FDP Wallis entscheidet mit Rücken zur Wand
Der Überraschungssieg von Oskar Freysinger zwingt die Walliser Freisinnigen zu einer Entscheidung: Treten sie nochmals mit Christian Varone an oder wechseln sie ihren Kandidaten aus? Alle Optionen bringen Probleme mit sich.
Für die Walliser FDP ist die Verteidigung ihres Sitzes in der Regierung nach dem Wahlsonntag in weite Ferne gerückt. Die Freisinnigen entscheiden am Abend über ihre Strategie für den zweiten Wahlgang. Der Parteivorstand möchte erneut antreten.
FDP-Kandidat Christian Varone hat im ersten Wahlgang 32'422 Stimmen erhalten - das sind 3157 mehr Stimmen, als der 2009 gewählte FDP-Staatsrat Claude Roch erzielt hatte. Im Vergleich zu Freysingers Spitzenresultat von 53'178 Stimmen verblasst Varones Ergebnis allerdings.
Auch bei den Grossratswahlen stürzte die FDP keineswegs ab - sie konnte ihre 28 Sitze halten. Trotzdem muss die Generalversammlung der FDP am Tag nach dem ersten Wahlgang mit dem Rücken zur Wand über die Strategie für den zweiten Wahlgang entscheiden.
Treten sie nochmals mit Christian Varone an, verlieren sie aller Wahrscheinlichkeit nach ihren Sitz im Staatsrat - so lautet auch der Tenor der Kommentare in den Walliser Medien. Bleiben die Optionen Rückzug der Kandidatur oder ein Kandidatenwechsel.
Ein Rückzug kommt für den Vorstand der Walliser FDP nicht in Frage. Der Vorstand beschloss einstimmig, für den zweiten Wahlgang anzutreten, wie er am Nachmittag mitteilte. Das Gremium liess allerdings offen, welcher Kandidat es richten sollte.
Duell mit Freysinger oder Waeber-Kalbermatten
Als mögliche Kandidaten werden Nationalrat Jean-René Germanier oder der Sittener Stadtpräsident Marcel Maurer am meisten genannt. Bei Maurer stellt sich allerdings das Problem der Bezirksklausel, die nur einen Staatsrat pro Bezirk zulässt. Maurer stammt wie Freysinger aus dem Bezirk Sitten.
Bei Germanier sieht es anders aus. Er wohnt im Bezirk Conthey und wäre somit auch dann wählbar, wenn Freysinger im zweiten Wahlgang am 17. März in die Regierung einziehen würde.
Dann müsste allenfalls SP-Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten, die mit einem Vorsprung von rund 3000 Stimmen vor Varone auf dem fünften Platz gelandet war, um ihren Sitz bangen. In diesem Fall würde die FDP allerdings mit einem welschen Kandidaten einen der beiden Oberwalliser Sitze angreifen. Ob Germanier dafür zur Verfügung steht, ist unklar.
Historischer Verlust der C-Parteien
Die SVP ist als grosse Siegerin aus den Wahlen hervorgegangen. Während Oskar Freysinger das beste Resultat erzielte und sämtliche Staatsräte deklassierte, setzte es im Parlament für die CVP eine historische Schlappe ab.
Die C-Parteien mussten am Sonntag im 130-köpfigen Walliser Kantonsparlament nach mehr als 150 Jahren ihre absolute Mehrheit abgeben. CVP und CSP verloren zusammen sieben Mandate und rutschten von bisher 68 auf 61 Sitze ab, also deutlich unter das absolute Mehr von 66 Sitzen.
Die grosse Siegerin ist die SVP. Sie konnte ihre Sitzzahl um neun auf 21 Mandate ausbauen und wird zur drittstärksten Partei hinter CVP und FDP.Die Liberalen.
Die SVP schwächte nicht nur die CVP, sondern überholte auch die Linksallianz, die zwei Sitze verlor und noch 20 Vertreter im Grossen Rat zählt. Die FDP konnte ihre 28 Sitze halten.
Erstaunlich am Wahlerfolg der SVP ist, dass dieser erstmals im ganzen Wallis manifest wurde. Hatte die SVP bisher vor allem im Oberwallis zugelegt, ist es diesmal umgekehrt: Von den insgesamt 9 zusätzlichen Sitzen gewann sie einen im Oberwallis dazu und deren acht im französischsprachigen Kantonsteil.
Wechsel oder Unfall?
Der polarisierende SVP-Politiker Freysinger habe offensichtlich eine allgemeine Unzufriedenheit in einem geschickten Wahlkampf erfolgreich thematisiert, schreibt der Walliser Korrespondent der «NZZ», Luzius Theler. Dazu habe Freysinger konsequent den direkten Kontakt zur Wählerschaft gesucht. Er sei für die Regierung gesetzt.
Vorsichtiger gibt sich die überregionale Westschweizer Zeitung «Le Temps»: Kein politischer Beobachter und kein Journalist habe das überwältigende Resultat von Freysinger vorausgesehen. Ob dieses ein Zeichen eines echten Wechsels oder eines politischen Unfalls sei, müsse der zweite Wahlgang und die nächste Legislatur zeigen.
SDA/kle
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