Job für US-Bürgerin Jennifer MorganGreenpeace-Chefin wird deutsche Klima-Beauftragte
Jennifer Morgan arbeitet ab 1. März für das Ministerium von Annalena Baerbock. Diese zeigt sich begeistert von der Personalie, während die Opposition die Besetzung kritisiert.

Die Chefin der Umweltorganisation Greenpeace, Jennifer Morgan, wird Sonderbeauftragte der deutschen Regierung für Klimaschutz. Das gab Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch in Berlin bekannt. Zuvor hatte das Kabinett einen entsprechenden Beschluss gefasst.
«Ich kenne weltweit keine zweite Persönlichkeit mit ihrer Expertise, Vernetzung und Glaubwürdigkeit in der internationalen Klimapolitik», sagte die Aussenministerin. «Das ist für mich eine Traumbesetzung und ein wichtiges Signal für den internationalen Klimaschutz.»
Morgan soll ab 1. März als Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt in Berlin arbeiten. Sobald sie die deutsche Staatsbürgerschaft hat, soll sie Staatssekretärin werden, wie Baerbock sagte.
Die 55-jährige Morgan gilt als erfahrene und international gut vernetzte Klimaexpertin. Die Amerikanerin spricht fliessend Deutsch, arbeitet nach Greenpeace-Angaben in Amsterdam und lebt in Berlin. Den Angaben zufolge war sie bei jeder internationalen Klimakonferenz seit der ersten 1995 in Berlin dabei.
«Jennifer Morgan wird als Steuerfrau unsere Klima-Aussenpolitik lenken, Partnerschaften mit anderen Staaten in der Welt ausbauen und den Dialog mit der Zivilgesellschaft weltweit führen», sagte Baerbock.
«Ohne Aktivistinnen kriegen wir das nicht hin»
Morgan hatte laut Baerbock bereits die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt, als noch nicht absehbar war, dass es eine Aussenministerin der Grünen geben würde. Bis der Einbürgerungsprozess abgeschlossen sei, solle Morgan zwar schon als Sonderbeauftragte aktiv sein, aber noch nicht das Amt einer Staatssekretärin ausüben. Morgan sagte, sie lebe seit 2003 in Deutschland. «Das ist meine Heimat. Und ich bin Berlinerin.»
Auf wiederholte Fragen dazu, warum sie eine Lobbyistin in ein Regierungsamt berufe, sagte Baerbock: «Interessensvertretung ist ein wichtiger Bestandteil von lebhaften Demokratien.» Morgan sei die beste Kandidatin gewesen. Morgan sagte: «Ja, es gibt die Politik, und die Politik ist wichtig. Aber ohne Bewegungen, ohne Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, ohne Aktivistinnen kriegen wir das nicht hin.»
Kritik von der Opposition
Aus der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag kam Kritik. «Es ist bemerkenswert, dass gerade eine grüne Bundesministerin die Grenzen zwischen Staatlichkeit und Lobbyismus so leichtfertig überspringt», erklärte der aussenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU).
Jetzt werde Baerbock für ihre Klimapolitik wohl kaum noch Gegenwind von Greenpeace und Co erfahren. Zugleich drohe Deutschland aber an Einfluss zu verlieren: «Ich sehe die grosse Gefahr, dass die deutsche Klimaaussenpolitik gerade gegenüber schwierigen Partnern an Überzeugungskraft verliert, wenn sie nun mit dem «Greenpeace-Label» versehen ist.»
Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International reagierte gelassener. «Das Ziel ist, im Aussenministerium den Klimaschutz voranzubringen. Dazu braucht man Fachleute», sagte der Präsident des deutschen Zweigs der Organisation, Hartmut Bäumer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Es geht nicht um finanzielle Vorteile für Greenpeace, sondern um ideelle Anliegen. Das ist der Unterschied zu anderen Verbänden, bei denen Wirtschaftslobbyismus im Vordergrund steht.»
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