Heuschrecken, Haschisch, Halleluja
Es ist Heiligabend – und die Super-League-Vereine werden beschenkt. Die Geschenke sind humorvoll oder sinnstiftend, ausgefallen oder polemisch – und vor allem augenzwinkernd zu betrachten.

CC und die Winterspiele Sion erhält eine Audienz beim mächtigsten Walliser geschenkt. Fifa-Präsident Sepp Blatter kann Christian Constantin von Weltherrscher zu Wallisherrscher bestimmt fintenreich erklären, wie man sich Stimmen beim Internationalen Olympischen Komitee kaufen (politisch korrekt: besorgen) kann. Dann kann sich CC Top ganz auf seine Vision, die Winterspiele 2026 im Wallis auszutragen, konzentrieren. Angenehmer Nebeneffekt für den FC Sion: Der mit IOC-Funktionären beschäftigte Constantin wird nicht mehr alle drei Stunden den Trainermarkt sondieren. Und in seinem geliebten Fussballland Italien hat so was ja einst auch dem AC Milan geholfen. Der früher ruhmreiche Klub war stets dann am besten, wenn sich sein schillernder Präsident Silvio Berlusconi politisch betätigte und Gesetze erfand, die seinen Reichtum mehrten oder ihn vor dem Gefängnis bewahrten. Vielleicht verpflichtet CC ja Berlusconi gleich als zweiten Berater.
FCB steigt eine Liga auf Basel bekommt einen Übertritt in die Bundesliga. Damit der FCB endlich im Tagesgeschäft gefordert ist – und nicht wie in dieser Saison komplizierte Personalbeschaffungsmassnahmen im Rotationsgewerbe erfinden muss, um sich nicht total zu langweilen.
Positiv ist der Abgang Basels auch für die Super League. Sie wird spannend und unberechenbar – und bekommt vielleicht irgendwann tatsächlich sogar einen Meister aus Bern.
Strapsenriese Hoarau YB ist ständig auf der Suche nach neuen Einnahmequellen und erhält einen Sponsor, der sich die Namensrechte am Stadion sichert und einen Hauch von Erfolg im Verein verbreitet. Im Paket liegen gelb-schwarze Strapsen, denn das Stade de Suisse wird in Zukunft Triumph-Arena heissen. Der Unterwäscheriese Triumph sichert sich umfangreiche Werberechte. So dürfen die Besucher stets einen Akteur auswählen, der sexy gestylt aufläuft. Uli Forte dirigiert in Reizwäsche an der Linie, Yvon Mvogo hechtet im hautengen Einteiler, Strapsenriese Guillaume Hoarau kreiert neue, unerwartete Absatzmärkte im Dessousbereich.
Rappenzählen im Oberland Thun findet in seinem schicken Päckli bloss einen kleinen, weissen Zettel. Es ist die Aufnahmebestätigung in den Spendenkatalog bei «Jeder Rappen zählt». Die Sammelaktion der Fans war erst der Anfang, denn einen Mäzen werden die finanziell gebeutelten Thuner kaum je finden. Wobei: Bei YB würde es ja auf die eine oder andere Million Minus mehr oder weniger in der Jahresrechnung kaum mehr ankommen.
Kifferparadies Grashoppers GC darf sich über 20 Tonnen Haschisch freuen, welche für kollektiven Gedächtnisschwund sorgen sollen. Die rund 2427 handgezählten Fans vergessen nach der Rauchorgie die desaströse Entwicklung des Rekordmeisters.
Es benötigt eine derart grosse Menge Rauschmittel, damit sich die Klubstreithähne – Trainer Michael Skibbe und Captain Veroljub Salatic – wieder ohne vernebelte Sinne in die Augen schauen können. Das riesengrosse Päckli riecht allerdings streng verdächtig, die Eishockeyaner Peter Guggisberg und Fabian Sutter wissen bestens Bescheid. Doch für Nachschub ist gesorgt. Zum Glück hat GC ja mit Obergärtner und Geldgeber Heinz Spross eine ausgewiesene Fachkraft in den eigenen Reihen. Er stellt seine Gewächshäuser zur Verfügung, damit der Cannabis prächtig gedeihen kann. Zur Abschreckung stellen die Grashoppers jede Menge Vogelscheuchen auf, was auch gleich Klubgeist Erich V. wirkungsvoll vertreibt.
Revolution zu IBDG Canepa Zürich wird mit einem arabischen Frühling beglückt. Schlüsselspieler Yassine Chikhaoui soll nicht nur wieder einen Herbst lang tanzen. Im Zuge der unblutigen Revolution wird der FCZ in IBDG Canepa umbenannt. IBDG bedeutet «Ich Bin Der Grösste».
Im Organigramm stehen vom Verwaltungsratspräsidenten bis zur Assistentin der U-2-Junioren fortan nur noch die Namen Ancillo und Heliane Canepa. Diktatur nach dem Umsturz – das ist mal was Revolutionäres.
Schummeln mit Mutsch St.Gallen findet einen abgenutzten, dreckigen afrikanischen Pass, bloss notdürftig verpackt. Damit Mario Mutsch, der Spieler mit der schönsten grauen Mähne der Liga, bei seinem Alter auch etwas schwindeln darf. Das erste Präsent, den argentinischen Skandalspieler Raul Bobadilla, lehnten die St.Galler entrüstet ab. Ein bisschen Wahnsinn würde der grauen Maus zwar guttun. Aber er muss ins Budget passen. Beim FCSG wird schliesslich seriös gewirtschaftet, im Fall.
Alternativliga im Fürstentum Vaduz erhält eine Einladung für eine ausserordentliche Generalversammlung. Es geht um eine Fusion mit den Rapperswil-Jona Lakers. Einziges Traktandum: Wie schaffe ich es, dass sich jemand für meinen Verein interessiert? Die beste Idee ist, dass die unerwünschten Aussenseiterklubs einen Neustart in der Alternativliga lancieren. Dort fallen die tiefen Zuschauerzahlen niemandem auf. Erwogen wird auch ein Wechsel ins Fürstentum Liechtenstein oder (noch smarter) in den Vatikan. Einfach möglichst weit weg –und endlich einmal nicht am Tabellenende.
Nachbarschreck vertreiben Aarau darf auch mal etwas ausgefallen sein: Das Weihnachtsgeschenk, eine monumentale Heuschreckenplage, verjagt mühsame Nachbarn, die als bünzlige Nein-Sager einen Stadionneubau verhindern. Der Rasen des Brügglifelds ist danach zwar im Eimer, aber GC, sinnigerweise der Verein mit der Heuschrecke im Wappen, ist froh darüber – die 20 Tonnen Haschisch haben nicht gereicht, damit alle Fans ihr tristes Dasein als Hoppers-Supporter ertragen können. Und so wird das Brügglifeld zum Anbaugebiet umfunktioniert – ohne Einsprache aus der Bevölkerung.
Weltraum einfach für Stierli Luzern kriegt die aufwendigste Gabe ab: eine Weltraumfahrt – one way! An Bord setzt der FCL unverzüglich den lästigen Ehrenpräsidenten Walter Stierli. Weil die anderen Vereine eifersüchtig auf das teure Geschenk sind, erwirken sie einen Moduswechsel bei der Präsenteverteilung – und dürfen auch Nominationen für die Reise zum Mond abgeben. Drei Vereine schicken den FC Vaduz ins All, drei Vereine den FC Basel, ein Klub meldet den Nachbarn an – und bei GC wird noch immer fröhlich gestritten, ob Skibbe oder Salatic mitfliegen soll.
Am Ende kommen sie ohnehin alle zurück auf die Erde, denn der unerbittliche Nachbar hat kurz vor der Himmelspforte erfolgreich Rekurs gegen die Fahrt eingelegt – der Abgastest der Rakete sei abgelaufen. Und so kehren alle Vertreter der Mondreise pünktlich zum Start der Rückrunde in die Schweiz zurück. Und das ist gut so.
Frohe Festtage! Die Fussballredaktion (berauscht, nicht bekifft)
BZ
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