Gar nicht schlecht, dieses alte Discopunk-Geschlecht
De Meuron luden zur Punky Reggae Party ins Rock Cafe Weissenbühl. Es lief glatt für die noch unbekannte Berner Band.

«Mir wei es Hard Rock Cafe», sangen Span schon in den 1980ern – und ganz jung ist auch das Rock Cafe Weissenbühl nicht mehr. Das Lokal an der Seftigenstrasse ist zuverlässig offen für die Rockerinnen und Rocker im Quartier, aber nicht unbedingt bekannt als einer der ultimativen Berner Konzertorte.
Ebenfalls eher zurückhaltend vermarktet sich die Band De Meuron, die letzten Samstag zur Punky Reggae Party ins Rock Cafe lud. Im Internet findet man kaum Informationen zu diesem selbst ernannten «alten Berner Discopunk-Geschlecht», das eine Mischung aus Ska, Punk und Mundartrock im Programm führt und live schon ziemlich routiniert zur Sache geht. Obschon das Konzert kaum angekündigt war, erschien das Publikum zahlreich und war ausgesprochen begeisterungswillig. Ein Heimspiel vor Freunden?
«I wär so gärn wieder e Gröggu, e chlyne Tunichtgut.»
Optisch geben De Meuron mit ihren Pork Pie Hats im Ska-Stil, T-Shirts von The Who und ausgesprochenem Bewegungsdrang einiges her. Sänger «Mo Vox» rudert mit den Armen, radelt mit den Beinen und holt das Publikum mit kernigen Ansagen ab. Gesangsmässig bewegt er sich etwas weniger und setzt dafür auf die Durchschlagskraft der Texte.
Es beginnt lokalpatriotisch («Du mys heiss gliebte Bärn, i ha di gärn»), geht gesellschaftskritisch weiter («I muess euch säge, es git Type, die sy drnäbe»), lässt Platz für die sich ankündigende Midlife-Crisis («I bin e auti Vogelschüche, für ds Läbe bin i nümme z bruuche») und etwas Sentimentalität («I wär so gärn wieder e Gröggu, e chlyne Tunichtgut»). Des Weitern kommen die Liebe und andere Drogen prominent in den Songs vor. Sehr prominent, um genau zu sein.
Gitarrist Hofer hämmert Riff um Riff, Trommler Tinu wirbelt wie wahnsinnig über sein Set und übertönt schon beim Anzählen die ganze Band. Nur die Bass spielende «Madame» ist nicht aus der Ruhe zu bringen und behält auf ihrem Barhocker die Übersicht über das entfesselte Treiben.
Irgendwann stösst mit Housi Wittlin auch noch eine seelenverwandte Spontanrocklegende zur Band und berichtet bei «Shame and Scandal in the Family» zum Offbeat-Rhythmus von reichlich vertrackten Familienverhältnissen, wie es sie auch bei alten Berner Geschlechtern gegeben haben könnte. Jetzt wird getanzt, die Handykameras sind im Dauereinsatz, das Konzert muss um 22 Uhr fertig sein, wie «Mo Vox» in Erinnerung ruft. Spielt die Band darum so schnell?
Eine weitere Coverversion haben De Meuron im Repertoire – standesgemäss im Français fédéral. Der Europunk-Oldie «Ça plane pour moi» von Plastic Bertrand – auf Deutsch sinngemäss «Für mich läufts glatt». Die Band rattert voll los.
Da leuchten die Warnlämpchen auf und erinnern an das Markenzeichen einer anderen Madame aus dem De-Meuron-Clan: das Hörrohr. Zeit für einen Abgang auf die französische Art! Gut, dass es draussen noch nicht glatt ist, obschon es in dieser Mainacht schon wieder zünftig weihnachtet.
In der Rubrik «Soundcheck» sind wir in der hiesigen Musikszene unterwegs.
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