Feintool fürchtet Elektroautos nicht
Die Lysser Feintool-Gruppe profitierte 2016 von der brummenden Autoindustrie. Die Herstellung von Teilen für Verbrennungsmotoren ist ihr Hauptgeschäft. Den Aufstieg der Elektroautos sieht die Firmenspitze als keine Gefahr. Noch.

Der Lysser Automobilzulieferer Feintool lebt stark vom Benzin- und vom Dieselmotor. «Wir erzielen rund achtzig Prozent unseres Umsatzes mit Teilen für den Verbrennungsmotor», sagte Feintool-Präsident Alexander von Witzleben am Mittwoch bei der Präsentation der Jahreszahlen in Oerlikon. Das ist derzeit erfreulich, weil die Konjunktur in der Autobranche gut läuft.
Der Umsatz von Feintool nahm 2016 um über acht Prozent auf 552 Millionen Franken zu.Aber der Verbrennungsmotor wird immer mehr in Frage gestellt. Viele Autobauer arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, bessere Elektroautos herzustellen. Einerseits, weil sie befürchten, Marktanteile an den US-amerikanischen Elektroautobauer Tesla zu verlieren.
Andererseits weil in vielen Ländern die Politik grossen Druck macht, damit die Verkäufe an Elektroautos stark zunehmen. Gerade am Mittwoch forderte der Grüne-Nationalrat Balthasar Glättli ein Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2025.
Der skeptische Präsident
Der Feintool-Präsident Alexander von Witzleben gab sich indes gelassen: «Die Verkäufe von Autos mit Verbrennungsmotoren werden bis 2030 stabil bleiben», sagte der Deutsche. Vor allem weil die weltweiten Autoverkaufszahlen bis dann weiter steigen werden. Auch bis Ende des nächsten Jahrzehnts werden die Elektorautos nur einen kleinen Prozentsatz der weltweiten Verkäufe ausmachen.

Ein wichtiger Grund dafür ist für von Witzleben, dass das Problem der Batterien nicht gelöst ist. «Eine Batterie hat hat bei weitem nicht die gleiche Energiedichte wie ein Liter Benzin», betonte er. Auch ökologisch sei ein Elektroauto kein echter Gewinn. «Wird ein Auto mit Strom aus dem europäischen Strommix angetrieben, ist der Schadstoffausstoss in etwa gleich hoch wie bei einem Auto mit einem herkömmlichen Antrieb», erklärte er.
Seine Botschaft an die anwesenden Bankanalysten und Journalisten war klar: Feintool muss sich nicht darauf gefasst machen, dass das Geschäftsmodell in den nächsten Jahren in sich zusammenbricht.
Im Bereitschaftsmodus
Doch von Witzleben schlug am Mittwoch durchaus auch neue Töne an. Er machte klar, dass er sich der Marktentwicklung nicht verschliessen will. Das Unternehmen möchte die Herstellung gewisser Teile für Elektrogetriebe weiter vorantreiben.
Möglich ist auch, dass Feintool Know-how einkaufen wird: «Ich will nicht ausschliessen, dass wir eine Akquisition eines Unternehmens tätigen, das uns zusätzliche Kompetenzen im Bereich der Elektroantriebe verleiht», erklärte von Witzleben.
Viel Arbeit in Lyss
Die vollen Auftragsbücher sind auch eine gute Nachricht für die Mitarbeiter am Standort Lyss. Trotz Frankenstärke ist die Mitarbeiterzahl am Hauptsitz im Jahr 2016 leicht auf 336 aufgestiegen. Um die Aufträge abzuarbeiten, musste das Unternehmen gar viele Temporärmitarbeiter anstellen.
Trotzdem ist der neue Firmenchef Bruno Malinek daran, die Kosten weiter zu senken. So wird Feintool im nächsten Jahr in der Tschechischen Republik das erste Werk in Osteuropa eröffnen. Ausserdem konnte Feintool Anfang Februar ein neues Werk eines Konkurrenten in China mit 30 Mitarbeitern kaufen.
Die Strafzölle, welche US-Präsident Donald Trump für Importe aus Mexiko angedroht hat, werden die Gruppe nicht direkt betreffen, da sie in Mexiko kein Werk betreibt und in den USA deren drei.
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