Grüne verzichten auf eine eigene Kandidatur
Die Grünen haben mit 71:30 Stimmen beschlossen, im Rennen um die Nachfolge von Rita Fuhrer Forfait zu geben. Auch der Grünliberale Martin Bäumle wird nicht unterstützt.
Zürich. - Während gestern Abend immer mehr Stühle ins Volkshaus geschleppt wurden, begründete Kopräsidentin Jeanine Kosch ihren Antrag, auf eine eigene Kandidatur zu verzichten: Nach der Absage von Martin Graf (Illnau-Effretikon) und Marlies Bänziger (Winterthur) sei ein Verzicht zugunsten von Martin Bäumle «keine Wunschlösung, sondern das kleinere Übel». Unterstützung bekam die Parteileitung von Kantonsrat Robert Brunner: Die Grünen dürften nur mit einem Kandidaten antreten, der den Grünliberalen Martin Bäumle schlagen könne, und das würden nur Graf und Bänziger schaffen. Zudem: Der neue Regierungsrat bekomme es in der Volkswirtschaftsdirektion mit Strasse, Bahn und Luft zu tun - «und da steht uns Bäumle näher als die SVP».
Den Gegenantrag stellte der Zürcher Gemeinderat Martin Abele: «Wir Grünen müssen mit einer eigenen Kandidatur unabhängig von Bäumle antreten.» Seine Argumente: «Wenn Bäumle der Messias wäre, auf den wir gewartet hätten, könnten wir tatsächlich verzichten.» Doch Bäumle stehe in vielen Positionen nahe bei der SVP. Abele schlug die Zürcher Nationalrätin Katharina Prelicz als Kandidatin vor.
Prelicz selbst sagte: «Wenn ich nominiert wäre, würde ich mit Begeisterung einen Wahlkampf führen.» Und weiter sagte sie: «Ich hoffe, dass Bäumle nicht gewählt wird, dann haben wir Schwein gehabt, sonst ist der grüne Sitz auf Jahre hinaus besetzt.» Applaus und Gelächter erntete Kantonsrätin Susanne Rihs für ein ähnliches Statement: «Seien wir doch ehrlich - alle von uns hoffen, dass Bäumle nicht gewählt wird.» Der grüne Stadtratskandidat Daniel Leupi unterstützte eine Kandidatur von Prelicz: «Auch wenn wir den Kürzeren ziehen, müssen wir antreten und an den Wahlständen präsent sein.»
Unterstützung bekam der Vorstand von Nationalrat Bastien Girod. Bäumle sei durchaus in der Lage, «den Regierungsrat etwas grüner zu machen». Er selber werde Bäumle unterstützen. Und Nationalrat Daniel Vischer sagte: Für viele Normalwähler abseits der Parteizentralen sei «grünliberal grün genug». Nach dem klaren Verzicht auf eine eigene Kandidatur, der sogar mit Applaus und Gejohle gefeiert wurde, beschlossen die Grünen mit grossem Mehr, Bäumle nicht zu unterstützen. «Keine Inserate und keinen Stutz, den wir eh nicht haben», sagte Kopräsidentin Jeanine Kosch.
Jetzt ist die SP unter Druck
Mit dem Verzicht der Grünen gerät nun die SP unter Druck. Die SP-Parteileitung hatte letzte Woche in forschen Worten angekündigt, dass eine Unterstützung von Bäumle nicht infrage komme, und an die Grünen appelliert, ihre soziale und ökologische Verantwortung wahrzunehmen. Die SP-Nationalräte Daniel Jositsch, Jacqueline Fehr und Chantal Galladé hatten bereits laut über eine eigene Kandidatur nachgedacht. SP-Präsident Stefan Feldmann sagte gestern: «Ich bin enttäuscht über die Grünen. Wir werden jetzt die Situation analysieren und dann entschieden.»
Bereits heute wird der SVP-Vorstand den Kandidaten vorstellen, der am 29. November den Sitz von Rita Fuhrer verteidigen soll. Vornominiert sind Landwirt Ernst Stocker (54, Wädenswil), Gewerbeverband-Geschäftsleiter Martin Arnold (46, Oberrieden) und Alt-Kantonsratspräsidentin Ursula Moor (54, Höri), alle drei Kantonsräte und Gemeindepräsidenten, sowie Nationalrat Jürg Stahl (41, Brütten).
Klares Mehr: Die Grünen - vorne links mit Kopräsidentin Jeanine Kosch in Grün - treten nicht zur Wahl an.
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