Hausgemacht ists am besten
In der Ausbildung von Unihockey-Junioren nehmen die Berner eine Führungsrolle ein. Köniz, Wiler-Ersigen und die Tigers Langnau produzieren seit Jahren Spieler, die in der NLA reüssieren. Thun ist auf bestem Weg dazu.
Junioren bilden das Kapital von Sportclubs. In Zeiten, in denen Vereine aus diversen Sportarten oft händeringend um die Gunst von Sponsoren buhlen, gehört eine gezielte Jugendförderung zum guten Ton und entlastet das Budget. Im Unihockey gebührt den Berner Clubs in der Ausbildung eine Vorreiterrolle. Floorball Köniz, Wiler-Ersigen und die Tigers Langnau bildeten in den letzten Jahren etliche Akteure aus, die in der NLA agieren, viele fungieren als Eckpfeiler und Integrationsfiguren in ihren Clubs.
Bei den drei Vereinen stehen auch aktuell viele «hausgemachte» Spieler in den Kadern. Durchliefen bei Wiler-Ersigen und den Tigers mehr als 60 Prozent des Ensembles mindestens eine Saison im eigenen Nachwuchs, sind es bei Köniz fast 80 Prozent. Nur zwei Schweizer – es stehen noch drei Ausländer im Kader – zogen die Könizer nicht selber ins Fanionteam hoch (siehe Grafik). Es ist eine tolle Quote, die belegt, was mit einer klaren Strategie und gut ausgebildeten Trainern machbar ist.
Identifikation in Köniz
«Die Juniorenförderung ist ein wesentlicher Teil unserer Strategie. Wir sind ein Ausbildungsclub», erzählt Sportchef Heinz Zaugg. Seit Jahren verfolgen die Vorstädter ihren Plan und investieren in gut ausgebildete Trainer. Diese Experten legen Wert auf eine ausgeklügelte Taktik, geben den Jungen spielerische Werkzeuge in die Hände. «Unser Nachwuchs soll bestmöglich auf die NLA vorbereitet werden», sagt Zaugg.
Dabei beharren die Verantwortlichen nicht auf eine Quote, wie viele Spieler dereinst den Sprung bewerkstelligen müssen. «Das hängt auch von Konstellationen in der Kaderstruktur zusammen. Aber wir werden auf den Positionen 20 bis 24 immer lieber einen eigenen Junior integrieren als jemand von auswärts», erklärt Zaugg. Die hartnäckige Aufbauarbeit mündete in der letzten Saison nicht nur im ersten Meistertitel, sie stiftet auch Identifikation. «Unser Zuschauerschnitt war noch nie so hoch wie aktuell», sagt Zaugg, «das könnte daran liegen, dass die Fans viele Könizer zu Gesicht bekommen.»
Auch die Nationalequipe profitiert von der Talentschmiede. Akteure wie Manuel Maurer, der seit dieser Saison in Schweden seine Tore bucht, oder Ausnahmetalent Jan Zaugg, der im Begriff ist, zu einem der weltbesten Akteure aufzusteigen, sind Schlüsselspieler der Landesauswahl.
Der letzte Schliff bei Wiler
«Nachwuchs trifft auf Erfolg», lautet der Leitsatz bei Wiler-Ersigen. Die Unteremmentaler beherrschen die nationale Meisterschaft auf Stufe U-21 seit drei Jahren, holten jeweils den Titel. Zudem sind sie auch bei der U-18 und in der U-16 in der höchsten Liga sehr stark unterwegs. «Die altersgerechten, taktischen Grundlagen werden in allen Teams gleich trainiert, sodass ein nahtloser Übertritt in die nächsthöhere Mannschaft problemlos möglich wird», heisst es im Leitbild. Entsprechend durchlässig ist das Modell auch beim Rekordmeister (11 Titel).
Zuletzt holte der Club auch Talente aus anderen Regionen wie der Ostschweiz, die dann in der U-21 quasi fertig ausgebildet wurden. Im Kader figuriert mit Michal Dudovic (19) zudem ein junger Tscheche. Wiler verpflichtete ihn als 17-jähriges Talent. In der U-21 erhielt Dudovic in seiner ersten Saison den letzten Schliff, in der zweiten Spielzeit kam er zu sporadischen Einsätzen in der ersten Equipe. In der aktuellen Kampagne lief er bereits 14-mal in der NLA auf. Die Equipe von Wiler-Ersigen umfasst also viele selbst ausgebildete Akteure, ist aber deutlich weniger regional ausgerichtet als etwa in Köniz.
Die Vision der Tigers
In erster Linie mit Emmentalern bestückt ist hingegen die NLA-Equipe der Tigers Langnau. Nebst etlichen Spielern aus der Tigers-Schule lernten einige das Unihockey-Abc entweder bei Grünenmatt (NLB), bei Eggiwil (1. Liga) oder bei Wiler-Ersigen. Der Bezug zur Region ist somit bei fast allen Akteuren gegeben. «Wir sind in der Region ein Vorzeigeverein. Junioren aus kleineren Clubs, die sich verbessern wollen, wissen, dass bei uns im Leistungsbereich viel passiert, und kommen zu uns», erzählt Erich Kropf, Sportchef der U-21.
Man sei stolz auf den Nachwuchs, sagt Kropf, fügt aber an:«Vor vier, fünf Jahren drohten wir auf einigen Stufen den Anschluss zu verpassen. Seither haben wir die Bemühungen wieder intensiviert.» Fast 30 Spieler umfasse die aktuelle U-21. «Das führt zu einer grossen Konkurrenzsituation. Auch starke U-18-Akteure spielen schon eine Stufe höher. In zwei bis drei Jahren sollten dann einige Junge bereit sein für die NLA», erklärt Kropf. Die Tigers verfolgen eine Vision, wollen in Zukunft noch mehr Junioren im ohnehin schon mit vielen Einheimischen bestückten Fanionteam unterbringen.
Neues Modell in Thun
Noch nicht ganz so weit in der Jugendförderung wie die drei Traditionsvereine ist der UHC Thun. Ungefähr jeder dritte Spieler im aktuellen NLA-Team agierte einst im eigenen Nachwuchs. Doch die Oberländer holen massiv auf, legten zuletzt eine solide Basis, um dereinst auf einen Fundus an gut ausgebildeten Junioren zurückgreifen zu können. «Die Vision des Clubs lautet, sich in der NLA möglichst weit vorne zu etablieren. Der Weg dazu muss über den Nachwuchs führen», erzählt Präsident Rolf Bolliger. Eine Hauptrolle spielt die in den letzten Jahren ins Leben gerufene Zusammenarbeit der Vereine im Berner Oberland (ZuBeo).
Diverse Clubs aus der Region gehören dem Verbund an, wobei den Thunern der Lead im Leistungsbereich bei den Junioren obliegt. So landen die Toptalente früher oder später in Thun, was sich bereits extrem positiv auf die Jugendbewegung ausgewirkt hat. So stellen die Thuner in der U-16, der U-18 und in der U-21 ein Team in der obersten Liga. «Dass wir überall in der höchsten Stärkeklasse vertreten sind, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt Bolliger. Überdies plant der über 300 Mitglieder starke Verein, einen Ausbildungschef zu installieren, um die Lücke zu den Topteams weiter zu schliessen.
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