«Frankophonie-Gipfel ist ein Trumpf für die Schweiz»
40 Staats- und Regierungschefs treffen sich in Montreux am Frankophonie-Gipfel. Für Aussenministerin Calmy-Rey ist das eine einmalige Chance. Die Schweiz werde so weit herum wahrgenommen.

Mit der Durchführung des Gipfels in Montreux werde die Schweiz ihren Bekanntheitsgrad in den 70 Mitglied- und Beobachterstaaten der Internationalen Organisation für Frankophonie (IOF) fördern, erläutert die Aussenministerin. Die Organisation, die einen Drittel der UNO-Mitgliedstaaten umfasse, sei für die Schweiz von Interesse wegen ihres Einflusses und Kontaktnetzes.
Ursprünglich war der Gipfel in Madagaskar geplant. Nachdem dort ein Putsch stattfand, übertrug die IOF im Dezember 2009 der Schweiz die Aufgabe, das Treffen in nur 10 Monaten zu organisieren. Am Gipfel werden 40 Staatschefs und 2000 Delegierte unter anderem das Potenzial der Organisation für die weltweite Regierungsführung erörtern. Calmy-Rey erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Frankreich Mitte November für ein Jahr die Präsidentschaft der G-20 übernimmt. Zudem wird Frankreich im Sommer 2011 den nächsten G-8-Gipfel in Nizza präsidieren.
Nahrungssicherheit und Klimawandel
Im Zentrum der Debatten in Montreux stehen neben der Förderung des Französischen als internationale Verhandlungssprache zudem die Nahrungssicherheit und der Klimawandel. «Der Vorteil der IOF ist es, dass sie Länder aus dem Norden und Süden, reiche und arme Länder vereinigt», sagt Calmy-Rey. Dies ermögliche es, die unterschiedlichen Sichtweisen und Gegebenheiten zu berücksichtigen. Diese Themen sollen nicht abstrakt erörtert werden. Die Schweiz hofft nach den Worten von Calmy-Rey auf eine «konkrete» Schlusserklärung. Selbst bringt die Schweiz drei Vorschläge in die Verhandlungen ein.
So soll ein Netzwerk frankophoner Forschungsanstalten unter der Schirmherrschaft der ETH Lausanne geschaffen werden. Ferner schlägt die Schweiz vor, die Bildung von Gruppen frankophoner Botschafter in den Hauptstädten zu fördern, wie sie beispielsweise bereits in Genf oder New York bestehen. Gefördert werden solle weiter das Verständnis für die Vielfalt von Kulturen. Die IOF setzt sich für die Förderung der Demokratie und die Einhaltung der Menschenrechte in ihren Mitgliedstaaten und deren Entwicklung ein.
Hilfe während Hungerkrise
Die Organisation ist in den einzelnen Mitgliedstaaten aktiv, wie Calmy-Rey betont. So unterstützte die IOF nach der Hungerkrise 2008/ 2009 fünf afrikanische Länder: Benin, die Zentralafrikanische Republik, die Elfenbeinküste, Kongo-Kinshasa und Senegal. Dies umfasste unter anderem die Agrar- und Handelspolitik, die Nahrungsverteilnetze und Informationen zur Intensivierung der Landwirtschaft.
Seit 1992 hat die IOF 150 Wahlbeobachtungen durchgeführt. Die im Jahr 2000 verabschiedete Erklärung von Bamako zur Förderung der Demokratie und der Menschenrechte hält fest, dass Putschisten- Regimes von der IOF ausgeschlossen werden, bis zur Wiederherstellung der verfassungsmässigen Ordnung. «Aus diesem Grund wurde Madagaskar für den 13. Gipfel in Montreux suspendiert», erläutert Calmy-Rey.
Sender TV5 Monde als Paradebeispiel
Ein Erfolg auf kultureller Ebene ist für die IOF etwa die Schaffung des internationalen französischsprachigen Fernsehsenders TV5 Monde, der weltweit über Satellit und Kabel verbreitet wird und zu den grössten Fernsehsendern zählt. Getragen wird er von Frankreich, Belgien, der Schweiz und Kanada. Seit 2002 unterrichtet die IOF ausserdem jährlich 12'000 Diplomaten aus 26 europäischen Ländern.
Es gibt auch nichtfrankophone Mitglieder wie Ungarn oder Österreich. Estland möchte in Montreux von der IOF ebenfalls als Mitglied mit Beobachterstatus aufgenommen werden. Als Begründung habe ihr Amtskollege Urmas Paet ihr gegenüber gesagt, Estland möchte das Französisch als Unterrichtssprache fördern und betrachte die IOF als einflussreiche Organisation, führt Calmy-Rey aus.
Zweijährige Präsidentschaft
Die IOF verfügt über ein Jahresbudget von 89 Millionen Euro (rund 120 Millionen Franken). Mit einem jährlichen Beitrag von rund 13 Millionen Franken - davon rund die Hälfte für TV5 Monde - zählt die Schweiz zu ihren grössten Geldgebern.
Mit der Austragung des Frankophonie-Gipfels übernimmt die Schweiz die Präsidentschaft der Gipfelkonferenz bis zum Jahr 2012. Seit Dezember 2009 präsidiert die Schweiz zudem während zwei Jahren die Ministerkonferenz der Frankophonie. Den nächsten Gipfel 2012 soll Kongo-Kinshasa ausrichten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch