Klimastreik Bern180 Klimastreikende müssen mit Anzeige rechnen
In der ganzen Schweiz protestierten Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten für die Reduktion von Treibhausgasen bis 2030. In Bern verzeigte die Polizei rund 180 Personen.
Zum ersten Mal in diesem Jahr haben Klimaaktivistinnen und -aktivisten am Freitag in mehreren Schweizer Städten mit Sitzstreiks für ehrgeizigere Ziele beim Klimaschutz demonstriert. In Bern intervenierte die Polizei wegen Missachtung der kantonalen Covid-Verordnung. 180 Personen wurden angezeigt.
Die Aktion auf dem Waisenhausplatz in der Berner Altstadt war zwar von den Behörden zugelassen worden – aber nur für maximal 15 Personen. So viele Menschen dürfen sich derzeit in der Schweiz im Freien treffen.
Die Polizei forderte die Aktivistinnen und Aktivisten deshalb bereits kurz nach Beginn der Veranstaltung mehrmals auf, den Versammlungsort zu verlassen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort berichtete. Viele der 200 bis 300 Demonstrierenden hätten sich dann in kleinere Gruppen auf dem Waisenhausplatz aufgeteilt.
Die Polizei kontrollierte die Personalien von rund 200 der Aktivistinnen und Aktivisten, 180 von ihnen wurden angezeigt, wie die Kantonspolizei Bern auf Twitter mitteilte. Ebenfalls verzeigt wurden die Organisatoren, weil sie trotz der Aufforderung der Polizei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Bleiben aufgefordert hätten, wie es auf Anfrage hiess. Die Stimmung sei aber jederzeit friedlich geblieben.
Polizei schreitet in Zürich früh ein
Die Zürcher Stadtpolizei duldete den Klima-Sitzstreik vom Freitag wie angekündigt nicht. Die rund 200 Demonstrantinnen und Demonstranten, die sich auf dem Sechseläutenplatz versammelt hatten, wurden weggewiesen. Zu Ausschreitungen kam es aber nicht.
Die Stadt begründete dies damit, dass die Veranstalter in ihrem Gesuch von drei Sitzstreik-Anlässen mit je bis zu 100 Teilnehmern geschrieben hätten. Die kantonale Covid-Verordnung erlaube aber nur politische Veranstaltungen und Demonstrationen mit maximal 15 Teilnehmern.
Länger sitzenbleiben durften die Demonstranten in Winterthur. Dort setzten sich rund hundert Klima-Streikende in die Steinberggasse, um für einen besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Die Teilnehmenden waren in kleinen Grüppchen verteilt oder sassen alleine. Die Maskenpflicht wurde eingehalten.
In der Stadt Luzern folgten rund 250 Personen dem Streikaufruf. Angekündigt war die Aktion auf dem Rosengartplatz in der Altstadt. Aufgrund der zahlreichen Streikenden dehnte sich die Aktion aber bis auf die Seebrücke aus.
Aktionen in 20 Städten
Und auch in St. Gallen versammelten sich weit mehr als die vom Bund erlaubten 15 Personen: Nach Angaben eines Keystone-SDA-Reporters vor Ort kamen beim Vadian-Denkmal rund 150 Aktivistinnen und Aktivisten zusammen. Die Kundgebung war von der Stadt unter Auflagen bewilligt worden.
Unter den Augen einiger Polizisten hielten sich die Teilnehmenden des Sitzstreiks daran: Alle trugen Masken, die vorgeschriebenen Abstände wurden eingehalten. Aus Rücksicht auf die Corona-Vorschriften hatten die Organisatoren auf einen grossen Demonstrationszug verzichtet.
Netto null bis 2030
Der internationale Streiktag stand weltweit unter dem Motto #NoMoreEmptyPromises (keine leeren Versprechen mehr), wie die Organisation Klimastreik Schweiz mitteilte. Denn trotz anhaltender Proteste falle die bisherige Bilanz «trübe» aus. Auch in der Schweizer Klimapolitik werde viel zu wenig getan.
In der neuen Klimastrategie des Bundesrats hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, die Schweiz bis 2050 in die Klimaneutralität zu führen. Das ist den Aktivistinnen zu wenig ambitiös. Die Klimastreikbewegung strebt an, dass die Schweiz bis 2030 klimaneutral wird, also netto null CO2-Emissionen produziert.
Anfang dieses Jahres hatte die Klimastreikbewegung deshalb einen 377-seitigen Aktionsplan vorgestellt, der aufzeigen soll, wie das Ziel von netto null Treibhausgasemissionen bis 2030 zu erreichen ist. Die Protestierenden fordern gleichzeitig einen «grundlegenden Wandel» hin zu einer «ökologischen und sozialen Gesellschaft». (sda)
Gegen 14.45 Uhr publiziert die Kantonspolizei eine erste Einsatzbilanz. Gemäss kantonaler Covid-Verordnung sind derzeit nur Demonstrationen mit 15 Personen erlaubt.
Beim heutigen Klimastreik seien deshalb rund 200 Personen kontrolliert und weggewiesen worden, wie die Kantonspolizei auf Twitter schreibt. Rund 180 Personen, darunter seien auch die Organisierenden, müssen mit einer Anzeige rechnen.

Gegen 14.30 Uhr war der Streik beendet. Eine letzte kleine Gruppe von Streikenden liess sich auf den roten Stühle auf dem Bundesplatz nieder. Die Polizei war noch vor Ort. Sie wiess die kleine Gruppe jedoch nicht mehr weg.
Hiermit beenden auch wir die Berichterstattung zum Klimastreik in Bern.
Die verbliebenen Demonstrantinnen und Demonstranten haben sich kurz nach 14 Uhr auf den Bundesplatz verschoben. Es sind etwa noch drei Dutzend, die in Gruppen zusammenstehen. Die Polizeikräfte beobachten das Geschehen aufmerksam.
Die Personenkontrollen auf dem Waisenhausplatz sind kurz nach 13.30 Uhr abgeschlossen. Auf diesem Platz hat es keine Demo-Teilnehmerinnen und -teilnehmer mehr. Rund drei Dutzend Demonstrierende haben sich auf den Bärenplatz begeben. Auch ein Teil der Polizeikräfte hat sich dorthin verschoben. (jsp/sny)
Die Personenkontrollen dauern an. Die Demonstrierenden händigen den Polizeikräften ihre Identitätspapiere aus. Diese füllen zu jeder Person ein Formular aus.
Nach wie vor hat es gegen mehrere Dutzend Personen auf dem Platz. Sie skandieren von Zeit zu Zeit die Slogans der Klimabewegung. Sie singen: «Ufe mit dem Klimaziu, abe mit äm CO2». (sny)
Um 12.25 Uhr beginnt die Polizei, die ersten Demonstrierenden zu kontrollieren. Auch die Teilnehmenden im oberen Teil des Waisenhausplatzes sind jetzt im Fokus der Polizeikräfte.
Eine Demoteilnehmerin drückt über einen Lautsprecher ihren Ärger über das Vorgehen der Polizei aus: «Wieso dürfen 4000 Leute gegen Corona demonstrieren, und wir dürfen hier nicht in Gruppen friedlich zusammensitzen. Was ist das Problem?», ruft sie ins Mikrofon. (sny)
Um 12.10 Uhr gibt der Polizeisprecher bekannt, dass «nach kantonaler Covid-Verordnung sich zu viele Leute auf dem Platz befinden». Die Polizei beginne jetzt mit «polizeilichen Kontrollen und Wegweisungen». Etwa 50 Teilnehmende bleiben nach wie vor auf dem Platz sitzen.
Weitere gut 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich auf den oberen Teil des Waisenhausplatz verschoben. Der Teil des Platzes, der sich neben dem Eingang zum City-Parking befindet, steht weniger im Fokus der Polizeikräfte. (sny)
Gegen 12 Uhr haben sich rund 100 junge Frauen und Männer auf dem Waisenhausplatz versammelt. Alle tragen Masken. Die Klimademonstrantinnen und -demonstranten sitzen in kleineren Gruppen zusammen. Die Polizei hat bereits zwei Mal eine Durchsage gemacht und die Teilnehmenden zum Verlassen des Platzes aufgefordert.
Bis um 12 Uhr ohne Erfolg. Kurz nach 12 Uhr hat ein Polizeisprecher die Sitzenden mit Megafon «zum letzen Mal» aufgefordert, den Platz zu verlassen. Er hat die Anwesenden darauf aufmerksam gemacht, dass Personen, welche die Örtlichkeit jetzt nicht verlassen, damit rechnen müssen polizeilich kontrolliert und weggewiesen zu werden. (sny)

Nach einer corona-bedingten Pause meldet sich der Klimastreik am 19. März, dem internationalen Streiktag, zurück: In verschiedenen Schweizer Städten – darunter Bern, Burgdorf, Ostermundigen oder Thun – wollen sie in kleinen Gruppen Sitzstreiks veranstalten, um ein Zeichen für den Umweltschutz zu setzen.
Sie fordern netto null Treibhausgasemissionen bis 2030 und Klimagerechtigkeit. Denn trotz der Streikbewegung, die vor zwei Jahren ihren Anfang genommen hat, sei in der Schweizer Klimapolitik viel zu wenig getan worden.
Bewilligte Aktionen
Im Gegensatz zur Demo von Gegnern der Corona-Massnahmen, die am Samstag in Bern stattfinden soll, liegt für den Sitzstreik eine Bewilligung durch die Stadtbehörden vor. Die Organisatoren haben ein Schutzkonzept vorgewiesen und beteuert, sich an die geltenden Regeln wie Maskenpflicht oder Mindestabstände zu halten. (mb/pd)
red
Fehler gefunden?Jetzt melden.