Gerüstet für den Ernstfall
In einem Behindertenheim bricht ein Feuer aus: Wie müssen Zivilschützer und Feuerwehrleute reagieren? Dies wurde am Montagabend an der Evakuationsübung im Behindertenheim Rodania simuliert. Ein Augenschein.
Das Szenario ist folgendes: Im Gebäude der Rodania Stiftung für Schwerbehinderte ist im dritten Stock ein Feuer mit grosser Rauchentwicklung ausgebrochen. Nun gilt es, die Bewohner des Heims in Sicherheit zu bringen und das Feuer zu löschen. Aus diesem Grund spannen die Feuerwehr Grenchen und der Zivilschutz bei dieser Übung zusammen. Insgesamt 21 Personen befinden sich im brennenden Gebäude. Durch die starke Rauchentwicklung finden diese den Weg nicht selbst nach draussen und müssen deshalb befreit werden. Bereits kurz nach dem Auslösen des Alarms trifft das erste Fahrzeug ein. Die Opfer, alles Betreuer des Behindertenheims, welche sich als Patienten ausgeben, stehen teilweise auf den Balkonen und schreien um Hilfe. Die Feuerwehrleute rennen in Schutzkleidung ins Gebäude. Schon ist die erste Person gerettet und wird nach draussen gebracht. Plüschtiere zuerst Mittlerweile ist die Drehleiter ausgefahren. Die erste Patientin wird vom Balkon geholt. Doch sie will zunächst nicht auf die Leiter steigen, klammert sich ängstlich an ihr Plüschtier. Erst als der Feuerwehrmann zuerst dem Marienkäfer in den Korb auf der Leiter hilft, lässt sie sich ebenfalls helfen. Im Gebäude drin ist immer noch dichter Rauch. «Wir stellen einen Lüfter immer auf, wenn ein Gebäude brennt», erklärt Bruno Bider, der Übungsleiter, «damit wird der Rauch langsam in Luft aufgelöst.» In diesem Moment kommen zwei weitere Feuerwehrmänner die Treppe runtergestürzt, beide halten je eine Person im Arm. Eine von ihnen schreit aus Leibeskräften, zerkratzt sich das Gesicht, wehrt sich mit Händen und Füssen gegen den Mann, der sie doch retten will. «Jeder der Betreuer verhält sich so, wie sich sein jeweiliger Patient in dieser Situation verhalten würde», erklärt eine der Betreuerinnen im Rodania. Von den Männern des Zivilschutzes werden die Geretteten zum Parkplatz hinter dem Rodania-Gebäude geleitet. Jeder Patient erhält eine Karte um den Hals, worauf der jeweilige Gesundheitszustand und der Name notiert werden. Danach werden sie in einen Spezialbus der BGU gebracht. Kevin haut ab Kevin, ein Autist, schafft es immer wieder, den Betreuern zu entwischen. Andere Patienten stehen komplett unter Schock und starren ins Leere. Als sich der Bus in Bewegung in Richtung des Schutzraumes in Bettlach setzt, wird es unruhig: Eine schizophrene Patientin will unbedingt den Hut eines Zivilschützers haben. Als er ihn der Patientin schenkt, will sie aber noch sein T-Shirt haben. Eine andere Patientin hört nicht auf, nach ihrem Vater zu schreien, schlägt den Kopf gegen die Wand. Hier ist das Feingefühl der Betreuer gefragt. Mit sanfter Stimme redet der Zivilschützer auf die Frau ein. In Bettlach angekommen, werden die Patienten fürsorglich in einen Schutzraum in der Nähe beim Schulhaus Ischlag gebracht. Der Schutzraum ist komplett ausgestattet mit Betten, Duschen, WCs, Therapieräumen, sogar einen Fernseher hat die Anlage. Nachdem die Patienten registriert wurden, können sie sich frei bewegen. Sofort setzen sich alle vor den Fernseher. «Ich hoffe ja, dass es nie zu so einem Ernstfall kommen wird», sagt eine Betreuerin und fügt an: «Die Übung lief gut, aber im Ernstfall wäre doch sehr vieles ganz anders.»Anna Meister >
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