Lyrik im St. Galler DialektGereimtes und Ungereimtes aus allen Lebensabschnitten
«Dä wo doo isch binii»: Der Berner Lyriker Erwin Messmer huldigt im Gedichtband «Passirrt isch passirrt» wieder einmal seinen St. Galler Wurzeln – in ebenso deftiger wie zarter Mundart.

Das gibt es nicht alle Tage, dass ein Dichter gleich zu Beginn, quasi beim Vorspiel, seine «Raimnoot» eingesteht. Und zwar eine Not in Bezug auf den Menschen. «Äs git kai anders / Wort wot kennsch / wossäch raimt / uf de Mensch / als Mensch.» Um dann noch eine andere Stimme nach einer Leerzeile nachfragen zu lassen: «Mainsch?» Das Rätsel Mensch ist es denn auch, dem sich Erwin Messmer in seinen Gedichten immer wieder liebevoll, aber auch mit einer tüchtigen Portion Ironie widmet – ohne indes den Anspruch zu erheben, mit bahnbrechenden neuen Einsichten in die menschliche Natur aufzuwarten. Allerdings packt der heitere Melancholiker Messmer gewisse Einsichten in das schillernde Kleid des St. Galler Dialektes: In «Draa globä» sinniert er über unsere Fähigkeit, die Unausweichlichkeit unseres Todes zu verdrängen. Tiere wüssten nichts von ihrer Endlichkeit, gibt eine Stimme in einem Dialog zu bedenken, aber wir Menschen seien es, die «ersch draa globäd / wemmer / draa globä mönnd».