Gewaltige Reaktionen auf Hautkrebs-Artikel
Die Sensibilisierung für Hautkrebserkrankungen ist in Thun gestiegen. Dies ist auch eine Folge eines Artikels in dieser Zeitung.
«Hautkrebs in der Region Thun – Ärzte schlagen Alarm», schrieben wir auf der Titelseite vom 6. Juni. Der Thuner Hautarzt Martin Bleker und Jean-Marc Lüthi, Chefarzt des Onkologiezentrums am Spital Thun warnten damals, dass der besonders gefährliche schwarze Hautkrebs mit seinen Melanomen auch bei uns auf dem Vormarsch sei. Hat der Artikel etwas bewirkt? Sind die Thunerinnen und Thuner für die Problematik der übermässigen Sonnenbestrahlung aufmerksam geworden? Haben sie verdächtigen Flecken auf ihrer Haut mehr Aufmerksamkeit geschenkt? Wir haben bei Thuner Hautärzten nachgefragt.
«Gewaltige Reaktionen»
«Die Reaktionen waren gewaltig», fasst Martin Bleker zusammen. «Erfreulicherweise hat der Artikel bei vielen den besagten Stein ins Rollen gebracht, endlich mal ihre Haut zu zeigen. Wir haben aufgrund des Artikels acht Melanompatienten herausfiltern können, bei denen die Erkrankung zum Teil schon in einem fortgeschrittenen Stadium war.» Zudem kamen gegen 30 Patienten in Blekers Praxis, bei denen der weniger gefährliche weisse Hautkrebs sowie Krebsvorstufen diagnostiziert wurden. «Insgesamt kommen auch derzeit noch viele Patienten aufgrund des Artikels, da dieser anscheinend von vielen rausgeschnitten und aufgehoben beziehungsweise weitergegeben wird.»
Doppelt so viele Patienten
«Wir haben diesen Sommer eine Verdoppelung von Patienten erlebt, die sich bei uns zur Kontrolle einer Hautveränderung gemeldet haben», sagt Manfred H. Zürcher vom Institut SanoMed. Bei deren Untersuchung komme das Auflichtmikroskopiesystem Molemax zum Einsatz. «Dieses System ermöglicht eine neue Betrachtungsweise der Hautbeschaffenheit, da gleichsam durch die oberflächlichen Hautschichten hindurch gesehen werden kann und Strukturen erkennbar werden, die sonst nicht zu sehen sind.» Das erstellte Bild stehe sofort für die Diagnose zur Verfügung und werde mit allen Daten (Abmessungen, Eigenschaften) automatisch in der Datenbank des Patienten gespeichert. «Bei späteren Untersuchungen kann dadurch im Vergleich auch die kleinste Veränderung nachgewiesen werden. So leistet der Molemax bei der Früherkennung von atypischen Muttermalen oder Melanomen hervorragende Dienste. Auch Patienten mit vielen Muttermalen profitieren, da nicht jedes auf den ersten Blick Verdächtige sofort entfernt werden muss.»
Ein Drittel für Hautkrebs
Keine spezielle Zunahme nach dem Erscheinen des Artikels in dieser Zeitung stellte der Dermatologe Thomas Zaugg fest. Es sei schliesslich erst einen Monat nach der diesjährigen Aufklärungskampagne der Krebsliga und dem Hautkrebstag vom 11. Mai erschienen. An diesem Tag können sich die Leute jeweils kostenlos bei einem Hautarzt untersuchen lassen. Auslöser für diese Aktion ist die Tatsache, «dass sich der amerikanische und europäische Dermatologe während rund einem Drittel seiner Arbeitszeit mit Hautkrebs und dessen Vorstufen befasst», sagt Zaugg. Auf der anderen Seite sei der Informationsgrad in der Bevölkerung höher als früher. «Über 80 Prozent der Melanome werden in einem sehr frühen Stadium erkannt und entfernt. Die Wahrscheinlichkeit, dass in dieser Situation noch gefährliche Folgen entstehen, ist äusserst gering.»
Keine «signifikante Zunahme» von Patienten mit Hautkrebserkrankungen bemerkte der Hautarzt Eduard Kunz. Nach den Sommerferien seien aber vermehrt Leute zum ihm gekommen, um ihre Muttermale untersuchen zu lassen.
Auch die Onkologieabteilung im Spital hatte nicht merklich mehr Patienten. «Wir betreuen ja vor allem Betroffenen im fortgeschrittene Stadium», sagt Chefarzt Jean-Marc Lüthi. «Wir hatten aber insgesamt mehr telefonische Anfragen insbesondere von Hausärzten, wie sie bei einem neu diagnostizierten Melanom fortfahren sollen.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch