Krise verschärft sichFTX-Pleite bringt weitere Kryptofirmen in Bedrängnis
Silvergate und Genesis streichen Stellen, um Verluste in Milliardenhöhe einzudämmen. Laut Medienberichten soll der Kryptoverleiher Genesis sogar vor dem Kollaps stehen.

Das neue Kryptojahr 2023 fängt genauso an, wie das alte aufgehört hat: turbulent. Mit Silvergate und Genesis geraten zwei weitere Unternehmen in den Strudel der öffentlichkeitswirksamen FTX-Pleite. Bereits Ende November 2022 hatte der US-Kryptoverleiher Blocfi Insolvenz angemeldet, ein Geschäftspartner der Kryptobörse FTX.
Nur zweieinhalb Wochen zuvor war FTX bankrottgegangen; Firmengründer Sam Bankman-Fried muss sich wegen des Konkurses in den USA vor Gericht verantworten. Ihm wird Betrug und Veruntreuung vorgeworfen. Der 30-Jährige plädiert auf «nicht schuldig».
Kundschaft hebt Milliardensummen ab
Wie die Wirtschaftszeitung «Wall Street Journal» berichtet, hat Silvergate mit mehreren Schwierigkeiten gleichzeitig zu kämpfen. Aufgeschreckt durch den Zusammenbruch von FTX haben Kunden im vierten Quartal des vergangenen Jahres Kryptovermögen im Wert von 8,1 Milliarden Dollar abgehoben.
Dieser riesige Abfluss zwang die kalifornische Kryptobank dazu, Vermögenswerte mit hohen Abschlägen zu verkaufen, um an flüssige Mittel zu gelangen. Das Verlustgeschäft beläuft sich nach Informationen des «Wall Street Journal» auf 718 Millionen Dollar. Führungskräfte deuteten am Donnerstag in einer Telefonkonferenz an, dass Silvergate ein Übernahmekandidat werden könnte.
«Als Reaktion auf die raschen Veränderungen in der Branche für digitale Vermögenswerte im vierten Quartal haben wir angemessene Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass wir unsere Barliquidität aufrechterhalten, um potenzielle Einlagenabflüsse zu befriedigen», sagte Silvergate-Chef Alan Lane. Das Unternehmen verfüge derzeit über eine Liquiditätslage, die die Einlagen von digitalen Vermögenswerten übersteige.
Als zusätzliche Massnahme hat Silvergate einen Stellenabbau angekündigt, um weitere Kosten zu sparen. Die Rede ist von 40 Prozent der gesamten Belegschaft, was rund 200 Arbeitsplätzen entspricht.
Die Neuigkeiten zur Kryptobank führten zu einem Kurssturz an der Börse in New York. Der Aktienkurs von Silvergate fiel am Donnerstag zeitweise um 44 Prozent. In den letzten zwölf Monaten verlor der Titel 91 Prozent an Wert.
Mit Genesis stehe eine weitere Kryptofirma vor dem Kollaps, berichtet ihrerseits die «Financial Times». Das Management prüfe alle Optionen, darunter auch eine Insolvenz nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts. Stimmt ein Gericht einem solchen Verfahren zu, erhält das betroffene Unternehmen eine Verschnaufpause, um eine Sanierung in die Wege zu leiten.
Als Sofortmassnahme soll Genesis ein Drittel aller Arbeitsplätze gestrichen haben. Damit dürfte das Unternehmen nach dem Stellenabbau noch 145 Mitarbeiter beschäftigen. Genesis teilte einzig mit, das Unternehmen konzentriere sich darauf, für alle betroffenen Kunden die beste Lösung zu finden.
Alameda verspekuliert sich mit Hochrisikogeschäften
Genesis ist ein Kryptoverleiher. Solche Firmen nehmen einerseits von Anlegern Bestände in Kryptowährungen entgegen, denen sie im Gegenzug attraktive feste Verzinsungen bieten. Auf der anderen Seite verleihen Unternehmen wie Genesis die ihnen überlassenen Bitcoins und Co. gegen Gebühren an Grossinvestoren, die damit Geschäfte machen.
Genesis geriet unmittelbar nach dem Zusammenbruch von FTX in Schieflage und ersuchte Investoren um einen Notkredit von einer Milliarde Dollar. Grund waren Geschäftsbeziehungen zum bedeutenden Kunden Alameda Research. Alameda war ein Hedgefonds von FTX-Gründer Bankman-Fried. FTX soll mehrere Milliarden Dollar an Kundengeldern an Alameda weitergeleitet haben, um mit riskanten Wetten an den Finanzmärkten Gewinne zu erwirtschaften.
Doch das ging gehörig schief: Stattdessen verspekulierte sich der Hedgefonds. Als die FTX-Kunden durch Medienberichte davon Wind bekamen und ihre Kryptowährungen massenhaft abheben wollten, fehlte das Geld. Die Handelsplattform stürzte in eine Liquiditätskrise.
Kryptostandort Schweiz bislang verschont
Der Kryptostandort Schweiz scheint bislang vom FTX-Konkurs wenig betroffen zu sein. Einzelne Anleger berichten jedoch, dass sie nur noch Teile ihres Vermögens retten konnten. Der Kryptofonds Swissrex Crypto Fund soll über ein Fünftel seines Fondsvermögens verloren haben. Der Verlust belaufe sich auf 13 Millionen Franken, schreibt das Finanzportal «Tippinpoint».
Kurz vor Weihnachten deponierte laut dem Finanzblog «Inside Paradeplatz» der Zuger Kryptomakler Covario die Bilanz. Allerdings ist unklar, inwiefern es einen direkten Zusammenhang mit der FTX-Pleite gibt. Es deutet vielmehr einiges darauf hin, dass die Insolvenz des Kryptoverleihers Celsius eine Rolle spielt.
Das Unternehmen beantragte im Juli 2022 in den USA Gläubigerschutz, also vor dem Zusammenbruch von FTX. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg war Covario einer der grössten Gläubiger von Celsius.
Gegen den Gründer und ehemaligen Chef von Celsius, Alex Mashinsky, hat die New Yorker Staatsanwaltschaft am Donnerstag Anklage erhoben. Ihm wird Betrug vorgeworfen. Mashinsky soll Investoren den wahren finanziellen Zustand seiner Handelsplattform verschwiegen haben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.