Frauenstreik: Das grosse Beben
In der ganzen Region Bern fanden am Freitag im Rahmen des landesweiten Frauenstreiks Aktionen statt. Gegen Abend mündeten sie in der Berner Innenstadt in eine der grössten Demonstrationen ihrer Geschichte.
Was für eine Energie, was für eine Vielfalt an Menschen und Aktionen! Was für eine Arbeit,die in den letzten Wochen und Monaten geleistet worden ist,damit der gestrige Frauenstreik der Stadt Bern eine der grössten Demonstrationen ihrer Geschichte bescheren konnte.
Auf 40'000 schätzten die Organisatorinnen die Frauen, Männer und Kinder, die eine Schlange bildeten, die vom Bundesplatz zum unteren Ende der Gerechtigkeitsgasse und wieder zurück zog und deren Kopf am Ende den eigenen Schwanz berührte.
Wenn Frau will, steht alles still, hiess es 1991 beim ersten Frauenstreik. Tatsächlich gab es am Freitag um 17.30 Uhr auf dem Bundesplatz und den angrenzenden Plätzen und Gassen kein Durchkommen mehr. Die meisten hörten nichts von den Reden der Frauen auf der Bühne, und doch wollten sie alle die Forderungen des Frauenstreiks unterstreichen, die sich fast banal in einem Wort komprimieren lassen: Gleichstellung.
«Schluss mit dem täglichen Verfassungsbruch!»
So standen Menschen jeden Alters einfach da, hielten Schilder und Transparente in die Höhe und sprachen zusammen. Sie taten dies im Bewusstsein, dass sich in der ganzen Schweiz Gleichgesinnte zu unzähligen Aktionen versammelt hatten, und sahen zu, wie aus den Quartieren und der Region immer mehr Menschen in die Innenstadt strömten. «Heute bringen wir die Welt zum Beben», rief eine Frau während des Umzugs – und es schien undenkbar, dass das Beben nicht noch lange anhalten wird.
Früh am Morgen waren die ersten Aktionen losgegangen und hörten bis zum Abend nicht mehr auf. Den ganzen Tag über herrschte ein fröhliches, buntes und kreatives Treiben, in dem die Ernsthaftigkeit der Forderungen und der unbedingte Wille, diese umzusetzen, doch immer spürbar blieben.
«Das ist nur ein Anfang»
«Das ist nur ein Anfang», skandierte einmal eine Gruppe Frauen, und wäre man gegen Gleichstellung, es hätte sich angehört wie eine böse Drohung. Allerdings ist die Gleichstellung der Geschlechter seit 1981 in der Bundesverfassung verankert, sie war es beim ersten Frauenstreik also bereits seit zehn Jahren. «Schluss mit dem täglichen Verfassungsbruch», rief Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia, am Ende der Kundgebung auf dem Bundesplatz.
Eine Demokratin, ein Demokrat kann nicht widersprechen.
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