Henkel und Zange richtig eingesetzt
Zum dritten Mal findet das Haslital Mountain Festival, der Weltcupauftakt im Sportklettern, statt. Neu ist dieses Jahr die Wand, die spektakulärere Kletterrouten erlaubt. Doch wie entsteht eine solche Route?
«Wir schrauben Probleme, bei denen die Lösungen nicht so sichtbar sind», sagt Christoph Zaugg und wendet sich gleich wieder der Wand zu. Einer Kletterwand, 30 Meter lang, 5 Meter hoch, die seit Mittwoch in der Tennishalle in Meiringen steht.
Der Zofinger Zaugg ist zusammen mit drei anderen Routenbauern daran, die Boulder für den Nachwuchswettkampf am Sonntag am 3. Haslital Mountain Festival zu bauen.
«Pro Boulder, also die Route, haben wir circa 20 bis 30 Minuten», so Zaugg. Das Testen ist dabei noch nicht eingerechnet. Da Zaugg und seine Kollegen sich die Kletterrouten für die Jüngeren und damit Kleineren ausdenken, müssten sie immer deren Körpergrösse vor Augen haben.
«Wir schrauben Probleme, bei denen die Lösungen nicht so sichtbar sind.»
«Wir müssen ihr Kletterniveau kennen und dieses so treffen, dass mindestens jemand die Route klettern kann. Wenn sie es aber alle schaffen, ist das auch nicht gut», sagt Zaugg lachend.Die nigelnagelneue Wand besteht aus 24 Elementen, damit können die Boulder-Probleme noch spektakulärer gebaut werden.
«Bei den bisherigen Wänden stand für eine einzelne Route ein 3 Meter breiter Bereich zur Verfügung, mit der neuen Wand sind die Boulder-Bauer flexibler», erklärt Bauchef Christian Anderegg.
Die Wand selbst hat schon Ausprägungen, um aber dem Ganzen noch eine «natürlichere Linie» zu geben, setzt Christoph Zaugg sogenannte Volumen ein – rundliche aus Fiberglas oder kantige aus Holz. Die Griffe selbst kommen in verschiedenen Farben daher, «pro Boulder wird eine Farbe verwendet, so ist die Linie für den Athleten klar», erklärt Zaugg. Griffe gibt es diverse, die wichtigsten fünf sind der Tritt, die Zange, die Leiste, der Henkel und der Sloper.
«Der Sloper wird dazu benutzt, die Hand aufzulegen, bei der Zange halten sich die Kletterer mit dem Daumen fest», erklärt Zaugg. Der Tritt ist, wie es das Wort schon sagt, vor allem für die Füsse gedacht. «Jeder Griff darf aber mit allen Körperteilen benutzt werden, da gibt es keine Vorschriften.»
Steht die Route mit all den individuellen Volumen und Griffen fest, werden die Elemente an der Wand gekennzeichnet, ein Foto gemacht und einzelne Teile auf eine Schnur aufgezogen. Anschliessend werden die «Päckli» abgeschlossen.
Aufbauteam ist eingespielt
«Für die Routenbauer und ihre Elemente bauen wir hinter der Wand abschliessbare Räume», sagt Bauchef Anderegg. Ebenso für den Samariterverein Meiringen. «Drei Samariter und ein Wettkampfarzt werden ständig vor Ort sein.» Bereits vor einer Woche hat für Anderegg und sein Team die Arbeit begonnen.
«Es ist immer ein enger Zeitplan, da ja bis zum Mittwochabend vor der Eröffnung noch Tennis gespielt wird und wir so auch weniger Miete zahlen müssen.» Er kann aber auf ein eingespieltes Team von elf Helfern zählen, die meisten sind von Anfang an, also zum dritten Mal, dabei.
«Alle arbeiten auf dem Bau, jeder weiss, was er zu tun hat, so macht es Spass.» Anderegg hat für den Auf- und Abbau extra zwei Wochen Ferien genommen, ebenso seine engsten Helfer Nik Kohler (OK-Vizepräsident) und Beat Schläppi (Leiter Helfer). Auch die übrigen Helfer arbeiten alle ehrenamtlich.
«Alle arbeiten auf dem Bau, jeder weiss, was er zu tun hat, so macht es Spass.»
20 Tonnen Material hat Andereggs Team innerhalb von acht Stunden in die Halle geschafft, baute die neue Wand und drei Zelte auf. Auch ein Technikturm für die Livestreamübertragung entsteht. Der internationale Verband IFSC stellt die Crew, übertragen wird unter anderem ins japanische TV.
Nach dem Weltcup werden zwei Drittel der Wände, die dem Schweizer Alpen-Club gehören, in Balm beim Flugplatz eingelagert, ein Drittel geht nach Biel ins Nationale Leistungszentrum der Nationalmannschaft. Ab Dienstagabend wird dann in der Tennishalle wieder Tennis gespielt.
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