Halbjahres-Bilanz von BergbaugigantGlencore kehrt in die Gewinnzone zurück
Der Zuger Rohstoffhändler schreibt in den ersten sechs Monaten 2021 schwarze Zahlen. Und der neue CEO Gary Nagle erklärt erstmals seine Konzernstrategie.

Glencore kehrt ist im ersten Halbjahr 2021 in die Gewinnzone zurück, nachdem die Coronakrise dem Zuger Unternehmen zuletzt stark zugesetzt hat. Nun profitiert der Konzern von den wieder gestiegenen Rohstoffpreisen.
Der Umsatz legte im ersten Semester konkret um einen Drittel auf 93,8 Milliarden US-Dollar zu, wie Glencore am Donnerstag mitteilte. Der adjustierte Betriebsgewinn (EBITDA) stieg in der Zeit von Januar bis Juni im wieder besseren Marktumfeld gar um satte 79 Prozent auf 8,65 Milliarden Dollar.
Zurück in den schwarzen Zahlen
Unter dem Strich resultierte schliesslich ein den Aktionären zurechenbarer Gewinn von 1,28 Milliarden US-Dollar. Im letzten Jahr stand in der Periode ein grosser Verlust von 2,6 Milliarden zu Buche.
Positiv habe sich auch die Nettoverschuldung des Konzerns entwickelt, schreibt Glencore. Sie liege mit 10,6 Milliarden Dollar nun am unteren Ende der eigenen Zielbandbreite. Die Mittel aus der laufenden Geschäftstätigkeit verdoppelten sich derweil fast auf 7,3 Milliarden.
Aktionäre sollen profitieren
Die Aktionäre des Konzerns sollen vom Aufschwung nun profitieren. So verspricht der Konzern den Anteilseignern eine Sonderausschüttung. Insgesamt wolle man ihnen 0,5 Milliarden US-Dollar verteilen, was pro Anteilsschein einem Wert von 4 Cent entspreche.
Mit Blick nach vorne bleibt das Unternehmen ebenfalls optimistisch. Die geld- und fiskalpolitischen Impulse, die Impfkampagnen sowie die zunehmende Dynamik im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung der Energiesysteme dürften sich stützend auf die Stimmung der Branche auswirken, heisst es im Communiqué.
Ausserdem habe die im Anschluss an die Auswirkungen der Corona-Pandemie einsetzende Konjunkturerholung dazu geführt, dass die Preise für die meisten Rohstoffe wieder gestiegen seien. Anhaltende Angebotsbeschränkungen und eine hohe Nachfrage hätten teilweise gar für Mehrjahreshochs gesorgt.
«Nichts reparieren, was nicht kaputt ist»
Bei der Präsentation des Ergebnisses am Donnerstag lag der Fokus aber nicht nur auf dem akutellen Zahlenkranz des Unternehmens. Vielmehr richtete sich das Scheinwerferlicht auf Gary Nagle. Der Manager beerbte Anfang Juli Langzeit-Chef Ivan Glasenberg auf dem CEO-Posten des Rohstoffhändlers. Glasenberg hatte Glencore 20 Jahre lang geführt und verkörperte den Konzern wie kein anderer. (Lesen Sie auch: Glencore-Chef Ivan Glasenberg billiert im Ranking).

Entsprechend wurde Nagle an einer Telefonkonferenz als erstes gefragt, was er denn anders zu machen gedenke als sein Vorgänger. Der neue Mann an der Spitze betonte jedoch, vorerst das Meiste beim Alten belassen zu wollen. «Ich muss nichts reparieren, was nicht kaputt ist», sagte er. Und erteilte damit einem radikalen Wandel eine Absage.
Dies Aussagen erstaunen nicht. Nagle gilt als Zögling von Glasenberg. Sie kennen sich schon seit langem, stammen beide aus Südafrika und haben dort gar beide an der gleichen Universität (Witwatersrand) Rechnungswesen studiert. Laut Medienberichten wird Nagle, der zuvor Chef des Kohlegeschäfts von Glencore in Australien war, intern daher auch «Mini-Ivan» genannt.
Überarbeiteter Verhaltenskodex
Dass sich bei Glencore trotzdem auch Dinge ändern müssen, das zeigte Nagles Hinweis auf den unlängst überarbeiteten Verhaltenskodex des Konzerns zu Beginn der Telefonkonferenz. Wie der Glencore-Website zu entnehmen ist, verlangt dieser «Code of Conduct» von jeder Führungskraft, dass sie ein Vorbild für integres Handeln ist.
Bedeutsam ist dies insofern, als dass Glencore erst im Juli mit einem Gerichtsfall in New York konfrontiert war. Ein ehemaliger Händler des Rohstoffgiganten bekannte sich vor einem Gericht schuldig, an einem Komplott zur Bestechung von Beamten der staatlichen nigerianischen Ölgesellschaft beteiligt gewesen zu sein.
SDA/fal
Fehler gefunden?Jetzt melden.