Hartes Ringen um die Schulmodelle
Die einen propagieren Modellvielfalt, die anderen ein einziges Modell. An einem Podium waren sich die Politiker nur in einem Punkt einig: Die Schulen benötigen Ruhe und einen Reformstopp.
«Euch stört das erfolgreiche Manuel-Schulmodell», warf der FDP-Stadtrat Pascal Rub seinen politischen Gegnern vor. Aus Angst, die Linke könnte dereinst das beliebte Schulmodell angreifen, fordern die Bürgerlichen, dass alle Berner Schulen nach dem Modell Manuel unterrichten (siehe Kasten).
In neun von zwölf Berner Oberstufenschulen hat sich das Modell bis heute durchgesetzt. Lehrer unterrichten dabei Real- und Sekundarschüler grundsätzlich in getrennten Klassen. Den Schülern bleibt die Möglichkeit, in den Fächern Mathematik, Deutsch und Französisch auf- beziehungsweise abzusteigen.
«Wir stellen nicht Manuel in Frage, sondern wollen einzig die bewährte Modellvielfalt wahren.» Die SP-Grossrätin Béatrice Stucki wehrte sich anlässlich eines von der Berner Zeitung moderierten Podiums.
Zankapfel Integration
Roland Jakob, SVP-Fraktionspräsident und Mitglied der Schulkommission Mattenhof-Weissenbühl, unterstützte seinen Ratskollegen von der FDP. Er griff das sogenannte Twann-Modell an, das in allen Schulfächern gemischte Klassen kennt. «In der Lorraine-Schule mit ihren durchmischten Klassen geht die Integration der schulisch Schwachen zu weit.» Die Lehrer würden zwangsläufig in Erklärungsnotstand geraten, wenn sie den Eltern weismachen sollten, weshalb ihr Kind «gebremst» werde. Es sei deshalb unumgänglich, die «Spreu vom Weizen» zu trennen.
GFL-Stadtrat und Lehrer Manuel C.Widmer erwiderte: «Euch geht es nicht um das Schulmodell, sondern um die Integration.» Integration bedeute nicht, dass schulisch starke Kinder gebremst würden, sondern heisse vielmehr «fördern und fordern». Der Schulerfolg sei nicht vom Schulmodell abhängig, sondern habe vielmehr mit der sozialen Herkunft eines Kindes und anderen Faktoren zu tun.
Unterstützt wurde Widmer von der SP-Frau und Gewerkschafterin Stucki. Jetzt über den Erfolg von Integration zu sprechen, sei mangels Erfahrung – die ehemaligen Kleinklässler sind erst seit vergangenem Sommer in die Regelklassen integriert – viel zu früh. Zwar räumte sie ein, dass viele Lehrer vor dieser Änderung «Schiss hatten». Je länger, desto stärker überwiege jedoch die Freude an der integrativen Schule.
Ruhe gefordert
Martin Schneider, Lehrer und BDP-Stadtrat, lehnt gar beide Vorlagen ab: «Wir wollen ein einheitliches Schulmodell, nicht aber Manuel.» Manuel biete zwar eine Grundlage, sei jedoch zu wenig integrativ und durchlässig. Ein einheitliches Modell müsse auch kompetitive Elementen beinhalten.
Gerne nahm Pascal Rub das Stichwort «Wettbewerb» auf: «Als wir Schüler waren, haben wir doch vor allem unter Druck gelernt, nicht aus Freude.» Das sei heute nicht anders. «Ihr wollt nivellieren», warf er seinen Gegnern vor.
Rub habe vom didaktischen Alltag «nicht die geringste Ahnung», gab Widmer zurück. Der heutige Schulunterricht habe sich seit langem etabliert. So gebe man den Kindern jeweils ihrem Niveau entsprechende Aufgaben. Das kompetitive Element liege darin, dass Kinder, die mit dem Basisstoff fertig sind, zu schwierigeren Aufgaben weitergehen.
Einig waren sich die Diskutierenden einzig darin, dass die Berner Schulen erst einmal Ruhe benötigten. Der Volksvorschlag hingegen sorge für Unruhe, wandte Widmer ein. Stimmt nicht, erwiderte Rub. Die meisten Reformen würden vielmehr von der linken Seite angezettelt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch