Gute Noten fürs freie Lernen
Seit über zwei Jahren unterrichtet die Oberstufe Munzinger nach dem Schulmodell Mosaik. Das scheint bei Schülern, Eltern und Lehrern anzukommen.

In der Mosaikschule Munzinger ist vieles anders als in anderen Schulen: Die Schüler der siebten bis neunten Klassen bestimmen selber, ob sie um 8 Uhr oder eine halbe Stunde später da sind. Und sie entscheiden eigenständig, was sie wann, wie, wo und mit wem lernen wollen.
Vor rund zweieinhalb Jahren führte die Stadtberner Oberstufenschule Munzinger das neue Schulmodell ein. Es basiert auf der Idee, dass die Schüler nicht mehr nach ihrem Alter eingeteilt werden. Vielmehr versucht die Schule, den Unterricht individualisiert zu gestalten. Damit sollen individuelle Stärken und Kapazitäten gefördert werden.
Das Munzinger ist mit seinen zwölf Mosaikklassen die grösste Schule dieser Art in der Schweiz. Rund 30 Prozent des Unterrichts geschehen im selbst organisierten Lernen (SOL). Aber nicht alle freuten sich auf das neue Modell. Als es eingeführt wurde, befürchteten manche Eltern, dass ihr Kind nun anderen, hilfsbedürftigeren Kindern helfen müsse und darum selber nicht mehr genug lerne.
Eine andere Befürchtung: Die guten Schüler und solche, die Mühe hätten, würden gefördert. Aber die durchschnittlichen könnten vergessen gehen. Auch manche Lehrpersonen mochten damals nicht mit dem Kollegium mitziehen, was zu einzelnen Abgängen führte.
Mehrheitlich zufrieden
Erstmals seit der Einführung des Modells wurden nun alle Beteiligten – Schüler, Lehrer, Eltern – gefragt, wie sie die Sache sehen. Über 90 Prozent machten bei der Befragung mit, welche die externe Pädagogische Hochschule Bern (PH) anonym durchführte.
Zusammengefasst kann man sagen: Das Modell stösst in allen Gruppen auf Akzeptanz. So finden rund drei Viertel der Schüler und Eltern den SOL-Unterricht eine gute Sache. Bei den Lehrern ist der Anteil sogar noch höher. Auch die Durchmischung von Klassen und Leistungsniveaus – im Vorfeld von vielen Eltern als einen der Knackpunkte bezeichnet – scheint sich zu bewähren.
Rund drei Viertel der Schüler und Eltern bezeichnen die Durchmischung als positiv. Bei den Lehrern ist die Zustimmung noch höher. Die Mehrheit aller Befragten hält den Anteil der SOL-Lektionen für gerade richtig. Schüler, Eltern und Lehrer sagen übereinstimmend, dass die Selbstkompetenz der Schüler im Unterricht an erster Stelle gefördert werde.
Die Schwächen des SOL-Unterrichts werden je nach Gruppe unterschiedlich beurteilt. Eltern monierten am häufigsten «zu wenig Unterstützung durch die Lehrer». Die Schüler kritisierten am häufigsten «fehlende Konzentration», die Lehrer bezeichneten das Modell am häufigsten als «für leistungsschwache Schüler nicht geeignet».
Das selbst organisierte Lernen ist bei einer grossen Mehrheit sehr breit akzeptiert. Auch findet das Gros der Befragten, dass die Schüler damit etwas lernen.
Reguläre Schulen zu Besuch
Schulleiter Giuliano Picciati ist über ein derart positives Feedback selber überrascht, besonders was die Eltern betreffe. Auch dass sich das Empfinden von Schülern, Eltern und Lehrern zu weiten Teilen decke, sei äusserst positiv. «Wenn wir diesbezüglich grosse Abweichungen zwischen den Gruppen gehabt hätten, wäre das problematisch gewesen», so Picciati: «Wir sind auf dem richtigen Weg.»
Grosse Anpassungen im Modell seien nicht geplant. Im SOL-Unterricht gelte es nun, die Aufträge an die Schüler zu überarbeiten. Fordern, aber nicht über- oder unterfordern, sei die Devise. Die PH stellt der Schule dafür Fachleute in verschiedenen Fächern zur Verfügung.
Und für reguläre Schulen wurde das Munzinger offenbar zum Anschauungsobjekt: «Wir werden von Besuchern fast überrannt», sagt Schulleiter Picciati. Wie es scheint, könnte das «andere» Modell plötzlich noch Schule machen.
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