Grillieren mit der Quartierfamilie
Für die BZ-Sommerserie Stadt-Land schreiben drei Redaktorinnen über ihren Wohnort. Heute Claudia Salzmann über die Stadt Bern.
Ich rede nicht mit Nachbarn», sagte mir ein New Yorker, als ich letztes Jahr im Big Apple war. Das gab mir zu denken. Bern ist ja zum Glück keine Metropole, in der man auf seine Mitmenschen pfeift. Wir grüssen die Nachbarn, weil es zur guten Kinderstube gehört.
Hier in der hinteren Lorraine ist es noch familiärer: Ich grüsse jeden und jede, die ich glaube schon einmal gesehen zu haben. Direkte Nachbarn kenne ich besser, zum Beispiel Margrith. Als ich kürzlich grillieren wollte, sah ich eine Gruppe Männer in Margriths Garten, ein starker Rauch stieg von der Feuerstelle auf.
«Darf ich meinen Blumenkohl kurz drauf legen?», fragte ich über den Maschendrahtzaun. «Natürlich, komm rüber», meinten sie. Wie sich herausstellte, hatte Margriths Schwiegersohn Geburtstag. Er wollte Freunde einladen, mit Holzkohle grillieren und laute Latinolieder hören.
«Das geht bei uns im Wankdorf nicht», erklärte mir seine Frau, als wir uns dazusetzten und den Männern beim Blumenkohldrehen zuschauten. Mein ursprünglicher Plan, Blumenkohl mit Röstaromen mit in meine Wohnung zu nehmen und daraus einen Salat zu machen, wurde durchkreuzt. Zwei Stunden später war ich nach drei Runden Fleisch, tunesischem Salat, Couscous und Blumenkohl pappsatt.
Auch durch das Sommerfest in meiner Strasse habe ich die Nachbarn besser kennen gelernt. Zum Beispiel Eva. Am letzten Fest gab sie ein Konzert. Während die Zuschauer und der Violinist auf der Strasse standen, lehnte sich der Sänger bei ihr aus dem Fenster, und Eva selber sass drinnen im 1. Stock am Klavier.
Ja, ich rede mit Nachbarn. Aber Eva, der höre ich auch gerne zu, wenn sie spielt.
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