Demonstration in Bern5 Personen abgeführt und rund 100 angezeigt
Die Polizei löste am Samstag eine Kundgebung von Coronaskeptikern auf und zeigte rund 100 Personen wegen Verstössen gegen die Corona-Schutzmassnahmen an. Polizeidirektor Philippe Müller übte harsche Kritik an den Demonstranten.
Ab dem frühen Samstagnachmittag war die Kantonspolizei Bern mit einem Grossaufgebot auf dem Bundesplatz präsent. An allen Ecken stand eine Patrouille. Ein Kastenwagen mit Grenadieren stand mitten auf dem Platz, wie ein Reporter vor Ort berichtet. Die Kantonspolizei markierte Präsenz und hatte im Vergleich zu vergangenen Samstagen offenbar die Taktik gewechselt. Grund dafür wird die Beschränkung auf maximal 15 Personen bei Kundgebungen zwischen dem 19. und dem 22. Dezember gewesen sein, die der Regierungsrat am Freitag verkündet hatte.
Trotzdem wurde auf Telegram von den Mutmachern Schweiz, den Corona-Rebellen und den Corona-Rebellen Helvetia erneut zu Kundgebungen am Samstagnachmittag in Bern aufgerufen. Am frühen Nachmittag wurden nach Angaben des Reporters einzelne Personen, die sich auf die roten Stühle auf dem Bundesplatz setzten, von der Polizei weggeschickt. Zu diesem Zeitpunkt kontrollierte die Polizei gemäss einer Mitteilung auch in der Spitalgasse Personengruppen und wies diese – wie auf dem Bundesplatz – weg. Sie hatten gegen die Vorgaben verstossen und Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus nicht eingehalten.
Immer mehr Demonstranten
Am späteren Nachmittag nahm die Hektik dann zu: Über hundert Leute ohne Maske versammelten sich auf dem Bundesplatz. Unter den Demonstranten hatte es auch Leute mit Motorradhelmen und viele Familien mit Kindern. Die meisten sprachen Französisch und skandierten «Liberté» (dt.: Freiheit). Die Polizei bat zweisprachig via Megafon, dass die Demonstration aufgelöst werden soll. Die Menge antwortete mit Buhrufen.
Die Polizei kontrollierte gemäss einer Mitteilung die Personen und wies sie weg. Drei Demonstranten mussten aufgrund ihres Verhaltens in Räumlichkeiten der Polizei gebracht werden. Sie werden unter anderem wegen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte verzeigt.
Kurz vor 17 Uhr versammelte sich ein übrig gebliebener Haufen an Demonstranten beim Schachfeld neben dem Bundesplatz. Sie tanzten, applaudierten und riefen immer wieder «Liberté», weiterhin waren viele Kinder mit dabei. Die Stimmung war gemäss dem Reporter vor Ort zwar angespannt, aber nicht allzu feindselig. Im Anschluss sperrte die Polizei auch das Schachfeld ab.
Die etwa 50 bis 100 übrig gebliebenen Demonstranten versammelten sich daraufhin vor dem Café Fédéral gegenüber dem Bundesplatz. Von dort zogen sie weiter Richtung Bahnhof, vermischten sich dort kurz mit den zahlreichen Einkäufern und liefen dann weiter in die Neuengasse.
Im Ryffligässchen wurden die Demonstranten eingekesselt, die Polizei sperrte das Gebiet ab. Einzelne schrien, ein Kind weinte. Ansonsten wurde es rund um den Ryfflihof still. Die Demoteilnehmer wurden danach einzeln aus der Gruppe geführt, kontrolliert und weggewiesen. Zwei renitente Personen mussten auf eine Polizeiwache gebracht werden. Rund hundert Personen müssen gemäss einer Mitteilung der Polizei mit einer Anzeige rechnen, da sie keine Schutzmassnahmen umgesetzt hatten.
Auf dem Bundesplatz war derweil Ruhe eingekehrt. Die Schachspieler spielten wieder, die Stadt leerte sich. Um 19 Uhr machten die Beizen zu.
Müller mit Polizei zufrieden
Auch Polizeidirektor Philippe Müller war an der Demonstration zugegen. So wie er das noch öfter sei, wie er am Samstagabend erklärte. Er wolle sich jeweils ein konkretes Bild machen. «Die Polizei hat sehr gute Arbeit geleistet», fand er. Sich auf eine angekündigte Demonstration vorzubereiten, sei zwar nicht schwierig, so Müller. Wie diese sich dann aber entwickle, sei eine andere Sache. Man habe aber eher weniger Leute erwartet, als dann schliesslich gekommen seien. Obwohl das Aufgebot nicht riesig gewesen sei, hätten die Polizisten gut reagiert.
«In dieser Situation zu demonstrieren, ist völlig unvernünftig.»
Müller unterliess es nicht, harsche Kritik an den Demonstranten zu üben: «Die Spitäler und das Pflegepersonal sind am Anschlag, Restaurants und andere Einrichtungen sind zu, alle Leute haben Probleme – in dieser Situation zu demonstrieren, ist völlig unvernünftig», sagte er. Deshalb habe die kantonale Regierung am Freitag auch entschieden, nur 15 Personen an einer Demonstration zuzulassen. «Jetzt ist nicht die Zeit, um zu demonstrieren.»

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