Von Siebenthal: «Die Ambiance wirkt befreiend»
Nathalie von Siebenthal glänzt an der WM in Lahti mit Platz 4 im Skiathlon. Nach dem sportlich wertvollsten Auftritt in ihrer Karriere spricht die Berner Oberländerin über die Gründe ihrer konstant guten Darbietungen an Grossanlässen.

Rang 4 im Skiathlon, vor Tour-de-Ski-Siegerin Heidi Weng: Nathalie von Siebenthal hat am ersten WM-Wochenende im finnischen Lahti aus helvetischer Perspektive das Ausrufezeichen gesetzt.
Die Berner Oberländerin realisierte das zweitbeste Ergebnis einer Schweizer Langläuferin in der Geschichte der globalen Titelkämpfe; 1987 hatte die Bündnerin Evi Kratzer in Oberstdorf über 5 km Bronze gewonnen. Schneller als die 23-Jährige aus Lauenen waren Charlotte Kalla (SWE), Krista Pärmakoski (FIN) sowie Marit Björgen, die an Weltmeisterschaften zum 15. Mal reüssierte.
Damit ist die 36-jährige Norwegerin alleinige Rekordhalterin. Von Siebenthal gewährte dieser Zeitung am Tag nach ihrer Parforceleistung ein Interview.
Gold an der U-23-WM 2015 in Almaty, Rang 6 an der WM 2015 in Falun, nun Rang 4 an den Titelkämpfen in Lahti: Geht es um Medaillen, sind Sie stets stärker als im Weltcup. Haben Sie ein Flair für Grossanlässe?
Nathalie von Siebenthal:Ich reise mit einem guten Gefühl an, weil ich mich einfach freue, dass ich dabei sein darf. Wichtig ist die Einstellung – mit Druck kann ich nämlich nicht gut umgehen.Wie meinen Sie das?
Wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas erreichen muss, kommt es nicht gut. Deshalb sage ich mir immer, dass ich etwas erreichen darf. Ich denke, bei Weltcuprennen ist die Anspannung höher.Wo liegt der Unterschied?
Wahrscheinlich spielt das Drumherum eine Rolle. Hier in Lahti hat es wie vor zwei Jahren in Falun deutlich mehr Zuschauer als im Weltcup; die Stimmung ist genial. In solchen Momenten kann ich gedanklich loslassen, die Ambiance wirkt befreiend.Wie hätten Sie reagiert, wenn Ihnen vor dem Rennen gesagt worden wäre, dass Sie Heidi Weng im Sprint hinter sich lassen würden?
Ich hätte gelacht. Wir kamen zu viert ins Zielgelände, und ich wusste wegen meiner Schwächen im Sprint, dass ich im Normalfall Vierte werden würde. Aber weil schon drei Läuferinnen im Ziel waren und es nur noch drei Diplome zu gewinnen gab, wollte ich auf keinen Fall Vierte werden. Ich habe mir die Schlussphase schon dreimal am Video angeschaut. Diese Bilder muss ich in meinem Kopf abspeichern.Warum?
Weil sie zeigen, dass immer alles möglich ist. Obwohl ich es noch immer kaum fassen kann. Das war der Hammer, Wahnsinn.War es das perfekte Rennen?
Ich hatte am Tag vor dem Rennen gespürt, dass ich bereit bin. Deshalb liess ich das kurze Auftakttraining erstmals überhaupt vor einem WM-Rennen weg. Von Perfektion möchte ich aber nicht sprechen. Ich musste auf der Klassischstrecke extrem hart kämpfen und verbrauchte dabei sehr viel Kraft. Im Skaten fällt es mir einfacher, das Tempo der Besten zu halten.2015 in Falun brachen Sie während des TV-Interviews in Tränen aus. Was spielte sich am Samstag in Ihnen ab?
Das war komplett anders. In Falun kamen die Emotionen einfach hoch, weil ich nie und nimmer mit einem Diplomplatz gerechnet hatte. Hier fiel mir ein Stein vom Herzen, weil ich mein WM-Ziel, den Diplomgewinn, gleich im ersten Rennen erreicht hatte. Ich spürte Freude, tiefe Zufriedenheit.Am Dienstag treten Sie über 10 km in der klassischen Technik an – was rechnen Sie sich aus?
Nicht sonderlich viel, ich bin noch kein anständiges Klassisch-Einzelstartrennen gelaufen.Wo liegt das Problem?
In diesem Winter kann ich mich bei Einzelstartrennen in der klassischen Technik nicht richtig quälen. Warum das so ist, kann ich nicht genau sagen. Schön wäre, wenn ich es unter die besten zehn schaffen würde. Im 30-km-Skatingrennen sind die Aussichten besser, da möchte ich nochmals ein Diplom gewinnen.Ist der Traum von einem Medaillengewinn mittlerweile zum Ziel geworden?
Hier in Lahti nicht – die anderen sind auch parat. Aber mittelfristig kann man das schon so formulieren.
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