Schlosskonzerte in ThunFlamenco mit Johann Sebastian
Cellist Thomas Demenga und Flamencotänzerin Bettina Castaño eröffneten mit «Bach al Compás» und feurigem Schwung die 54. Ausgabe der Thuner Schlosskonzerte.

«Es ist ein Tag zum Tanzen und Jubilieren», gab die Geschäftsführerin Anja Christina Loosli ihrer Freude in ihrer Eröffnungsrede Ausdruck, dass die 54. Schlosskonzerte mit einem Jahr Verzögerung endlich stattfinden können. Hundert maskierte Gäste gemäss Covid-Schutzkonzept verteilten sich im Schadausaal des KKThun. Damit entstand in dem für rund 800 Personen ausgelegten Saal die Atmosphäre eines Privatkonzertes für einen erlesenen Kreis – die Stimmung blieb spürbar zurückhaltend.
Cellist Thomas Demenga und Flamencotänzerin Bettina Castaño teilten diese pandemiebedingte Scheu in keiner Weise. Nicht nur die Schuhe des Cellisten korrespondierten farblich mit dem roten, hauchzarten Tuch in der Grösse einer Tafeltischdecke. Auch das genial konzipierte Licht tauchte anfangs die Bühne in ein Rot, als ob das Geschehen in Flammen stehe.
Ungewöhnliche Symbiose
Das Eröffnungskonzert der Schlosskonzerte brachte eine ungewöhnliche Symbiose in den Schadausaal: Der internationale Cellist Thomas Demenga interpretierte die Solo-Suiten von Johann Sebastian Bach gemeinsam mit der renommierten Flamencotänzerin Bettina Castaño. Obwohl die Original-Handschrift der Werke verloren ist, zweifelt niemand unter den Fachleuten an der Autorenschaft Bachs für die sechs Solo-Suiten aus seiner Köthener Zeit (1717–1723), die als seine kreativste gilt.
Das Programm folgte musikalisch nicht der Reihenfolge der ältesten Abschriften. Nach der Allemande aus der vierten Suite zu Beginn arbeitete sich Demenga vorwärts und rückwärts durch die Suiten. Der Cellist nahm vom ersten Ton an sein Publikum gefangen durch technische Brillanz und beseelten Ausdruck ganz aus dem Gedächtnis.
Seine Bühnenpartnerin Bettina Castaño kannte die Bach-Suiten nicht nur durchs pure Hören, denn die Tänzerin spielt seit ihrer Kindheit selbst Cello und hegte schon lange den Wunsch, diese Cello-Suiten tänzerisch sichtbar zu machen.
Tänzerin wurde zum Instrument
Johann Sebastian Bach hätte sich angesichts des Programms im Grab aufgesetzt und Ohren und Augen aufgesperrt, anstatt sich im selbigen zu drehen. Nicht nur der kunstvolle Tanz und die damit verbundene geschliffene Körperhaltung beeindruckten das Publikum, das sich da und dort bemüssigt fühlte, sich die eigene Körperhaltung zu korrigieren.
Bettina Castaño wurde gar selbst zum rhythmischen Instrument, wenn sie auf den Oberschenkeln trommelte, mit dem Spazierstock klopfte, die Schuhabsätze prasselnd vibrieren liess oder die Kastagnetten klappernd bediente. Während Bogen und Finger von Cellist Demenga übers Instrument tanzten, wirbelte und drehte sich Castaño mit einer Körperkraft und graziler Armarbeit, dass einem schwindelig wurde. Mit unterschiedlichen Kostümen vom weissen Kleid, schwarzem Ensemble, grünem Gewand über rote Robe mit langer Schleppe bis zum golden schillernden Dress reichte ihre Garderobe, die den Tanz gekonnt unterstrich.
Lebendiges Schattenspiel
An der Wand der Bühne zeigte sich ein überdimensionales, lebendiges Schattenspiel der Tänzerin voller Grazie. In der letzten Szene bewegte sich Castaño durch ein riesiges geblümtes Tuch mit langen Fransen glich damit einem Flamingo, dem Namensgeber des Flamenco. So endete das Programm «Bach al Compás» mit einem Seufzer und liess ein begeistertes Publikum zurück. Waren auch nur hundert Personen im Saal, schafften sie es doch, eine kurze Zugabe herbeizuapplaudieren.
Weitere Schlosskonzerte: Heute, 12. Juni, 18 und 20.15 Uhr, Streichquartett, Pacific Quartet Vienna, Schloss. Morgen Sonntag, 13. Juni, 10 Uhr, «Sonnenmondteich», Tertianum Bellevue-Park. 16. Juni, 18.30 Uhr, Hornkonzert, Olivier Darbellay and Friends, Park Villa Séquin. 18. Juni, 20 Uhr, «Facetten des Liedes», Christoph Prégardien, Kirche Hilterfingen. 20. Juni, 17 Uhr, Klezmer, Kolsimcha, KKThun. –Tickets und Infos: www. schlosskonzerte-thun.ch
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