Gedenken an die blutigste Schlacht der Eidgenossenschaft
3000 Menschen starben während des zweiten Villmergerkrieges. Doch der Religionshass war damit noch nicht vorbei. Bundesrätin Doris Leuthard gedachte der Gefallenen.

Der Kanton Aargau gedachte der über 3000 Gefallenen des zweiten Villmergerkrieges, der blutigsten Auseinandersetzung innerhalb der Eidgenossenschaft. Bundesrätin Doris Leuthard rief dazu auf, sich für Freiheit, Gleichheit und Toleranz einzusetzen.
«Villmergen darf nie umsonst gewesen sein», sagte Leuthard in Villmergen. Die Gedenkfeier fand auf dem Areal des Landschaftstheaters «Mit Chrüüz und Fahne» beim Schloss Hilfikon AG statt.
Wenn man sich die Zeit nehme, die die Demokratie brauche, wenn Menschen und Institutionen kritisch-konstruktives Vertrauen entgegengebracht werde, dann habe man aus dem Villmergerkrieg von 1712 wirklich etwas gelernt.
Wenn man bereit sei, nach harten Abstimmungsschlachten von Angesicht zu Angesicht tragfähige Lösungen für das Land zu erarbeiten, dann sei Villmergen nicht umsonst gewesen, sagte Leuthard.
Leuthards Wohn- und Heimatgemeinde Merenschwand liegt ebenfalls im Aargauer Freiamt, nur 13 Kilometer von Villmergen entfernt. Die Bundesrätin erinnerte auch daran, dass der Religionshass mit der wohl blutigsten Schlacht in der Geschichte des Aargaus nicht vorüber war.
Erst die Ideen der Aufklärung, die allmählich auch im Aargau auf fruchtbaren Boden fielen, hätten das gegenseitige Verständnis der Konfessionen, die Toleranz gegenüber Andersgläubigen gefördert.
Aargau nicht mehr «Schlachtfeld für fremde Händel»
Die Zeiten, in denen der Aargau von Truppenaufmärschen, Blockaden und Krieg heimgesucht wird, seien vorbei, sagte die Aargauer Frau Landammann Susanne Hochuli (Grüne). Der Aargau als Schlachtfeld für fremde Händel sei passé.
Auch die Landeskirchen nehmen an der Gedenkfeier teil. Die Feier zählte über 450 Gäste. Zudem waren Delegationen aus allen zwölf am Krieg vor 300 Jahren beteiligten Kantonen eingeladen.
Damals standen auf der reformierten Seite Bern, Zürich, Genf und Neuenburg den katholischen Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Wallis und der Fürstabtei St. Gallen gegenüber. Basel, Schaffhausen, Freiburg, Solothurn, Glarus und die beiden Appenzell verhielten sich neutral.
Die Gedenkfeier fand auf den Tag genau 300 Jahre nach der Unterzeichnung des Landfriedens in Aarau statt. Als Kriegsverlierer mussten die katholischen Orte ihre jahrhundertealte Vormachtstellung den reformierten Orten Zürich und Bern abtreten.
Prägend für Eidgenossenschaft
Am Anfang des auch «Toggenburgerkrieg» oder «Zwölferkrieg» genannten Konflikts stand ein Untertanenaufstand im Toggenburg. Die überkonfessionell zusammengeschlossenen Untertanen begehrten gegen den Fürstenabt von St. Gallen auf.
Dabei wurden sie von den aufstrebenden Wirtschaftszentren Bern und Zürich unterstützt. Die fünf katholischen Orte traten auf die Seite des Fürstenabtes.
Nach mehreren Schlachten wurde ein Friedensvertrag geschlossen, der die Rechtsgleichheit der beiden Konfessionen festlegte und den katholischen Orten die Herrschaftsrechte über Baden und die Unteren Freien Ämter entzog.
Die Landsgemeinden von Unterwalden, Schwyz und Zug verwarfen den Friedensschluss. Nach Unruhen nahmen auch Luzern und Uri die Waffen wieder auf, worauf es am 25. Juli 1712 auf dem Langelenfeld bei Villmergen zur Schlacht kam. Zurück blieben über 3000 Tote.
SDA/kle
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