Frankreich-Kritik: US-Firmenchef legt nach
Der französische Industrieminister nannte seine Aussagen «extremistisch». Reifenmagnat Maurice Taylor will seine Frankreich-Kritik aber nicht abschwächen und setzt noch eins drauf.
Der Streit um die herablassenden Äusserungen von US-Firmenchef Maurice Taylor über die französische Arbeitsmoral geht in die nächste Runde. Nachdem Frankreichs Industrieminister Arnaud Montebourg Taylors Äusserungen als «extremistisch» bezeichnet hatte, übte der Chef des US-Reifenunternehmens Titan in einem zweiten Brief erneut scharfe Kritik an der französischen Regierung und den Gewerkschaften des Landes.
«Sie behaupten, ich sei ein Extremist», schreibt Taylor in dem Brief. «Der Extremist, Herr Minister, ist Ihre Regierung und das mangelnde Wissen, wie man ein Unternehmen aufbaut.» Er selbst müsse «verrückt» gewesen sein, daran gedacht zu haben, «Millionen Dollar für den Kauf einer Reifenfabrik in Frankreich auszugeben und mit die höchsten Löhne in der Welt zu zahlen». Die französische Regierung lasse es zu, dass «die Spinner der kommunistischen Gewerkschaft» die bestbezahlten Jobs zerstörten.
Titan wollte 500 Angestellte übernehmen
Der Titan-Konzern hatte 2012 vorgeschlagen, mehr als 500 Angestellte des angeschlagenen Werks des US-Reifenherstellers Goodyear im nordfranzösischen Amiens zu übernehmen, doch das Projekt scheiterte. Auf den Versuch der Regierung in Paris, die Gespräche wieder in Gang zu bringen, reagierte Taylor mit einem ersten Brief, der am Mittwoch in Frankreich für Empörung gesorgt hatte. Taylor lässt sich darin über die «sogenannten Arbeiter» in dem Reifen-Werk aus, die höchstens «drei Stunden» am Tag arbeiten würden.
Montebourg reagierte erbost mit einem Antwortbrief: Taylors Äusserungen seien «ebenso extremistisch wie beleidigend» und zeugten «von einer völligen Ignoranz unseres Landes.» Er drohte zudem, die französischen Behörden würden mit «doppeltem Eifer» die Reifen-Importe von Titan nach Frankreich kontrollieren.
Spöttischer Ton
In seinem jüngsten Brief kommt Taylor erneut in spöttischem Ton auf die einst geplante Übernahme von Goodyear-Mitarbeitern in Amiens zu sprechen: «Zu keinem Zeitpunkt hat Titan gefordert, die Löhne zu senken. Wir haben nur gesagt: Wenn jemand für sieben Stunden Arbeit bezahlt werden will, dann muss er mindestens sechs Stunden arbeiten.»
Taylor findet aber auch positive Worte für Frankreich: «Frankreich hat schöne Frauen und grossartigen Wein». Er selbst sei zudem nach dem berühmten Franzosen Maurice Chevalier benannt. «Meine Grossmutter nannte meinen Vater nach dem französischen Entertainer Maurice Chevalier.» Als ältester Sohn habe er den Namen dann geerbt.
In dem Streit hatte am Donnerstag sogar das US-Aussenministerium versucht, die Wogen zu glätten. Frankreich sei «der älteste Verbündete» der USA, sagte eine Ministeriumssprecherin. Viele erfolgreiche US-Unternehmen seien in Frankreich aktiv, viele erfolgreiche französische Unternehmen in den USA. Den heftigen Briefwechsel zwischen Taylor und Montebourg bezeichnete die Sprecherin als «private Angelegenheit».
AFP/mw
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