Grossangriff auf Nutella
Der italienische Brotaufstrich wird für seine Zutaten kritisiert – und bekommt gesündere Konkurrenz aus dem eigenen Land.

Wenn es um Schoggi geht, sind die Schweizerinnen und Schweizer besonders patriotisch. Die einheimischen Produkte gelten als die besten der Welt. Für viele kommt es deshalb nicht infrage, ausländische Schokolade zu essen. Umso erstaunlicher ist der Siegeszug von Nutella hierzulande. Das italienische Fabrikat hat sich seit seiner Einführung im Jahr 1965 zum beliebtesten Brotaufstrich entwickelt. In vielen Haushalten gehört der Klassiker zum Zmorge oder Znacht auf den Esstisch. Daran hat auch der Markteinstieg von «Ovomaltine Crunchy» und der «Haselnusscreme» von Lindt nicht viel geändert.
Nutella war der erste Aufstrich dieser Art und ist in der Alltagssprache zu einem Synonym für jede Art von Nuss-Nougat-Creme geworden – nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Das Produkt ist ein globales Phänomen. Mehr als 365'000 Tonnen davon werden heute jährlich in 75 Ländern verkauft. Dem italienischen Hersteller Ferrero bringt das 2 Milliarden Euro Umsatz.
International muss er damit keine Konkurrenz fürchten. Nutella macht 54 Prozent, also mehr als die Hälfte des Marktes für Schokoladenaufstriche, aus. Der zweitpopulärste Brand, die türkische Cokokrem, kommt auf einen Anteil von gerade einmal 2 Prozent. Den Rest teilen sich unzählige kleine Player untereinander auf.
Dieses Monopol will nun ein anderer Grosskonzern aus Italien angreifen: Barilla, vor allem bekannt für seine Pasta in den blauen Verpackungen, lanciert im kommenden Jahr einen eigenen Schokoladenaufstrich, der die Vormachtstellung von Nutella beenden soll. Das berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters.
Demnach will Barilla vor allem eine Schwäche des Rivalen ausnützen: dessen Verwendung von Palmöl. Nutella besteht zu 18 Prozent aus dem umstrittenen Pflanzenöl, das viele gesättigte Fettsäuren enthält, die hohe Cholesterinwerte und Herzkrankheiten verursachen können. Problematisch ist zudem, dass der mit Abstand populärste Schokoladenaufstrich der Welt zur Hälfte aus Zucker besteht. Die Nuss-Nougat-Creme ist also eher eine Zucker-Fett-Creme und enthält kaum Kakao.

Ferrero ist für die Verwendung von Palmöl schon oft kritisiert worden. Dabei spielten nicht nur gesundheitliche Bedenken eine Rolle, sondern auch Umweltschutzgründe. Denn für die Herstellung des Produkts werden grosse Regenwaldflächen abgeholzt, um Platz für Ölpalmen zu schaffen. 2016 versuchte Ferrero mit einer Werbekampagne, die Gemüter zu beruhigen. Palmöl sei nicht schädlich, wenn es richtig verarbeitet werde, sagte die Firma, und man kaufe nur solches von nachhaltigen Plantagen.
Kritiker konnte Ferrero damit nicht überzeugen – ein Umstand, den sich Barilla zunutze machen will. Für seinen eigenen Brotaufstrich «Crema Pan di Stelle» will das Unternehmen Sonnenblumenöl anstatt Palmöl verwenden, zudem 10 Prozent weniger Zucker als Nutella, italienische Haselnüsse und Kakao aus nachhaltigem Anbau.

Seinen Namen hat der geplante Schokoladenaufstrich von den Cookies «Pan di Stelle», einer erfolgreichen Marke, die ebenfalls zum Barilla-Konzern gehört. Er soll denn auch Streusel der Cookies enthalten, um besonders «crunchy» zu sein.
Laut Reuters reagiert Barilla mit der Lancierung der «Crema Pan di Stelle» auf Pläne von Ferrero, das im kommenden Jahr seinerseits mit Nutella gefüllte Guetsli auf den Markt bringen will. Dies werde als direkten Angriff auf die eigenen Cookies empfunden, zitiert die Nachrichtenagentur eine Quelle.
«Im Ausland dürfte es für Barilla schwierig werden, Nutella herauszufordern.»
Barilla hat sein neues Produkt demnach schon Käufern und Supermarktketten vorgestellt. Ab Januar soll es zuerst in Italien vertrieben werden. Ob der Nahrungsmittelgigant damit wirklich seinen grossen Rivalen herausfordern kann, bleibt allerdings abzuwarten. Industrieexperten zufolge dürfte es alleine mehrere Millionen Euro kosten, die «Crema Pan di Stelle» in den Läden gleich gut zu vermarkten wie Nutella, das oft die beste Position in den Regalen hat.
«Das neue Produkt wird den Konkurrenzkampf für Nutella in Italien verschärfen, weil ‹Pan di Stelle› bei einheimischen Kunden eine bekannte Marke ist. Im Ausland dürfte es für Barilla aber schwierig werden, den Rivalen herauszufordern», sagte Unternehmensberater Marco Eccheli zu Reuters.

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