Ab 2040 Entspannung in SichtGegen 1000 aktive Berner Hausärztinnen und -ärzte
Im Jahre 2020 haben im Kanton Bern 972 Ärztinnen und Ärzte in der medizinischen Grundversorgung gearbeitet. Das Durchschnittsalter lag bei rund 53 Jahren.

Wie aus der Berner Workforce-Studie 2020-2025 hervorgeht, waren im Pandemiejahr 972 Ärztinnen und Ärzte im Kanton in der Grundversorgung tätig. Die Studie wurde vom Berner Institut für Hausarztmedizin BIHAM durchgeführt. Um die aktuelle Ärztedichte zu halten, brauche es bis in fünf Jahren mindestens 270 neue Grundversorger.
Die Resultate der spezifischen Studie zur Situation im Kanton Bern publizierte der Verein Berner Haus- und KinderärztInnen (VBHK) am Freitag. Zunächst musste dafür überhaupt die Zahl der aktiv in der Grundversorgung Tätigen ermittelt werden, da es kein entsprechendes Register gibt.
851 (88 Prozent) der 972 identifizierten Grundversorger im Kanton Bern waren Hausärzte, die übrigen 12 Prozent Kinderärzte. Das Durchschnittsalter lag bei rund 53 Jahren. 13 Prozent der Grundversorger befanden sich 2020 bereits im Pensionsalter. Bei den Hausärztinnen und -ärzten war sogar jeder Fünfte über 65 Jahre alt.
Nur 40 Prozent nehmen neue Patienten auf
Gefragt nach der Versorgungssituation beklagten zwei Drittel einen Mangel. 60 Prozent nahmen keine neuen Patientinnen und Patienten auf. Zudem wurde rund 13 Prozent der Arbeitslast durch über 65-Jährige getragen. Dies impliziert gemäss Studie, dass es bereits 2020 einen Mangel in gewissen Regionen gab.
Analysiert wurde auch die Ärztedichte: 2020 lag diese kantonsweit bei 0,75 Vollzeitstellen auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner. Zur Frage, welche Ärztedichte genügend ist, gibt es laut Studie keine einheitliche Definition. Doch um nur schon die aktuelle Ärztedichte zu halten, brauche es bis 2025 rund 270 zusätzliche Ärztinnen und Ärzte.
Dieser Nachwuchs müsste laut VBHK vor allem aus dem Inland kommen. Nötig wäre auch, dass sich mindestens 40 Prozent der Abgänger nach dem Staatsexamen der Grundversorgung zuwenden. Der Kanton Bern habe mit der Universität Bern zwar einen Standortvorteil, aber mit «nur einem halben Lehrstuhl für Hausarztmedizin» noch Nachholbedarf.
Bis 2030 Verschärfung des Ärztemangels
Auf nationaler Ebene führt der Verband der Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe) alle fünf Jahre eine Workforce-Studie durch. Laut den im Herbst 2020 publizierten Daten rechnet der mfe bis etwa im Jahr 2030 mit einer Verschärfung der Versorgungslücke, bevor sich die Lage ab 2040 dank der Aufstockung der Ausbildungsplätze entspannen sollte.
Rund 56 Prozent der heute tätigen Hausärzte dürften in den nächsten zehn Jahren ihre Praxistätigkeit altershalber einstellen.
sda/sih
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