Frost zerstört die Apfelernte
Nach mehreren Frostnächten fällt die Apfelernte von Obstbauer Reto Schürch aus Grosshöchstetten dieses Jahr aus. Er hofft, dass er sich künftig gegen Frost versichern kann.
Mit schnellen Schritten steigt Obstbauer Reto Schürch den steilen Hang hinauf. Der geteerte Weg führt mitten durch seine Baumplantage in Grosshöchstetten. Rechts reiht sich ein Apfelbaum an den nächsten, links steht ein Zwetschgenbaum neben dem andern. Schürch hat es eilig, aber eigentlich drängt die Zeit gerade überhaupt nicht. Es gibt hier nichts mehr zu tun für ihn. «Alles kaputt», sagt er. «Das ist eine Katastrophe.»
Die Frostnächte in den letzten zehn Tagen haben Schürchs Kulturen so stark zugesetzt, dass die Ernte in diesem Sommer und Herbst ausfällt. Er klemmt eine Apfelblüte zwischen die Finger. «Sie sollte jetzt grün sein, aber sie ist braun. Und wenn man sie öffnet, ist sie schwarz.» So sehen sie alle aus. Bei dem Spaziergang entdecken er und sein Vater Ernst Schürch nur gerade eine gesunde Blüte. «Die Bäume haben einen Schock», sagt er. «Sie tun mir leid.»
Alles war bereit
Die Familie Schürch baut seit 200 Jahren Obst an. Vor 2 Jahren übernahm Reto Schürch den Betrieb von seinem Vater. Auf 9 Hektaren in Grosshöchstetten, Zäziwil und Konolfingen baut er Äpfel an, darunter Gala, Kidds Orange und seit neuestem eine Sorte für Allergiker. Hinzu kommen 3 Hektaren Zwetschgen und 1,5 Hektaren Erdbeeren in der neu entstandenen Intensivlandwirtschaftszone.
Der Frühling begann noch gut. Nach dem kalten Januar und Februar kam der schöne März «mit Vollgas», sagt er. Die Natur war dem Fahrplan zwei Wochen voraus, und Obstbauer Schürch stand in den Startlöchern.
«Die Bäume waren schön geschnitten, optimal gedüngt, tipptopp behandelt, es sah sehr schön aus.» Aber dann blieb zuerst der Regen aus, weswegen die Bäume an Widerstandsfähigkeit verloren. Schliesslich kam der Frost, vorletzte Woche, letzte Woche, mit aller Macht. «Eine oder zwei Nächte halten die Bäume aus», sagt der 71-jährige Ernst Schürch, «aber mehr nicht.» Schon 2 Minusgrade seien für die Bäume zu viel. «Letzte Woche hatten wir minus 4, 5 und 7 Grad.»
Vor 12 Jahren hatten Schürchs noch erfolgreich eine frostige Nacht bekämpft und pro Hektare 800 Frostkerzen aufgestellt. Doch dieses Mal sei die Temperatur schlicht zu tief gewesen, die Frostdauer zu lang. Und der Betrieb sei mittlerweile zu gross für solche Massnahmen. «Das hätte mich mehrere Zehntausend Franken gekostet», sagt Reto Schürch, «das wäre in keinem Verhältnis gestanden.» Frostkerzen hätten mindestens 70 Prozent der Ernte retten sollen, was in so einer Situation unmöglich sei.
Angst vor dem Loch
Die Erdbeeren konnte Reto Schürch erfolgreich vor dem Erfrieren schützen. Für die Zwetschgen hat er noch ein klein wenig Hoffnung. Bei den Äpfeln aber verzeichnet er fast einen Totalausfall. Ihm graut schon vor dem Herbst, wenn Erntezeit wäre. «Ich weiss nicht, wie ich reagieren werde, wenn es losgehen sollte. Wenn wir die Kisten nicht mehr hervornehmen, die Traktoren nicht mehr starten müssen.»
Wegen der Frostschäden muss Schürch hohe finanziellen Einbussen in Kauf nehmen. Beziffern will und kann er sie aber nicht. Er hofft nun, dass die vielen betroffenen Produzenten eine finanzielle Unterstützung für den Ernteausfall erhalten (siehe Kasten). Zudem setzt er darauf, dass es möglich ist, ab dem neuen Jahr eine Frostschutzversicherung abschliessen zu können.
Hoffen auf die Erdbeeren
Reto Schürch hofft jetzt auf wärmeres Wetter in den nächsten Tagen. Auf eine gute Erdbeerernte in den nächsten Monaten. Auf ein besseres nächstes Jahr. «Ich muss an 2018 denken», sagt er. Und er geht mit schnellen Schritten davon.
Bundesrat Schneider-Ammann begutachtete vergangene Freitag Frostschäden im Waadtland:
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch