Grossstädte unter Raketenbeschuss
200 Menschen wurden dieses Wochenende in Syrien getötet. Die Situation wird auch für Journalisten immer gefährlicher. Ein ARD-Reporter erhebt schwere Vorwürfe gegen den Westen.

Das Blutvergiessen in Syrien nimmt kein Ende. Am Wochenende kamen bei landesweiten Kämpfen nach Angaben von Aktivisten rund 200 Menschen ums Leben – in den Städten Damaskus und Aleppo schlugen Raketen und Mörsergranaten ein.
Heute Sonntag trafen zwei Raketen das Viertel Al-Sukkari in der nordsyrischen Metropole Aleppo. Nach Angaben eines Augenzeugen wurden drei mehrstöckige Gebäude vollständig zerstört. Die Helfer bargen 20 Leichen. Zwölf Schwerverletzte seien zur Behandlung in die benachbarte Türkei gebracht worden, hiess es. Insgesamt zählten die Helfer 81 Verletzte.
Gestern Samstag waren nach Angaben staatlicher Medien mehrere Mörsergranaten im Zentrum der Hauptstadt Damaskus eingeschlagen. Im Viertel Kafr Susa sei dabei mindestens eine Frau getötet worden.
Immer mehr Journalisten als Opfer
Erneut gab es einen Übergriff auf Journalisten. Vier italienische Reporter wurden in unmittelbarer Nähe der Grenze zur Türkei verschleppt, wie Aktivisten der Opposition mitteilten.
Italienische Medien berichteten, die Reporter seien von Rebellen entführt worden, die dem Terrornetzwerk Al-Qaida nahe stünden. Der Grund: Sie sollen eine Militärbasis der Gruppe gefilmt haben. Die Journalisten waren italienischen Medienberichten zufolge seit Dienstag für Filmaufnahmen in dem Land unterwegs. Ihre Spur verlor sich dann am Donnerstag.
Immer wieder werden Journalisten im syrischen Bürgerkrieg angegriffen – von Regierungssoldaten, aber auch von Aufständischen. Am Karfreitag schossen Heckenschützen von der Hanan-Militärbasis im nordsyrischen Aleppo auf den langjährigen ARD-Fernsehkorrespondenten Jörg Armbruster. Wegen seiner schweren Verletzungen musste Armbruster sofort notoperiert werden.
Vorwürfe an den Westen
Der ARD-Radioreporter Martin Durm hatte Armbruster in Aleppo begleitet. Nach der Reise machte er dem Westen schwere Vorwürfe. Der langjährige Arabien-Korrespondent sagte, humanitäre Hilfe werde hauptsächlich von Saudiarabien geliefert und von islamisch-fundamentalistischen Milizen verteilt. «Sie können sich vorstellen, mit wem dann am Ende diese leidenden Menschen im Kriegsgebiet sympathisieren werden. Nicht mit dem Westen, der sie so jämmerlich im Stich lässt, sondern mit den Islamisten.»
Nach UNO-Schätzungen sind seit Beginn des Aufstandes gegen Assad im März 2011 mehr als 70'000 Menschen getötet worden. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk hat inzwischen 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge in Nachbarländern registriert.
Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind 3,6 Millionen notleidende Menschen in Syrien dringend auf Hilfe angewiesen. In Syrien leben derzeit nach Schätzungen noch 20 Millionen Menschen.
Appell von Qaida-Chef Sawahiri
Al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri rief die Aufständischen in Syrien heute zur Schaffung eines islamischen Staates auf. «Führt euren Kampf im Namen Allahs und mit dem Ziel der Schaffung von Allahs Scharia als herrschendes System», heisst es in der von islamistischen Webseiten verbreiteten Audio-Botschaft.
Der «Feind» sei kurz vor dem Fall, sagte al-Sawahiri in Bezug auf Syriens Präsidenten Baschar al-Assad. Es handelt sich um die erste Audio-Botschafts Sawahiris im Internet seit November.
SDA/rbi
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