Gaswerkareal: Die Brache erwacht
Der Berner Gemeinderat hat das weitere Vorgehen für die Entwicklung des Gaswerkareals festgelegt. An Private geht nur gerade ein Viertel des Areals. Offen ist der Preis für das EWB-Land – und für die Vorarbeiten von Losinger Marazzi.
Nach Vierer- und Mittelfeld ist das Gaswerkareal das zweitgrösste Wohnbauprojekt, das die Stadt in den nächsten Jahren stemmen will. Rund tausend Bewohnerinnen und Bewohner sollen dereinst in Neubauten zwischen Monbijoubrücke und Sportplatz Schönau mit Blick auf die Aare ein neues Zuhause finden.
Im vergangenen Dezember entschied der alte Gemeinderat, dass die Stadt das Areal von Energie Wasser Bern (EWB) kauft und selber entwickelt. Zuvor hatte die Entwicklungsvereinbarung zwischen EWB und der Planungs- und Baufirma Losinger Marazzi jahrelang für viel Kritik und politische Vorstösse gesorgt.
In einem 14-seitigen Vortrag an den Stadtrat hat der Gemeinderat am Montag die Eckwerte und den Zeitplan für das weitere Vorgehen skizziert. Bevor ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt wird, soll die Bevölkerung bei der Zukunft des Gaskessels sowie den Freiraum- und Mobilitätskonzepten mitreden. Das Parlament wird den gemeinderätlichen Bericht diskutieren und seine Vorstellungen zurückmelden können.
Um das Projekt vorantreiben zu können, hat der Gemeinderat bei Immobilien Stadt Bern eine zusätzliche Stelle geschaffen, und er beantragt eine Aufstockung des Projektierungskredits auf 2,9 Millionen Franken. Ab 2021 könnte gebaut werden.
Alle sozialen Schichten
Die Hälfte des Areals soll im Baurecht an gemeinnützige Wohnbauträger abgegeben werden. Ein Viertel will die Stadt selber überbauen und wenn möglich «günstigen Wohnraum mit Vermietungskriterien (GüWR)» realisieren. Die restlichen 25 Prozent sollen an grosse private Investoren gehen, für die «in einem noch zu definierenden Umfang» der Bau von Stockwerkeigentum möglich sein soll. So werde einerseits eine Durchmischung aller sozialen Schichten erreicht, so der Gemeinderat, andererseits würden hohe Baurechtszinsen für Wohneigentum die GüWR-Wohnungen subventionieren.
Das neue Quartier soll ein vielfältiges Wohnangebot bieten. Angestrebt werden eine hohe Belegungsdichte und der Bau von gemeinschaftlicher Infrastruktur wie Gemeinschaftsräumen oder Gästezimmern. Auch neuere Wohnformen wie Cluster- oder Grosswohnungen sollen entstehen. Vorgaben wie ein vielfältiger Nutzungsmix, attraktive Freiräume, stadtgerechte Mobilität oder fortschrittliche Energiestandards komplettieren die Vorstellungen zeitgemässen städtischen Bauens. Parkplätze sollen möglichst in der Monbijoubrücke untergebracht werden.
Noch offen ist, wie die Vorarbeiten von Losinger Marazzi abgegolten werden. Entweder schlägt EWB sie auf den Verkaufspreis, oder die Stadt reserviert der Firma ein Baufeld auf dem Arealteil für Institutionelle, und Losinger Marazzi trägt im Gegenzug die bisherigen Kosten selber. Weil die Stadt in diesem Fall günstiger wegkäme, will der Gemeinderat diese Variante prüfen.
Support für Gaskessel
Für die GLP kommt ein solcher Tauschhandel allerdings nicht infrage, wie sie am Montag mitteilte. Sie, das GB und die SP haben das Geschäft in den letzten Jahren mit ihren Vorstössen in die Richtung gelenkt, in der es nun weiterverfolgt werden soll. Alle drei begrüssten sie in Medienmitteilungen, dass der Gemeinderat die Planung in die eigenen Hände genommen hat und vorwärtszumachen scheint.
GB und SP machen deutlich, dass das Jugend- und Kulturzentrum Gaskessel ihrer Ansicht nach durch die Planung nicht infrage gestellt werden darf. Werde mit den Betreibern nicht einvernehmlich ein neuer Standort gefunden, gelte Besitzstandswahrung. Die GLP hält fest, dass zu einer gemischten Nutzung in einem urbanen Quartier «explizit auch kulturelle Nutzungen» gehören würden. Dies müsse «planerisch garantiert werden» – runde Tische würden dafür nicht reichen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch