilfunknetz auf 300 Mbit/s steigen, sagte Reich der sda.
SDA/mw/bru/ah
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