Foley, Sotloff und das Kriegsreporterdilemma
Lassen sich Journalisten von den Schreckensbildern der IS-Kämpfer einschüchtern? «Newsweek»-Reporterin Janine di Giovanni glaubt, die Hinrichtung Steven Sotloffs sei eine Zäsur.
Die Hinrichtung vom US-Journalisten Steven Sotloff löst grosse Verunsicherung aus – speziell in der Journalistenszene. Der Tod des 31-Jährigen kommt für viele überraschend. Besonders für jene, die ihn kennen: «Er war kein Draufgänger. Sondern ein sehr professioneller Journalist, der sich der Risiken jederzeit bewusst war», sagt etwa der Journalist Matthew van Dyke gegenüber BBC.
Der amerikanische Dokumentarfilmer war durch seine Arbeit mit Sotloff befreundet und kennt dessen Qualitäten: «Seine Reportagen aus Benghazi beispielsweise gehörten zum Besten, was es damals gab.» Sotloffs Mutter betonte bereits vergangene Woche in einem Videoaufruf die Verantwortlichkeit ihres Sohnes: «Er hat immer versucht, den Schwachen zu helfen. Er ist ein ehrenwerter Mann», sagt Shirley Sotloff. Aus den Reihen der IS-Unterstützer erhielt sie dafür Spott und Hohn.
«Dann werden wir zu ihren Erfüllungsgehilfen»
Für Kriegsberichterstatter gilt die Hinrichtung Sotloffs als Zäsur. Das meint zumindest Janine di Giovanni, Kriegsberichterstatterin des amerikanischen Nachrichtenmagazins «Newsweek». Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen würden sich nun fragen, ob sie überhaupt noch aus Syrien berichten sollen. «Doch wir müssen unsere Arbeit fortsetzen – jetzt erst recht», sagt di Giovanni. Das Ziel des IS sei es ja gerade, den Journalisten Angst einzujagen, sie zu vertreiben. «Ziehen wir uns jetzt zurück, dann werden wir zu ihren Erfüllungsgehilfen.»
Die internationale Journalistenorganisation Committee to Protect Journalists (CPJ) forderte derweil eine Bestrafung der Täter. Die Ermordungen Foleys und Sotloffs «waren Kriegsverbrechen, und diejenigen, die sie begangen haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden», teilte sie mit. Sie betonte, Sotloff und Foley «waren Zivilisten, keine Repräsentanten irgendeiner Regierung».
USA entsenden 350 weitere Soldaten
Eine ähnliche Einstellung scheint auch Barack Obama zu haben. Der US-Präsident hat soeben die Entsendung von 350 zusätzlichen US-Soldaten in den Irak angeordnet. Die Militäreinheiten sollen in der irakischen Hauptstadt Bagdad für den Schutz von diplomatischen Einrichtungen und diplomatischem Personal zuständig sein, wie das Weisse Haus in Washington gestern mitteilte.
* Update vom Mittwoch, 10: 30 Uhr Die USA haben das Video von der Enthauptung des Journalisten Steven Sotloff durch die Extremisten der Gruppe Islamischer Staat als authentisch eingestuft. Das teilte ein Sprecher der Regierung in Washington am Mittwoch mit.
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