FC Biel: Der neue Investor steigt bereits wieder aus
Der FC Biel darf nicht mehr in der Challenge League mitmachen. Die Bieler Spiele der Rückrunde werden alle mit 0 Punkten gewertet. Dies veranlasste den angepriesenen Investor Martin von Burg, bereits wieder das Handtuch zu werfen.

Am Dienstag sprach Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, in einem Interview mit dieser Zeitung noch von einer «Ultima Ratio». Einer Mannschaft die Lizenz per sofort zu entziehen, ist für die Liga die letzte Massnahme, weil sie eine Meisterschaft immer mit der vollen Anzahl Teams zu Ende bestreiten will.
Doch die Situation beim FC Biel, der seinen Spielern und Angestellten seit Januar keine Löhne mehr bezahlte, liess der SFL keine andere Möglichkeit. Zumal die Liga seit geraumer Zeit in Biel keinen Ansprechpartner mehr hatte, weil sich Präsident Carlo Häfeli dem Dialog entzog.
Erhebliche Unsicherheiten
Der Lizenzentzug hat auch Konsequenzen für die Tabelle in der Challenge League. Nachdem alle Spiele mit Bieler Beteiligung in der zweiten Phase mit 0:0 und 0 Punkten gewertet werden, braucht Leader Lausanne (55 Punkte) aus den restlichen sieben Spielen noch sechs Zähler für den definitiven Aufstieg. Verfolger Wil hat bei zwei Mehrspielen bereits zehn Punkte Rückstand und zudem die Lizenz für die Super League nicht erhalten.
Zwar können die Bieler, namentlich Präsident Häfeli, binnen fünf Tagen rekurrieren. Aber aufgrund der akuten Probleme und zur Vermeidung von Ungleichheiten im Spielbetrieb wird im Entscheid der Disziplinarkommission dem Rekurs die aufschiebende Wirkung entzogen. Der Präsident Carlo Häfeli war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Begründet wird der sofortige Lizenzentzug damit, dass der FC Biel wiederholt die Informationspflichten verletzt und gegen vier Kriterien in «vorwerfbarer Weise» verstossen hat. Bereits vor dem Entzug war der Verein mit Bussen und mit dem Abzug von total acht Punkten bestraft worden.
Die Klubs der zwei höchsten Spielklassen sind, gestützt auf die Bestimmungen des Lizenzreglements, auch während der Saison verpflichtet, die Einhaltung von Lizenzkriterien sicherzustellen und die SFL darüber zu informieren. Die Disziplinarkommission stellte fest, dass insbesondere im finanziellen und im personellen Bereich bei der Klubadministration und dem sportlichen Staff erhebliche Unsicherheiten und Lücken vorliegen und eine Weiterexistenz oder der Spielbetrieb gefährdet ist. Zur Erinnerung: Die Mannschaft befindet sich seit letztem Freitag im Streik.
Häfelis Spiel auf Zeit
Der FC Biel habe bis heute keine geeigneten und zuverlässigen Informationen betreffend seine effektive finanzielle Situation offenbart, schreibt die SFL in ihrer Mitteilung zum Lizenzentzug. Dem Vernehmen nach soll die Verschuldung mittlerweile bei rund 2,5 Millionen Franken liegen.
Vor diesem Hintergrund überraschte der Entscheid von Konkursrichter Balz Oberle, der dem Klub am Dienstag eine zweimonatige Frist erteilte, um eine Nachlassstundung anzustreben. Häfeli hatte mit Martin von Burg einen Unternehmer aus Grenchen präsentiert, der bis zum Freitag 800'000 Franken einschiessen werde, um die ausstehenden Löhne und Sozialabgaben zu begleichen. Damit würde sich von Burg auch gleich 51,2 Prozent der Aktien sichern, er wäre damit also der neue Mehrheitseigentümer. Auch sprach Häfeli von einem Investor aus Amerika, der mit einem Betrag von 10 Millionen Dollar in das Unternehmen FC Biel einsteigen wolle.
Zumindest bei Ersterem ist seit der Nacht auf Donnerstag wieder alles anders. Von Burg, der nach eigenen Angaben in der Finanzbranche tätig ist, verschickte spätabends ein Communiqué, in dem er mitteilt, von seinem Investment abzusehen. Aufgrund des Entscheides der Disziplinarkommission und der Tatsache, dass der FC Biel nicht mehr in der Challenge League mittun könne, habe er «schweren Herzens» entschlossen, von der Bereitschaft zur Rettung der Aktiengesellschaft Abstand zunehmen. Er fügt noch an, mit dem Entscheid der Disziplinarkommission sei dem Fussball und der Region Seeland «ein schwerer Schaden zugefügt worden».
Von Burg ist kein unbeschriebenes Blatt. In der Saison 1984/1985 war er als Sportchef beim FC Grenchen tätig, er investierte kräftig in die Mannschaft, worauf diese in die NLA aufstieg. Der sportliche Erfolg hatte jedoch eine Kehrseite – gemäss der Klubchronik präsentierte der FCG an einer ausserordentlichen Generalversammlung im Dezember 1985 eine Schuldenlast von 680'000 Franken. Später sollte sich dieser ausgewiesene Betrag gar als zu tief erweisen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch