YB-Frauen verlierenFür starken Auftritt vor Rekordkulisse nicht belohnt
Eine tolle Darbietung der jungen YB-Frauen vor 1500 Zuschauern im Wankdorf hätte in der Playoff-Premiere gegen den Cupsieger FCZ mehr als eine 1:2-Niederlage verdient.

Im Prinzip lag der FCZ für die Bernerinnen gar nicht in Reichweite. Dem Gegner stehen nämlich nicht weniger als neun aktuelle oder frühere Nationalspielerinnen zur Verfügung, YB dagegen mit Laura Frey bloss eine. Die Zürcherinnen haben zudem zuletzt 7 von 9 vergebenen Meistertiteln gewonnen und verfügen über ein Kader, das sich auch als Champions-League-tauglich bewiesen hat. Sie mussten zwar letztes Jahr und auch in der eben abgeschlossenen Qualifikation Servette den Vortritt lassen, haben aber weiterhin gute Chancen, nach dem Cupsieg auch die Meisterschaft und damit das Double zu gewinnen.
Für den FCZ sprach aber nebst der besseren Klassierung (2.) auch der Fakt, dass die Zürcherinnen gegen das siebtklassierte YB beide Qualifikationspartien mit Kantersiegen – 5:0 und 7:0 – zu ihren Gunsten entschieden hatten. «Aber wir haben bewiesen, dass wir im Laufe der Saison grosse Fortschritte gemacht haben», war Laura Frey nach der knappen und unglücklichen Niederlage stolz auf ihr Team. «Wir starteten mit einer praktisch neuen und stark verjüngten Mannschaft, die nur wenig Kredit genoss – und nun konnten wir einem absoluten Spitzenteam alles abfordern.»

Natürlich kam den Bernerinnen die frühe Führung entgegen – die viel Übersicht beweisende Topskorerin Courtney Strode überlistete in der 8. Minute die zu weit vorne postierte gegnerische Torhüterin aus rund 30 Metern. Sie mussten dem Gegner in der Folge bis zur Pause nur wenig wirklich gute Torchancen zugestehen. Selbst der Ausgleich von Seraina Piubel kurz nach dem Seitenwechsel auf Vorarbeit von Martina Moser hin kam nicht zwingend zustande. Und gar aus heiterem Himmel fiel nur zwölf Minuten später das 1:2 von Lydia Andrade, denn zuvor hatte YB gleich drei gute Chancen zur erneuten Führung nicht genutzt.
Die Bernerin beim FCZ
Hätte die an diesem Tag stärkste Berner Akteurin bei YB gespielt, wäre wohl sogar der Sieg dringelegen. Leider kurbelte aber die mittlerweile 36-jährige Emmentalerin Martina Moser das Angriffsspiel des FCZ an. «Natürlich haben wir uns nicht in Bestform präsentiert», resümierte sie nach der Partie, «aber letztlich gab wohl unsere grössere Erfahrung den Ausschlag, dass es trotzdem zu einem knappen Sieg gereicht hat.» Sie machte allerdings auch dem Gegner Komplimente: «Das junge YB-Team hat uns vor dieser tollen Kulisse alles abverlangt – ich könnte mir vorstellen, dass hier etwas Vielversprechendes heranwächst.»
Natürlich sind die Chancen, dass YB nach dieser unglücklichen Niederlage über das Rückspiel vom kommenden Samstag in Zürich hinaus im Titelrennen bleibt, weiter gesunken. «Aber wir werden sicher noch einmal alles geben», gibt sich Laura Frey kämpferisch, «wenn uns erneut eine ähnlich gute Leistung gelingt und wir im Abschluss kaltblütiger agieren, liegt vielleicht sogar doch noch die ganz grosse Überraschung drin.»

Die Rekordkulisse
Erfreulich war so oder so, dass die Partie trotz der für das Heimteam wenig erfolgverheissenden Ausgangslage nicht weniger als 1540 Zuschauerinnen und Zuschauer anzog – Rekord für ein YB-Frauen-Spiel und wesentlich mehr als die durchschnittlich knapp 300 in dieser Saison. Anderseits aber immer noch weit entfernt vom Publikumsaufmarsch bei anderen Frauenspielen in diesem Frühjahr: Mitte April bedeuteten die 6281 Fans der – leider mit 0:1 verlorenen – WM-Qualifikationspartie in Thun gegen Italien einen Rekord für Länderspiele in der Schweiz, und vor einer Woche sahen im Letzigrund 7916 den Cupfinal zwischen dem FCZ und GC. Gar einen Frauen-Weltrekord bedeuteten die 91’553 (!) Anwesenden beim Champions-League-Viertelfinal von Ende März zwischen Barcelona (mit der Berner Oberländerin Ana Maria Crnogorcevic) und Real Madrid im Camp Nou. Auch hier gibt es also für die YB-Frauen noch Luft nach oben.

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