Gestern Minderheit, morgen Stütze der Wirtschaft
Die US-Volkszählung von 2010 zeigt deutlich: Während der Anteil von Weissen in der Bevölkerung der Vereinigten Staaten stetig sinkt, haben sich viele Minderheiten zu Mehrheiten entwickelt.

Druckt die Stadtverwaltung von Washington heutzutage Broschüren für Hausbesitzer, denen die Zwangsvollstreckung droht, geschieht dies in über sechs Sprachen. Darunter Spanisch, Mandarin, Vietnamesisch, im äthiopischen Amharisch; und natürlich in Englisch. Wobei Letztere in Zukunft vermehrt eine untergeordnete Rolle spielen könnte. Laut einer aktuellen Studie, welche sich auf Daten der Volkszählung von 2010 beruft, gehört die Hauptstadt der Vereinigten Staaten zu einer Gruppe von acht urbanen Regionen der USA, in welchen Minderheiten während der letzten zehn Jahre zu Mehrheiten geworden sind.
Wie die «Washington Post» schreibt, zeige die Analyse des Brookings Institut, dass der Anteil von Weissen an der Bevölkerung in vielen Teilen des Landes stagniert oder sogar stark sinkt. Während 1990 Weisse in der Region Washington noch 64 Prozent der Bevölkerung ausmachten, schrumpfte ihr Anteil von 55 Prozent 2000 auf unter 50 Prozent in den Zahlen von 2010.
Geburtenrückgang bei Weissen
Der Autor der Studie, William Frey, sagt gegenüber der Zeitung, die Entwicklung gelte auch für die Regionen um New York, San Diego, Las Vegas oder Memphis. In diesen Gebieten hätten sich seit 2000 einstige Minderheiten zur neuen Mehrheit unter den Anwohnern entwickelt. Zurückzuführen sei dies auf das stetig steigende Durchschnittsalter und auf den Geburtenrückgang innerhalb der weissen Bevölkerung. Heute kriegten vor allem asiatisch- und spanischstämmig Familien Kinder. Besonders letztere Bevölkerungsgruppe konnte in den vergangenen 20 Jahren eine Anteilszuwachs von acht Prozent auf fast einen Viertel in den grossen Metropolen verzeichnen.
«Das alte Bild von den Vereinigten Staaten, die sich aus weissen und afroamerikanischen Menschen zusammensetzen, ist überholt,» zitiert die «New York Times» Frey. Die Entwicklung, welche sich in den urbanen Gebieten beobachten lasse, so der Demograph, zeige, wohin sich die USA der Zukunft hinbewegten. «Die grossen Metropolen sind die Laboratorien der Veränderung.» So wie diese Städte Minderheiten eingliederten und ihnen dabei helfen würden, produktive Mitglieder der Gesellschaft zu werden, so würden es in Zukunft auch andere Gebiete
Immigranten werden neue Arbeitskräfte
Genau diese Produktivität ist es auch, welche Stephen Fuller von der George Mason Universität gegenüber der «Washington Post» hervorhebt. Während US-Präsident Barack Obama verzweifelt versucht, die Arbeitslosigkeit in den Griff zu kriegen, denkt Fuller schon an die Zukunft: «Wenn wir ins Jahr 2020 vorspulen und an eine Zeit nach der Wirtschaftskrise denken, werden wir mehr Arbeitskräfte benötigen, als wir aus der Bevölkerung, wie sie jetzt zusammengesetzt ist, ziehen können.» Er schaue den Strom von Zuwanderern an und sehe dabei das zukünftige Wachstum der US-Wirtschaft, so Fuller weiter.
Tatsächlich blüht den USA dasselbe Schicksal, wie so manchem westlichen Land. Die Zahl der Menschen, die das Pensionsalter erreichen, steigt kontinuierlich an. Wie auch in der Schweiz, werden in den Vereinigten Staaten die Fachkräfte knapp werden. Für Fuller ist klar woher die kommen werden: «Rund 60 Prozent der freien Stellen werden einst mit Leuten besetzt, die jetzt noch nicht in den USA leben.»
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