Geboren, getötet, verscharrt
In Frankreich sorgt ein achtfacher Kindsmord für Verstörung. Der Vater soll nichts gewusst haben von den Schwangerschaften seiner Frau.
Von Oliver Meiler Das ist eine jener Geschichten aus den Niederungen der menschlichen Psyche, die man nicht für möglich hält. Dominique C., 45 Jahre alt, eine gelernte Pflegeassistentin aus dem Dorf Villers-au-Tertre, im Norden Frankreichs, hat gestanden, zwischen 1989 und 2005 acht Babys erstickt zu haben. Gleich nach deren Geburt. Es waren ihre Kinder. Die Geschichte wäre wohl nie publik geworden, wenn nicht die neuen Besitzer eines Hauses, in dem Dominique C. mit ihrem Mann gelebt hatte, beim Graben im Garten auf Plastiksäcke gestossen wären mit den Überresten zweier Kinder. Sie meldeten den Fund der Polizei, die dann Dominique C. mit der Erkenntnis konfrontierte. Die Frau soll laut französischen Medien sofort zugegeben haben, dass sie weitere sechs Kinder zur Welt gebracht und getötet habe. Spürhunde fanden die Gebeine im Garten der aktuellen Adresse des Ehepaars, nur einen Kilometer von der alten entfernt. Noch scheinen die Motive für diesen gravierendsten unter den bekannten Fällen von Kindsmord in der Geschichte Frankreichs schleierhaft zu sein. Die Nachbarn im Dorf beschreiben das Paar, das zwei Töchter hat, die über 20 Jahre alt sind und selber Kinder haben, als «unauffällig, höflich, respektiert». Pierre-Marie C., 47 Jahre alt, arbeitet als Schreiner auf dem Bau und dient der Gemeindeverwaltung seit vielen Jahren ehrenamtlich. Er soll nichts gewusst haben von den Taten seiner offenbar sehr beleibten Frau. Dominique C. beteuerte vor der Polizei, sie habe ihre Schwangerschaften vor ihrem Mann verborgen. Und auch im Dorf, das 700 Einwohner zählt, soll niemandem je aufgefallen sein, dass die Frau nach der Geburt ihrer Töchter immer wieder schwanger war, was wohl an der Körperfülle lag. Medizin abgelehnt Beim Verhör sagte Dominique C. laut französischen Medien, dass sie nach einer schlechten Erfahrung mit Ärzten bei der Geburt ihrer ersten Tochter keine medizinische Hilfe mehr habe beanspruchen wollen. Diese Weigerung habe auch für eine eventuelle Verhütungsmethode gegolten. Und da sie keine weiteren Kinder wollte, habe sie die Neugeborenen getötet. Die Frau wurde am Donnerstag angeklagt. Wegen «vorsätzlicher Tötung von Minderjährigen unter 15» droht ihr eine lebenslange Haftstrafe. Ihr Mann wurde nach dem Verhör freigelassen. Das Tor zum Schreckensgarten. Foto: Sylvain Lefevre (EPA, Keystone)
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch