Teure E-BikesHauptsache, ver(un)sichert
Wenn die Suche nach einer pragmatischen Versicherung in totaler Verunsicherung endet.

Ich hatte ja gedacht, meine Aufgabe sei eine leichte, als ich mich anerbot, nach einer geeigneten Versicherungslösung für unser E-Bike zu suchen, das wir als Familie gemeinsam angeschafft hatten. Doch das war weit gefehlt. Wobei, wenn ich die Geschichte von ganz vorne aufrolle, schon das Wort «angeschafft» überhaupt nicht das richtige ist: Wir besitzen neuerdings ein massgefertigtes, motorunterstütztes Tandem, auf dessen vorderem Platz auch das Mitfahren für Personen möglich ist, die aus körperlichen Gründen allein nicht radeln können. Dieser «Chlapf», wie wir ihn mittlerweile nach Zitat unserer Grossmutter nennen, ist unübertrieben das Beste an fahrbarem Untersatz, was unsere ganze Familie je besessen hat. Und er war ein unglaublich grosszügiges Geschenk von einem Haufen lieber Leute in unserem Umfeld, für das wir wirklich ewig dankbar sein werden.
Und auch wenn ich behaupten würde, dass der emotionale Wert dieses Fahrrads den preislichen schon längst übersteigt: Es war teuer. Deswegen wollen wir den Chlapf ja auch entsprechend versichern.
Also begab ich mich in die Welt der unbegrenzten Versicherungsmöglichkeiten. Die Angebote gehen von einigermassen preiswerten bis hin zu Prämien in absurden Höhen, mit denen nach spätestens drei Jahren ein neues Gefährt längst wieder abgezahlt wäre. Es gibt eine 24-Stunden-Pannenhilfe, für den Fall, dass das E-Bike des Nachts mitten im Nirgendwo seinen Dienst versagt. Eine Garantieverlängerung für den Fall, dass der Bordcomputer, die Schaltung oder der Nabendynamo einen Tag nach Ablauf der Herstellergarantie den Geist aufgeben. Einen Vollkaskoschutz für den Fall des Unfalls. Eine Neuwertversicherung für den Fall, dass das Velo wegkommt. Nicht zu vergessen: Eine Akkukurzschlussversicherung für den wirklich wahrscheinlichen Fall, dass die Batterie beim Laden einen Stromschlag erleidet. Und das müsste ja dann wiederum ausserhalb der Herstellergarantie, Garantieverlängerung und grundlegenden Hausratversicherung passieren.
Je länger ich mich mit den möglichen Schadensszenarien und spezifischen Versicherungen befasste, desto unsicherer fühlte ich mich in der Welt. Ein Abgrund tat sich auf zwischen dem Gefühl, eigentlich nur eine pragmatische Lösung zu suchen, und der Angst, dass das überhaupt nicht pragmatisch, sondern eigentlich fahrlässig ist. Komplette Verunsicherung anstatt rundum versichert: Ist es das, was die Versicherungen eigentlich wollen?
Bei mir jedenfalls hat die Recherche vor allem eines ausgelöst: Während wir zu zweit – bisher unfallfrei – in die Pedale treten, läuft vor meinem inneren Auge ständig ein Film von spektakulären Schadenssituationen. Das ist sogar richtig aufregend.
Und seien Sie unbesorgt, das Velo haben wir mittlerweile versichert.
Fehler gefunden?Jetzt melden.