Flugschreiber soll Klarheit schaffen
In Kuba ist eine Passagiermaschine mit 110 Menschen an Bord abgestürzt. Die Unglücksursache ist noch nicht bekannt.
Nach dem Flugzeugabsturz in Kuba ist einer der beiden Flugschreiber gefunden worden. Das Gerät sei in einem «guten Zustand» geborgen und bereits der zuständigen Untersuchungskommission übergeben worden, sagte der kubanische Verkehrsminister Adel Yzquierdo nach Angaben von Staatsmedien am Samstag. Die zweite Black box werde voraussichtlich «in den kommenden Stunden» gefunden.
Von dem Flugdatenschreiber und dem Stimmenrekorder erhoffen sich die Behörden Aufschluss über die Ursache des Absturzes, bei dem am Freitag in Havanna fast alle Insassen - darunter fünf Kinder und sechs Besatzungsmitglieder - ums Leben gekommen waren. Verkehrsminister Yzquierdo korrigierte die Zahl der Todesopfer am Samstag nach oben: 110 Menschen seien gestorben, drei Frauen überlebten das Unglück schwer verletzt. Sie schweben in Lebensgefahr.
Bei den Toten handelte es sich dem Minister zufolge um 99 Kubaner, sechs mexikanische Besatzungsmitglieder sowie einen mexikanischen Touristen, ein argentinisches Paar und zwei Passagiere aus West-Sahara.
Die Boeing 737-200 war am Freitag kurz nach ihrem Start in Havanna abgestürzt. Der Inlandsflug sollte ins 670 Kilometer östlich gelegene Holguín gehen. Kurz nach dem Abheben stürzte die Maschine auf ein Feld in der Nähe des Flughafens José Marti und wurde fast vollständig zerstört.
Die staatliche Fluggesellschaft Cubana de Aviación hatte die Maschine samt Besatzung von der mexikanischen Airline Global Air, auch bekannt als Aerolíneas Damojh, gechartert. Das Flugzeug war laut Global Air 1979 gebaut worden und zuletzt im November in der Inspektion gewesen. An der Untersuchung des Absturzes beteiligen sich auch mexikanische Luftfahrtexperten, der US-Flugzeugbauer Boeing bot ebenfalls seine Hilfe bei der Aufklärung des Unglücks an.
Zeugen: Flugzeug wendete
«Als wir die Explosion gehört haben, sind wir hingerannt. Überall war Rauch, in den Bäumen hing Kleidung, Flugzeugteile lagen herum», erzählt Leonardo Ramírez, der in der Nähe der Unglücksstelle arbeitet, im Fernsehsender Prensa Latina TV. Auf Videoaufnahmen waren eine dichte Rauchwolke in der Nähe des Flughafens zu sehen. Ein Video, das in den sozialen Medien geteilt wurde, zeigte einen Feuerball über der Absturzstelle.
Dorfbewohner erzählten der Parteizeitung «Granma», das Flugzeug habe kurz vor dem Absturz gewendet. Offenbar wollte der Pilot zum Flughafen von Havanna zurückkehren. Dabei habe sich die Maschine in Stromkabeln verfangen. Fünf Minuten nach dem Absturz waren die ersten Dorfbewohner an der Unglücksstelle, nach zwölf Minuten trafen die ersten Rettungskräfte ein.
Der letzte grössere Unfall einer Passagiermaschine auf Kuba hatte sich 2010 ereignet. Damals war in dem Karibikstaat ein Flugzeug der Airline Aerocaribbean mit Touristen an Bord auf dem Weg vom östlich gelegenen Santiago de Cuba nach Havanna abgestürzt. Alle 68 Insassen starben.
Beileid von Rául Castro
«Das ist ein bedauerliches Luftfahrtunglück. Die kubanische Regierung und die Kommunistische Partei bedauern den Vorfall und sprechen den Familie ihr Beileid aus», sagt der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel an der Absturzstelle. «Das Feuer ist gelöscht worden und eine Kommission untersucht den Vorfall. Die Bevölkerung hat sich sehr diszipliniert verhalten und mitgeholfen.» Das kubanische Aussenministerium hatte zuvor Bilder veröffentlicht, die Díaz-Canel inmitten von Trümmerteilen des Flugzeugs zeigten.
Kuba rief nach dem Unglück eine offizielle Staatstrauer aus, die bis Sonntagmittag andauern soll. An öffentlichen und militärischen Gebäude wird die Fahne des Staats dann auf halbmast wehen.
Auch der ehemalige kubanische Präsident Rául Castro drückte sein Beileid aus. Das berichtete das Staatsfernsehen. Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto schrieb auf Twitter, Mexikos Gedanken seien bei den Familienangehörigen und Opfern. Weitere Beileidsbekundungen kamen aus Venezuela und Nicaragua. Auch die Regierungschefs aus Kanada, Paraguay und Bolivien nahmen Anteil.
SDA/oli
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