Grosseinsatz legt den Verkehr lahm
Ein besetztes Haus zu räumen, ist keine einfache Angelegenheit. Dies zeigte sich gestern an der Effingerstrasse: Wegen massiven Widerstands der Hausbesetzer dauerte der Polizeieinsatz beinahe den ganzen Tag.

Ein fliegender Globus und knallende Böller, Polizisten in Vollmontur und Demonstranten mit Protestbannern. Es waren absurde Szenen, die sich gestern in der Stadt Bern abspielten: Während eines Grosseinsatzes räumte die Kantonspolizei das besetzte Wohngebäude an der Effingerstrasse 29.
Im Dezember wurde der Block gegenüber dem Kocherpark von der Gruppe «Oh du Fröhliche» in Beschlag genommen. Kurz darauf reichte die Hausbesitzerin, das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung bei der Polizei ein. Zuvor habe man aber mit den Hausbesetzern verhandelt, sagt Alice Clauss, Mediensprecherin des BBL: «Wir haben unmittelbar nach Beginn der illegalen Besetzung das Gespräch mit den Hausbesetzern gesucht.» Erst als sich diese nicht bereit erklärten, das Gebäude freiwillig zu verlassen, musste eine Räumung durch die Polizei eingeleitet werden.
Massiver Widerstand
Für die Einsatzkräfte der Polizei gestaltete sich die Räumung ungewohnt umständlich: Das Kollektiv warf mit Feuerwerkskörpern und Möbeln nach den Polizisten. Zudem wurden innerhalb des Gebäudes mehrere Barrikaden errichtet, welche zuerst weggeräumt werden mussten. «Wir haben schon im Vorfeld, gestützt auf unsere Erfahrungen bei anderen Räumungen und die vorliegenden Informationen, mit Gegenwehr gerechnet und waren entsprechend vorbereitet», sagt Christoph Gnägi, Mediensprecher der Kantonspolizei. Damit, dass die Hausbesetzer so massiv mit Feuerwerkskörpern und Mobiliar nach den Polizisten geworfen haben und es in Kauf nahmen, auch Unbeteiligte zu verletzen, habe hingegen nicht gerechnet werden müssen.
Trotzdem sei es den Einsatzkräften noch während der Morgenstunden gelungen, in sämtliche Räume einzudringen und insgesamt 19 Personen festzunehmen – so steht es in einer Medienmitteilung, welche die Kantonspolizei am späten Nachmittag verschickte. Nach der Festnahme hätten vor Ort auch noch verschiedene Arbeiten und Abklärungen vorgenommen werden müssen, erklärt Gnägi.
Strasse war lange gesperrt
Zu spüren bekamen diese zeitliche Verzögerung vor allem die Berner Verkehrsteilnehmer: Beinahe während des gesamten Einsatzes, also etwa von 9 bis 16 Uhr, war die Effingerstrasse und damit eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt gesperrt. Auch Bernmobil musste sich anpassen: Die Linien 6, 7, 8, 17 fielen auf der betroffenen Strecke komplett aus, die Passagiere mussten zu Fuss gehen oder später auf Ersatzbusse umsteigen. Weil die Polizei zudem die Stromversorgung der umliegenden ÖV-Linien kappte, kam es auch auf der Buslinie 11 Richtung Inselspital zu Verspätungen.
Eindrücke von der Demo am Abend
«Normalerweise werden wir von der Kantonspolizei über grössere Einsätze informiert und können so frühzeitig für Umleitungen sorgen», erklärt Bernmobil-Mediensprecherin Tanja Flühmann. Gestern sei dies jedoch nicht der Fall gewesen. Dass man Bernmobil nichts über den Einsatz gesagt habe, sei auf taktische Gründe zurückzuführen, erklärt Gnägi: «Hätten wir die Öffentlichkeit vorgängig über den Einsatz informiert, hätte man wohl mit noch härteren Angriffen rechnen müssen.»
Ausserdem betont er, dass die Effingerstrasse nicht von Beginn an gesperrt wurde, sondern erst, als die Gruppierung mit den Wurfgeschossen anfing: «Von da an waren auch Dritte gefährdet, weshalb die Strasse aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde.»
Entsprechend liegen der Kapo auch keine Angaben über verletzte Drittpersonen vor. In einer Medienmitteilung schreibt die Kantonspolizei hingegen von einem Mitglied der Gruppierung, welches eine Handverletzung davontrug. Ausserdem mussten fünf Polizisten ärztlich untersucht werden – bei zweien bestehe Verdacht auf ein Hörtrauma.
Was mit den festgenommenen Personen passiert und wer die Rechnung für den Einsatz bezahlt, konnte Gnägi gestern noch nicht beantworten.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch