Gesündigt, geschockt, gestraft
Beim 1:3 gegen Servette verlieren die SCL Tigers ein Spiel, welches sie niemals hätten verlieren dürfen.

Einen Besen hätte man ins Tor stellen können. Mehr hätte es nicht gebraucht. Tigers-Goalie Damiano Ciaccio jedenfalls hatte im ersten Drittel zumindest 15 Minuten lang nichts zu tun. Drei Schüsse musste er bis dahin parieren, und weil es eher Schüsschen waren, hätte sie wohl selbst der Besen gehalten. Langnau startete überlegen ins Saisonauftaktspiel gegen Servette, das Heimteam war meistens einen Schritt schneller, aber auch kreativer und defensiv solider. Was es nicht war: effizient. Weshalb die Fingernägel einiger Beteiligter dran glauben mussten. Trainer Heinz Ehlers meinte: «Wir haben im Abschluss gesündigt.»
Und so lagen die Emmentaler nach dem ersten Abschnitt eben nicht mit drei Toren in Führung. 1:0 stand es nur, Robbie Earl traf den Pfosten, diverse Mitspieler stellten sich in aussichtsreicher Position ungeschickt an. Und dass sich Chris DiDomenico in der 32. Minute beim Penalty völlig verdribbelte, trug nicht eben zur Beruhigung des Geschehens bei. Kurz darauf wähnten sich die Emmentaler im falschen Film, weil sie 1:2 hinten lagen in der zweiten Pause. Aus dem Nichts waren die Genfer Treffer vielleicht nicht gerade gefallen, aber Tigers-Verteidiger Samuel Erni war gewiss nicht der einzige im Stadion, der sich fragte: «Wie haben wir da nur in Rückstand geraten können?»
In-Albons früher Ausfall
Vom Schock sollten sich die Langnauer nicht mehr erholen. Im Schlussabschnitt funktionierte nicht mehr fiel, Letztlich unterlagen sie 1:3, und wenngleich es sich gerade mal das um das erste von 50 Qualifikationsspielen handelte, war der Rückschlag empfindlich, die Stimmung wie nach drei Tagen Regenwetter. Beinahe fahrlässig überliessen die Tigers die drei Punkte den Gästen, die sich zwar vor 5497 Zuschauern ab Spielmitte steigerten, aber eben auch lange einen wilden Eindruck hinterliessen. Als hätten es die Servettiens der Vereinsführung gleichtun wollen, die tatsächlich am Morgen des Meisterschaftsstarts die Trennung von CEO Christophe Stucki bekannt gab.
«Wir haben uns selbst geschlagen.»
«Wir hatten alles im Griff, aber gegen Ende des zweiten Drittels riss der Faden», meinte Samuel Erni, der sich den Leistungsabfall des Heimteams nicht erklären konnte. Ehlers meinte, die Genfer hätten einen Gang hochgeschaltet, so viel Respekt dem Gegner gegenüber müsse sein. «Aber klar: Wir haben uns selbst geschlagen.» Zu allem Übel verletzte sich Loic In-Albon. Bereits nach vier Minuten und einem Check Noah Rods fiel der Center mit Verdacht auf Hirnerschütterung aus – auch für Sünder Rod (Spieldauer) war der Arbeitstag beendet, ehe er richtig begonnen hatte.
Blasers starke Rückkehr
An einem aus Tigers-Sicht unschönen Freitag, dem 13., war es ausgerechnet Yannick Blaser, der den einzigen Treffer erzielte. Ausgerechnet Blaser, könnte man meinen. Vor zehn Monaten hatte er letztmals eine Partie bestritten, danach fiel er mit einer komplizierten Adduktorenblessur aus. Er reüssierte in doppelter Überzahl, verwandelte einen Pass DiDomenicos direkt. Der Verteidiger warf sich in viele Schüsse, kämpfte leidenschaftlich – er dürfte in der Tigers-Defensive bald wieder einen zentralen Platz einnehmen. Erni jedenfalls lobte seinen Kollegen: «Dank ihm sind wir hinten robuster aufgestellt.»
Doch zurück zu eingangs erwähntem Besen: Ob neue gut kehren, wird sich in Genf weisen. Trainer Patrick Emond, Nachfolger von einem gewissen Chris McSorley, feierte jedenfalls den perfekten Einstand. Und sagte: «Wir waren die cleverere Mannschaft. Und haben den Gegner bestraft.» Wie wahr.
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