Frei denken – Gott sei Dank!
marc jost
Kein Mensch wünscht sich gefangen zu sein, auch nicht in seinem Denken. Vielmehr wünschen wir uns Freiheit für unser Denken, Glauben und Reden. Als Christ glaube ich, dass Gott diese Freiheit grundsätzlich allen Menschen schenkt. So umfassend, dass der Mensch sogar seine – die Existenz Gottes – in Frage stellen kann. Damit ist die von Gott gewährte Freiheit quasi absolut: Die Gedanken sind frei. Das bedeutet aber nicht, dass Gott unsere Gedanken gleichgültig sind. Im Gegenteil, Jesus sagte in der Bergpredigt, dass Gedanken genau gleich wie Taten vor Gott verwerflich sein können. Als Gesellschaft haben wir ein Interesse, die menschliche Freiheit zu begrenzen; nämlich dort, wo sie dem Gemeinwohl und dem sozialen Frieden schadet. Wir können keine Gedanken verbieten, aber wir können die Redefreiheit und die Meinungsfreiheit begrenzen. So sind rassistische, Gewalt verherrlichende oder verleumderische Äusserungen zum Beispiel nicht erlaubt. In letzter Zeit wurde sehr heiss um Freidenker, Minarette, Plakatwerbung diskutiert. Die Frage stellt sich: Was genau schadet dem Gemeinwohl und was fördert es? Gott selber hat uns die Möglichkeit gegeben, seine Existenz in Frage zu stellen. Deshalb muss die Frage auch öffentlich Raum haben. Gleichzeitig müssen in der Öffentlichkeit aber auch klare religiöse Bekenntnisse Platz haben. Denn gerade die Möglichkeit der öffentlichen Diskussion – der Wettbewerb von Werten – fördert letztlich das Gemeinwohl, wenn nicht manipuliert wird. Sind Christen also die besseren Freidenker? Sie sollten es zumindest sein, denn ihre Heilige Schrift sagt: «Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!» Freiheit von Angst, Freiheit vor Manipulation, Freiheit von Gesetzlichkeit, Freiheit vor Verurteilung. Wer Freiheit in der Weise versteht, ist ein wahrer Frei-Denker durch Gott. Eine Freiheit, die nur Gott, unser Erfinder und Schöpfer verleihen kann. Marc Jost ist Pfarrer des Evangelischen Gemeinschaftswerks (EGW) und wohnt in Thun. E-Mail: marc.jost@egw.ch>
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