Fotografieren in Badis: Keine Verbote sind kein Freipass
Man wird fotografiert, ohne es zu merken, und entdeckt sein Bild später im Internet. Gerade in der Badesaison ist diese Gefahr gross. Die Badmeister der Freibäder in der Region Thun halten die Augen offen; Verbote sind aber kein Thema.

Sein Fall wurde Ende 2014 bekannt. Der «Pornospanner von Wohlen», wie der «Blick» ihn nannte, «filmte in der Badi Dutzende Frauen im Bikini. Heimlich. Seine über hundert Videos zeigen die intimsten Stellen. Das Material lud er auf eine Pornoplattform im Internet, machte die unwissenden Frauen zu Opfern männlicher Lust.»
Einmal mehr zeigte sich exemplarisch, dass Fluch und Segen der Smartphone-Technologie nahe beieinanderliegen. Mit der neuen Badesaison gewinnt das Thema wieder an Bedeutung. In Deutschland beispielsweise gilt in Badis ein striktes Fotografierverbot. Ein Bad in Offenbach setzt das Verbot ohne Wenn und Aber durch: Wer die Kameralinse seines Handys nicht abklebt, muss das Gerät in der Tasche lassen.
Generelle Fotografierverbote
In der Schweiz hat der Verband Hallen- und Freibäder die Sensibilisierungskampagne «Social Media» in öffentlichen Bädern lanciert – übrigens nicht die erste ihrer Art. Badis können Plakate nach ihrem Gusto bestellen und aufhängen. Das geht von «Fotografieren ohne Zustimmung verboten» bis «Fotografieren und filmen verboten». Eine Kameraabklebepflicht gibt es hierzulande zwar nicht, wohl aber generelle Fotografierverbote – allerdings nicht in der Region Thun, wie eine Umfrage dieser Zeitung zeigt.
«Ein generelles Verbot, das nicht durchgesetzt werden kann, bringt nichts», sagt Jean-Pierre von Gunten, Chefbadmeister im Thuner Strandbad. «Das heisst aber nicht, dass wir nicht genau hinsehen, wer wen fotografiert.» So komme es vor, dass Gästen das Fotografieren verboten werde. «Das muss nicht eigens in der Badeordnung erwähnt werden, denn die Weisungen der Badmeister sind für die Gäste bindend.» Und wenn sich jemand widersetzt? «Dann mache ich darauf aufmerksam, dass ich nicht zögere, die Polizei beizuziehen», sagt Jean-Pierre von Gunten, der in Zweifelsfällen auch mal eine Kamera konfiszieren lässt. «Indem wir Präsenz markieren und mit unseren Gästen das Gespräch suchen, senken wir die Hemmschwelle, uns verdächtige Beobachtungen zu melden.»
Ein Ernstfall
Auch im Freibad Spiez gibt es keine festen Regeln punkto Fotografieren. «Wir entscheiden von Fall zu Fall», sagt Leiter Werner Graf. «Man sieht, ob jemand bloss seine Kinder fotografiert oder ob eine unlautere Absicht dahintersteckt.» Das Thema sei übrigens nicht erst mit den Smartphones aufgekommen. Auch früher hätten Gäste mit ihren analogen Kameras Schnappschüsse gemacht.
«Ich kann mich aber nur an wenige Reklamationen erinnern und an einen einzigen Ernstfall: Damals war offensichtlich ein Pädophiler am Werk, und wir mussten die Polizei rufen.» Im Übrigen achte er von jeher darauf, dass die Kinder im Bad nicht nackt herumlaufen würden. «Zu Beginn aus hygienischen Gründen: Wenn einem Kind etwas in die Hose geht, müssen wir die Bescherung nicht selber putzen.» Heute sei das Nacktverbot zugleich eine Präventionsmassnahme gegen Pädophile.
«Wir schreiten ein»
«Unser Hauptaugenmerk gilt der Sicherheit unserer Gäste in den Becken», erklärt Markus Brönnimann, Badmeister im Schwimmbad Riedern in Uetendorf. «Das heisst aber nicht, dass wir für das Thema Fotografieren nicht sensibilisiert wären!» Das Problem sei, dass Smartphone-Kameras sehr unauffällig benutzt werden können. «Wir können nicht durch die Badi streifen und Ausschau nach fotografierenden Gästen halten, das ist nicht unsere Aufgabe.» Brönnimann hält aber fest: «Wenn eine Person, die allein bei uns zu Gast ist, Aufnahmen von Kindern macht, schreiten wir ein.»
Dass Gäste nicht ungefragt verewigt würden, gehöre zu seinen Grundsätzen. «Wenn in unserer Badi beispielsweise Aufnahmen zu Werbezwecken gemacht werden, kontrolliere ich die Bilder persönlich, um sicherzustellen, dass keine Gäste drauf sind.» Auch beim Panoramafilm über die Badi Riedern (auf Uetendorf.ch aufgeschaltet) habe man darauf geachtet, dass keine Gäste erkannt werden könnten.
Noch nicht mit der Materie auseinandergesetzt hat man sich in Steffisburg. «Ich weiss zwar aus den Medien, dass das unerlaubte Fotografieren in einigen Bädern in der Schweiz ein Problem ist, aber in Steffisburg haben wir uns bezüglich unseres Vorgehens noch nicht abgesprochen», sagte Hans Peter Hadorn, Leiter der Abteilung Hochbau/Planung.
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