FC Thun sucht LösungenHände weg vom Panikknopf
Ein miserabler Auftritt, noch Platz 8 in der Liga, Bürkis drei Spielsperren – Trainer Carlos Bernegger bleibt ruhig und erklärt.

Es war ein Abend zum Vergessen, keinen einzigen Schuss brachten die Thuner am vergangenen Freitag beim 0:2 gegen Stade Lausanne-Ouchy auf das Tor der Waadtländer. «Wir waren gedanklich zu langsam, trafen die falschen Entscheidungen und agierten in der Verteidigung zu wenig aggressiv», analysiert Carlos Bernegger mit ein paar Tagen Abstand. Mehr Kritik gibts vom Cheftrainer nicht. Der argentinisch-schweizerische Doppelbürger bewahrt – wie der Oberländer Verein – Ruhe in der Krise.
Die Thuner haben mit den Cuperfolgen über GC und Servette Erwartungen geschürt, erfüllen diese aber in der Liga nicht. Das alles weiss Bernegger, betont jedoch: «Es gibt nicht top oder flop, ich kann mit extremen Schwankungen nichts anfangen.» Zwar gesteht er, dass das in Lausanne zu wenig gewesen sei. «Ich will nichts beschönigen: Jetzt hat es uns mal erwischt. Aber negative Phasen gehören nun mal zum Fussball.» Und so ist der 52-Jährige weit davon entfernt, auf den Panikknopf zu drücken. «Ich will die Situation nicht dramatisieren. Ich verspüre grosse Lust, Lösungen zu finden, damit die Resultate wieder stimmen.»
«Das ist inakzeptabel»
Nur noch einmal äussert Bernegger in der Folge Kritik. Nämlich als er auf den Aussetzer von Marco Bürki angesprochen wird. Der Innenverteidiger hatte nach dem Schlusspfiff auf der Pontaise den Ball in Richtung Schiedsrichter gedroschen. Die Aktion wurde mit einer Roten Karte und drei Spielsperren sanktioniert. Der FC Thun rekurriert gegen das Strafmass, was Bernegger nicht davon abhält, festzuhalten: «Bürkis Verschulden ist disziplinarischer Art, das ist inakzeptabel.» Doch schon im nächsten Satz nimmt der Coach den Routinier wieder in Schutz: «Marco erlebte zuvor in Belgien und Luzern nicht einfache Jahre. Dann kam er zu uns und hat seine Rolle sofort hervorragend wahrgenommen. Er hat meine Erwartungen übertroffen.»
Auch mit dem zweiten namhaften Zuzug, Alexander Gerndt, geht Bernegger nicht hart ins Gericht, obwohl die Torausbeute des renommierten Schweden mit drei Treffern bescheiden ist. «Ich bin mir sicher, Alex wird irgendwann explodieren», glaubt der Trainer.
Wie Bernegger zu seinen Akteuren hält, verteidigt er auch sein Spielsystem, das fast ausnahmslos ein 4-2-3-1 ist. Warum denn nicht mal mit zwei Stürmern? «Dann stimmt die Mischung nicht mehr», entgegnet der Coach. Im Weiteren kommt er auch auf die zwei Positionen im zentralen Mittelfeld zu sprechen. Weil Fabian Rüdlin und Kenan Fatkic verletzt sind, passte zuletzt Daniel Dos Santos nicht mehr ins System. Mit dem offensiv ausgerichteten 18-Jährigen wäre ihm die defensive Balance zu instabil gewesen, begründet Bernegger, weshalb er das Juwel vorwiegend auf der Ersatzbank liess.
«Das gehört zum Prozess»
Der Trainer erklärt, dass er bei den zahlreichen Jungen stets die längerfristige Entwicklung im Auge behalte. Er fordert zwar von den Zukunftshoffnungen, dass sie sich etablieren und nicht bloss Ergänzungsspieler bleiben. Verheizen will er die Talente trotzdem nicht. Deshalb rotiert er öfters. Und dies nicht immer aus zwingenden Gründen wie Sperren oder Verletzungen, sondern auch mal zwecks Schonung oder Denkpause. «Ich bin mir bewusst, dass durch die Wechsel die Automatismen leiden. Doch das gehört zum Prozess.» Und dieser sei wie auch die Meisterschaft noch lange nicht zu Ende. «Wir müssen nach 36 und nicht nach 14 Runden dort stehen, wo wir sein wollen», sagt Bernegger.
Der Coach ist allerdings lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass die Equipe nun Siege braucht. Die erste von noch vier Gelegenheiten in diesem Jahr bietet sich am Freitag in der Stockhorn-Arena gegen Schlusslicht Kriens, das neu vom ehemaligen FCT-Trainer René van Eck betreut wird. «Die Aufgaben werden nicht einfacher, aber ich bleibe positiv», schliesst Bernegger.
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