Fensterputz-Gondel am Flughafen abgerissen
Sturm Fabienne ist über die Schweiz und Süddeutschland gezogen. In Bayern kam eine Frau ums Leben.
Pünktlich zum astronomischen Herbstanfang fegte Sturmtief Fabienne am Sonntagabend mit Böen von bis zu Tempo 113 durchs Flachland der Deutschschweiz. Es wurden Bäume ausgerissen und der Flugverkehr durcheinander gewirbelt.
Die Winde erreichten örtlich Böen von über 100 Kilometern pro Stunde, wie der Wetterdienst Meteonews mitteilte. Auf dem St. Chrischona bei Basel wurde eine Windböe von Tempo 113 gemessen. In den Bergen erreichte der Sturm Orkanstärke. Auf dem Säntis SG und dem Chasseral BE blies es mit bis zu Tempo 132. Die stürmischen Winde wurden begleitet von lokalen Gewittern und kräftigem Regen.
Der Sturm wirbelte den Flugverkehr kräftig durcheinander. An den Flughäfen von Zürich, Basel und Genf kam es am Abend gemäss Fluginformationen bei praktisch allen Starts und Landungen zu grösseren Verspätungen von teils über einer Stunde. Einzelne Flüge etwa nach Österreich und Deutschland wurden gestrichen oder umgeleitet.
Am Flughafen Zürich waren vorübergehend keine Starts und Landungen erlaubt, wie aus Flugaufzeichnungen hervorging. Mehrere Flieger mussten durchstarten, andere Warteschlaufen drehen. Im Verlauf der Nacht flaute der Wind allmählich ab.
Die starken Winde brachten am Flughafen Zürich auch eine Fensterputz-Gondel zu Fall. Ein Video zeigt, wie die Gondel hin und her schwingt, mehrfach gegen die Fassade prallt und schliesslich abreisst. Verletzt wurde gemäss der Polizei niemand.
Bahnhofquai gesperrt
In der Zürcher Innenstadt wurde das Bahnhofquai wegen den hohen Windgeschwindigkeiten entlang der Brandruine zwischen Landesmuseum und Rudolf-Brun-Brücke vorsichtshalber gesperrt. Eine Umleitung war signalisiert.
Da die Bausubstanz der Brandruine beim Bahnhofplatz gemäss Einschätzung von Spezialisten nach wie vor instabil sei, müsse das Bahnhofquai während der herrschenden hohen Windgeschwindigkeiten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden, so die Polizei. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Bauteile des Gebäudes auf die Strasse fallen und dort Personen gefährden könnten.
Die Sperrung wurde am frühen Morgen wieder aufgehoben, wie eine Mitarbeiterin der Stadtpolizei auf Anfrage sagte.

In Siebnen im Kanton Schwyz war der traditionelle Jahrmarkt am Sonntag vorsorglich bis am Montagmorgen unterbrochen worden. Sämtliche Stände und Chilbibahnen wurden geschlossen und der Markt geräumt, wie die Polizei mitteilte.
Circus Ohlala abgesagt
Aufgrund starker Winde wurde für Sonntagnachmittag auch ein Unterbruch der Bahnstrecke zwischen Weissbad und Wasserauen auf der Linie Gossau SG und Wasserauen AI angekündigt. Auch die Show des Circus Ohlala in Dübendorf vom Sonntag wurde abgesagt. Die Sicherheit der Besucher, Artisten und Mitarbeiter im Zelt und auf dem Gelände könne nicht mehr ausreichend gewährleistet werden.
Gefahr droht bei diesen Windstärken vor allem von den Bäumen. Die meisten Bäume seien aktuell noch belaubt und böten daher eine grosse Angriffsfläche für den Wind, warnte der private Wetterdienst Meteonews. Weil der Frühling und der Sommer zudem sehr trocken verliefen, seien viele Bäume geschwächt. Sogar ohne äussere Einwirkung seien deswegen immer wieder Äste abgebrochen.
Die Wetterdienste warnten deshalb vor dem Aufenthalt im Wald oder ganz allgemein in der Nähe von Bäumen. Auch zum Wochenbeginn bestehe in den Wäldern noch eine erhöhte Gefahr von Astbruch und umstürzenden Bäumen.
Fabienne erfasste auch den Süden Deutschlands
Beim Sturm wurden im süddeutschen Baden-Württemberg elf Menschen verletzt. Ein vierjähriger Knabe schwebt in Lebensgefahr, wie die Polizei mitteilte. Im benachbarten Bayern forderte das Sturmtief Fabienne ein Todesopfer.
Ein Sprecher des Lagezentrums in Stuttgart sagte am Morgen, das ganze Bundesland Baden-Württemberg sei von schweren Schäden betroffen: «Bäume sind umgestürzt, Autos zerstört, Bauzäune umgekippt.» Der vierjährige Bub wurde in Rhein-Neckar von einem umstürzenden Baum lebensbedrohlich verletzt, als eine Orkanböe am Sonntagabend eine grosse Buche auf das Auto kippte, in dem das Kind sass, wie die Polizei mitteilte. Drei weitere Familienmitglieder, die sich in dem Fahrzeug befanden, blieben laut Polizei unverletzt.
Bei Ludwigsburg erfasste eine Windböe einen Rollerfahrer, der sich beim anschliessenden Sturz schwer verletzte. Nach Angaben des Lagezentrums musste auch ein Fahrradfahrer in Friedrichshafen mit schweren Verletzungen in ein Spital gebracht werden, nachdem er von einem umkippenden Bauzaun erfasst worden war.
Auf Camping-Platz von Baum erschlagen
In Bayern kam eine Frau ums Leben. Auf einem Campingplatz im Landkreis Bamberg stürzte am Sonntagabend ein Baum um und erschlug eine 78-Jährige, wie die Polizei mitteilte.
Auf der Bahnstrecke zwischen Singen und Konstanz musste am späten Sonntagabend ein Zug wegen umgestürzter Bäume in Radolfzell auf freier Strecke evakuiert werden. 80 Menschen wurden von Einsatzkräften aus dem Zug geholt. Laut Polizei blieb die Strecke zunächst gesperrt.
Gestrandete Zug-Passagiere in Basel
Eine Bahnsprecherin bestätigte in der Nacht zu Montag, in Baden-Württemberg seien zahlreiche Bäume auf Gleise oder Oberleitungen gestürzt. Einige Strecken seien auch am frühen Montagmorgen noch nicht wieder freigegeben.
In Stuttgart und Basel stellte die Bahn Hotel-Züge bereit, um gestrandete Fahrgäste unterbringen zu können. Die Bahnsprecherin kündigte an, dass es auch noch am Montagmorgen zu Einschränkungen kommen könne: «Dadurch, dass Züge und Personal nicht an den richtigen Stellen sind, kann es zu Auswirkungen kommen.»
Tropennacht im Tessin
Zum Sturm kamen mit der Kaltfront auch kräftige Regengüsse und eingelagerte Gewitter. Die grössten Niederschlagsmengen gab es laut Meteonews in der Zentral- und Ostschweiz, hier fielen 35 bis 45 Liter Regen pro Quadratmeter. Spitzenreiter war Gersau mit 47 Litern. Bei Durchzug der Kaltfront produzierten die eingelagerten Gewitter auch 423 Blitze. Mit den letzten Schauern sank die Schneefallgrenze noch auf 1500 bis 1700 Meter.
Während die Temperaturen auf der Alpennordseite einen ordentlichen Dämpfer erfahren, gab es im Süden an der Station Locarno-Monti eine Tropennacht. Eine Premiere für die zweite Septemberhälfe. Grund für diesen scheinbar paradoxen Umstand ist der Nordföhn. Er bläst noch bis in den Vormittag hinein stark bis stürmisch durch die Täler der Alpensüdseite, im Laufe des Nachmittags lässt er dann allmählich nach.
SDA/ij/mch/chk/fal
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