Gäu
Mühsames Einsteigen: Ein älteres Pärchen fährt Bus.
Der Bus hielt. Die Türen öffneten sich zischend, und vorne neben dem Fahrer bestieg eine Dame – 70 plus, pflaumenblaue Bluse, grauer Rock, Stützstrümpfe – hastig den Wagen.
Sie huschte, ja rannte an ihm und an mir vorbei. Ein Windhauch streifte meine Wange.
Ich schaute ihr über die Schulter nach und sah, dass sie bei den mittleren Türen einem Mann – korpulent, Hosenträger, dicke Brillengläser – in den Bus half. Draussen weihnachtete es sehr.
Zuerst hievte er seufzend seine Gehhilfe ins Innere des Busses. Dann hob er schwerfällig das eine Bein in das Gefährt hinein. Sie packte ihn nun gekonnt am rechten Arm und zog, als gäbe es kein Morgen. Ein Ruck, und der Mann stand sichtlich erschöpft und etwas schwankend zwischen den Türen.
Dann machten sie sich gemeinsam auf Richtung Viererabteil. Sie hakte sich ein, und er setzte einen Fuss (und die Gehhilfe) vor den anderen. Schritt für mühsamen Schritt näherten sie sich den begehrten Sitzen. Irgendwann schlossen sich die Türen. Der Fahrer blickte durch den Rückspiegel auf die Szenerie – keine Spur von Ungeduld. Die anderen Passagiere hingen an ihren Smartphones.
Endlich war das Pärchen angekommen. Der Mann liess sich mit einem lauten Ausschnaufen in den Sitz fallen. Seine Frau setzte sich ihm gegenüber hin. Er brauchte fast zwei, sie kaum einen halben Platz. Kaum hatte der Bus Fahrt aufgenommen, sagte sie: «Heute Abend gehst du mir aber nirgends mehr hin, gäu? Heute bleibst du mal wieder daheim, bei mir. Gäu, gäu?» – «Hm. Hm», sagte er, schaute aus dem Fenster und nickte.
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