Ganz Kallnach darf auf Reisen
Die Gemeinde Kallnach reist im Juni nach Tschechien. Die Reise wird von der Gemeindekassefinanziert, und alle dürfen mit. Es besteht immer noch regerKontakt mit Südböhmen. Das ist nicht selbstverständlich.

Rund 760 Kilometer trennen die Gemeinden Kallnach und das tschechische Dolni Bukovsko. Trotz der Entfernung sind sie aber seit 25 Jahren eng miteinander verbunden. 1992 entstand eine Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden. Ende Juni reisen die Kallnacher nun nach vier Jahren wieder einmal in Richtung Südböhmen. Jeder der will, kann mitgehen. Die Reisekosten bezahlt die Gemeindekasse. «Das ist für uns selbstverständlich», sagt Ursula von Bergen, ehemalige Gemeinderätin und eine der Mitbegründerinnen der Partnerschaft.
Nur noch wenig Kontakte
Doch in anderen Orten ist so etwas keinesfalls selbstverständlich. Die Partnergemeinden sind nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entstanden. Alt-Regierungsrat Peter Schmid (SVP) setzte sich nach dem Ende des Kalten Krieges dafür ein, dass sich Berner Gemeinden in der Region Südböhmen engagieren. Damals wollte man tschechische Ortschaften dabei unterstützen, ihre Gemeindeautonomie zu stärken. Insgesamt 111 Gemeinden liessen sich damals für das Projekt begeistern. Viele der Partnerschaften sind jedoch über die Jahre hinweg verloren gegangen und konnten über den anfänglichen Enthusiasmus hinweg nicht bestehen bleiben.
Es gibt aber immer noch Gemeinden, die begeistert den Austausch fortführen. Kallnach ist eine solche. Seit der Fusion mit Niederried 2013 kam noch die zweite Partnergemeinde Niskovice hinzu.
Aller Anfang ist schwer
An die Anfänge erinnert sich von Bergen noch sehr genau. «Wir haben uns beim ersten Besuch gleich einmal einen Fauxpas geleistet», erzählt sie schmunzelnd. Man habe als Geschenk Geld mitgebracht, da man dachte, das bräuchte die Partnergemeinde noch am ehesten. Das kam damals gar nicht gut an. «Sie wollten von Beginn an nur eines: Freundschaft!», so von Bergen.
«Sie wollten von Beginn an nur eines: Freundschaft!»
Gemeindeverwalter Beat Läderach, der ebenfalls zu erster Stunde am Austausch teilgenommen hat, freut sich darüber, wie sich die tschechischen Partner gemeindepolitisch und in Sachen Infrastruktur weiterentwickelt haben: «Ich glaube, wir konnten ihnen ein gutes Beispiel sein.» Was in Form von institutioneller Entwicklungshilfe begann, ist heutzutage kultureller Austausch.
Nicht mit Geld messbar
«Ich kann mir nicht vorstellen, aufzuhören», sagt von Bergen über ihre Arbeit für die Partnerschaft. Die beiden Organisationsteams seien mittlerweile so eng miteinander verbunden, dass wahre Freundschaften entstanden seien, erklärt von Bergen.
Sie ist sich aber bewusst, dass es auch in Zukunft Leute braucht, die ihr Herzblut in den Austausch stecken, sonst laufe man Gefahr, dass Kontakte einschlafen. Sie hofft, dass auch künftige Gemeinderäte den Wert der Partnerschaft erkennen. «Man darf diese Beziehungen nicht mit Geld messen», sagt von Bergen.
Für die Reise im Juni sieht es jedenfalls gut aus. Man habe schon 20 Anmeldungen erhalten. Es hätten sich auch Familien mit ihren Kindern angemeldet, das sei sehr wichtig, um auch die künftigen Beziehungen zu garantieren, so von Bergen.

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