Griechenland-Pleite: Das erwartet die Schweiz
Die Konsequenzen aus der Griechenland-Krise hängen für die Schweiz vor allem von den Finanzmärkten ab. Experten rechnen mit den verschiedensten Szenarien.

Eine Staatspleite und das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone wird immer wahrscheinlicher. Die härtesten Konsequenzen werden die Entwicklungen zweifelsohne für die griechische Wirtschaft haben. Aber auch die Schweiz wird sich den Folgen nicht völlig entziehen können.
Die Konjunkturforschungsstelle BAKBASEL hat verschiedene Szenarien erarbeitet. Kämen die Finanzmärkte zur Überzeugung, dass keine Ansteckungsgefahr für andere Länder besteht, dann würde die Unsicherheit auf Griechenland beschränkt bleiben. Die Flucht in den Franken bliebe klein. «In diesem Fall hätte die Schweizer Wirtschaft wohl nur eine kleine, nachfragebedingte konjunkturelle Delle zu verkraften, die mittelfristig eventuell sogar überkompensiert wird», schreiben die Experten von BAKBASEL.
Waren im Wert von 906 Millionen Franken
Griechenland ist aus Sicht der Schweiz kein grosser Handelspartner. «Der Handel der Schweiz mit Griechenland ist minim», sagte Ralf Wiedenmann, Ökonom bei der Bank Vontobel, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.
2013 exportierte die Schweiz Waren im Umfang von 906 Millionen Franken nach Griechenland. Das ist ein Anteil von nur 0,4 Prozent am Gesamtexport. Der mit Abstand grösste Anteil der Schweizer Exporte nach Griechenland läuft über die Pharmabranche und deren Griechenland-Anteil wiederum liegt lediglich bei 0,9 Prozent.
Wiedenmann erwartet deshalb keine direkten Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft, solange sich der Franken nicht massiv aufwertet. Sollte dies allerdings eintreffen oder auch eine Abschwächung der Wirtschaft in der Eurozone, seien indirekte Auswirkungen zu erwarten, erklärte er.
Laut einem Kommentar der Credit Suisse dürften die Märkte bis zum Referendum in Griechenland vom 5. Juli typischerweise mit einer Abkehr von Risiken reagieren, was wiederum die Bonds stützen dürfte.
Zeichen auf Sturm
Skeptischer äussert sich ein Kommentator beim US-Institut Merrill Lynch: «Diese Ereignisse werden zu einer Wiederaufnahme des Abwärtstrends beim Euro-Kurs führen», heisst es dort. Sollte sich dies bewahrheiten, stünde umgekehrt der Franken unter Aufwertungsdruck.
Für die Zürcher Kantonalbank (ZKB) stehen die «Zeichen auf Sturm», denn Griechenland dürfte nach dem Scheitern der Verhandlungen binnen weniger Tage zahlungsunfähig werden. Die Kantonalbank geht davon aus, dass die Volatilität über die kommenden Tage hinweg hoch sein wird, dass sich die Lage danach aber auch rasch wieder beruhigt. Erstens sei Griechenland von der wirtschaftlichen Grösse her unbedeutend und zweitens seien die griechischen Schulden zu 90 Prozent in öffentlicher Hand und beim IWF.
Dies dürfte verhindern, dass plötzlich unerwartete Probleme bei anderen Gläubigern auftreten. Darüber hinaus sei davon auszugehen, dass die EZB mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür sorgen werde, dass es zu keiner Ansteckung der Griechenland-Krise auf andere Länder kommen werde.
SDA/slw
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