Ghadhafis Bomben töten lautlos
Die Truppen des libyschen Machthabers setzen im Kampf um Misrata berüchtigte «Minikiller» ein. Die Bomben schweben an Fallschirmen vom Himmel. Experten glauben, dass Ghadhafi vor nichts mehr zurückschreckt.
Die libysche Regierung bezeichnete die Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch als «abwegig», wonach Gaddafis Truppen Streubomben verwenden. Doch auch die libyschen Rebellen meldeten den Einsatz der Munition. US-Aussenministerin Hillary Clinton verurteilte die Verwendung der Streumunition. Sie sagte der Zeitung «New York Times»: «Bei Oberst Ghadhafi und seinen Leuten wundert mich nichts mehr.»
Am 1. August vergangenen Jahres war die internationale Konvention der Vereinten Nationen gegen die Streubomben in Kraft getreten. Sie verbietet die Herstellung, Lagerung, den Handel und den Einsatz der gefährlichen Munition. Die mutmasslich grössten Hersteller der Streubomben - Russland, China und die USA - aber auch andere Länder wollten bis jetzt auf die sogenannten Clusterbombs (Cluster Bomb Units - CBU) allerdings nicht verzichten.
International geächtet
37 Staaten, darunter Deutschland, akzeptierten uneingeschränkt das Verbot. Die Bundeswehr besitzt auch Streubomben, die bis 2015 vollständig vernichtet werden sollen. Die «Minikiller» sollten im Ernstfall im Kalten Krieg gegen die anstürmende Sowjetarmee eingesetzt werden.
Die Clusterbomben bestehen aus Behältern, in denen sich jeweils mehr als 200 kleinere Bomben befinden. Die Behälter werden von Flugzeugen abgeworfen oder schweben an Fallschirmen zur Erde. In einer bestimmten Höhe öffnet sich der Behälter und gibt seine todbringende Last frei. Die durch die Streubomben freigesetzten Sprengkörper haben die Grösse einer Getränkedose.
Splitter können selbst starke Panzerung durchschlagen
Diese Splitterbomben können mit ihrer grossen Zahl an messerscharfen Schrapnellen mit der Geschwindigkeit von Gewehrkugeln Menschen noch in einer Entfernung von 100 Metern töten. Ein Geschoss kann eine Panzerung von zwölf Zentimetern durchschlagen.
Nach Angaben der Organisation Handicap International wurden seit 1965 weltweit mindestens 440 Millionen Streubomben von verschiedenen Streitkräften abgeworfen, davon allein 383 Millionen in Laos, Vietnam und Kambodscha. Zuletzt hatte Israel im Libanonkrieg 2006 massiv Streubomben eingesetzt.
Nach Darstellung von Handicap International kamen Streubomben bisher in mehr als 30 Staaten zum Einsatz. Über 100'000 Menschen seien durch diese Waffen ums Leben gekommen. Die US-Streitkräfte hatten während des Vietnamkrieges über dem sogenannten Ho Chi Minh-Pfad 260 Millionen Streubomben abgeworfen. Experten schätzen, dass in rund 70 Ländern diese Bomben lagern.
Setzt Ghadhafi bald Giftgas ein?
Die westlichen Geheimdienste haben beim Krieg in Libyen eine noch grössere Befürchtung - nämlich dass Ghadhafi Giftgas einsetzen könnte, wenn er zu sehr in die Enge getrieben werden sollte. Davor hatte auch der zurückgetretene libysche Justizminister Mustafa Abdel Galil gewarnt. Ghadhafi werde vor einem solchen Schritt nicht zurückschrecken. Er besitze mehrere Tonnen Senfgas, das in der Wüste versteckt lagere, berichtete Galil.
Auch der irakische Machthaber Saddam Hussein war vor diesem Schritt nicht zurückgeschreckt. Gegen die meuternden Kurden im Nordirak ging er mit Senfgas und dem Nervengift Tabun vor. Am 16. März 1988 starben binnen weniger Minuten qualvoll über 5000 Menschen, darunter viele Kinder. Die Mehrzahl der 60'000 Einwohner der Stadt Halabdscha erlitt bleibende gesundheitliche Schäden.
dapd/pbe
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch