Flüchtlinge stecken Lager in Brand
Auf der Insel Lampedusa ist eine Flüchtlingsrevolte ausgebrochen. Tunesier setzten das Auffanglager der Insel in Brand, in dem rund 1300 Personen untergebracht waren. Die Einheimischen sind empört.

Die Flammen entwickelten sich in der Küche und im Lager, in dem die Lebensmittel aufbewahrt sind, berichteten italienische Medien. Dunkle Rauchwolken stiegen vom Auffanglager auf.
Rettungsmannschaften mussten mehrere Stunden lang arbeiten, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Einige Migranten mussten behandelt werden, nachdem sie den dichten Rauch eingeatmet hatten, ihr Zustand sei jedoch nicht besorgniserregend.
Lager komplett zerstört
Rund 800 Tunesier nutzten die chaotischen Zustände aus, um aus dem Auffanglager zu flüchten. Etwa 400 von ihnen wurden unweit des Hafens festgenommen. Ein Grossteil des Auffanglagers wurde von den Flammen zerstört.
«Das Auffanglager Lampedusas existiert nicht mehr. Hier kann man keinen einzigen Flüchtling mehr unterbringen», betonte der Bürgermeister der Insel Dino De Rubeis, der vor einer schwierigen Lage für die öffentlichen Sicherheit auf der Insel warnte. Aus Sicherheitsgründen wurde der Flughafen der Insel geschlossen.
Die Bürger Lampedusas zeigten sich besorgt und wütend. «Die Tunesier müssen sofort die Insel verlassen. Sie sind Kriminelle, nicht Personen, die Hilfe brauchen», sagten einige aufgebrachte Einwohner.
Zehntausende fliehen nach Norden
Parlamentarier der Opposition warnten in Rom, dass die Situation auf Lampedusa ausser Kontrolle geraten sei. Am Wochenende hatten erneut fast 480 Tunesier die Mittelmeerinsel erreicht. In den vergangenen Tagen war es wiederholt zu Protesten tunesischer Migranten gekommen, die von Italien aufgrund eines Anti- Migrationsabkommens mit Tunesien in ihre Heimat abgeschoben werden sollen.
Seit Beginn der Krise in Nordafrika sind offiziellen Angaben zufolge 26'000 tunesische Migranten auf Lampedusa eingetroffen, weitere 28'000 Flüchtlinge seien in Libyen in Richtung Norden aufgebrochen.
Aufgrund eines zwischen Italien und Tunesien abgeschlossenen Abkommens werden tunesische Migranten in ihre Heimat abgeschoben, was heftigen Protest unter den Tunesiern ausgelöst hat.
«Europa muss Verantwortung übernehmen»
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) forderte die Länder der Europäischen Union auf, mehr Verantwortung für Flüchtlinge aus den Konfliktländern Libyen, Tunesien und Ägypten zu übernehmen. Die meisten EU-Länder hätten die Zahl der Aufenthaltsgenehmigungen, die sie jährlich anbieten, bislang nicht erweitert, heisst es in einem am Dienstag in London vorgestellten AI- Bericht.
An den Grenzen lebten derweil Tausende unter teils extrem harten Bedingungen. Australien, Kanada und die USA hätten angeboten, einige der Flüchtlinge aufzunehmen, erklärte Amnesty in einer Mitteilung. In Europa hätten bislang nur Norwegen, Dänemark, Finnland, die Niederlande, Irland und Schweden Hilfe angekündigt - allerdings für weniger als 700 Flüchtlinge.
Es sei nun an der Zeit, dass auch die anderen Länder ihren Teil beitragen, vor allem die, die am Militäreinsatz beteiligt waren, sagte Nicolas Berger von Amnesty. Er forderte, die Frage beim nächsten Treffen der EU-Innenminister in Brüssel am Donnerstag auf die Tagesordnung zu setzen.
SDA/pbe
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